Skitour Rostizkogel
Ötztaler Alpen
3394 Meter
5. April 2021
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Im Nahbereich der schroffen, abweisenden Giganten des Kaunergrats zu einem leichter erreichbaren Ziel: von der Talstation der geschlossenen Pitztaler Gletscherbahn (1.736m) über die Piste zum Rifflsee (2.232m) und entlang der Standardroute Richtung K2 südwestwärts Richtung Wurmtaler Joch. Auf 2.400m rechts ab und über eine Steilstufe in das obere Becken südlich des 'Schneidigen Wandls'. Nun nicht der Route zum K2 folgend zum Mittleren Löcherferner, sondern über eine weitere Steilstufe unterhalb der Südwand des Seekogels auf den Nördlichen Löcherferner (ca. 3.100m). Über den Ferner und den breiten Gipfelrücken zum Gipfel des Rostizkogel (3.394m). Abfahrt direkt über den Gipfelhang und beim Löcherferner mit kleiner Variation unterhalb der Seekogel-Südwand.
Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (ZS). Skitechnisch ist lediglich der Zustieg auf den Nördlichen Löcherferner etwas anspruchsvoller (>35°), aufgrund des potenziellen Steinschlags aus der Seekogel-Südwand empfiehlt sich entsprechender Abstand.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 4:30 Stunden
Höhenmeter: 1.660 Meter
Parkplatz:
Mittelberg, Pitztaler Gletscherbahn
Einkehrmöglichkeiten:
Rifflseehütte
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ******* (7/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ****** (6/10)
Auf dieser Tour bleiben die schroffen Giganten des Kaunergrats in sicherer Entfernung. Umso beeindruckender der Anblick über den Nördlichen Löcherferner zum alles andere als leicht ersteigbaren Seekogel (3.357m).
6:30 Uhr im hintersten Pitztal. Ich schnalle an und mein mich begleitender Tourenpartner hat ... keine Stecken dabei. Shit happens :) Er besteht drauf, dass ich die Tour trotzdem gehe und macht es sich erst einmal im Auto gemütlich, bevor er dann noch zu Fuß die 1000 Höhenmeter zum nahen Grubengrat in Angriff nimmt.
Ich schalte auf Turbo und flitze auf der 'Piste' hinauf zum Rifflsee.
So oft wie diesen Winter war ich noch nie in den Ötztalern. Sonnenaufgang am Mittagskogel (3.159m), hinter dem sich das Pitztaler Gletscherskigebiet ausbreitet.
Stillstand allerorten in diesem Corona-Winter, so auch hier bei den Rifflseebahnen.
Dafür sieht man quasi niemanden. Nur eine Handvoll Tourengeher ist unterwegs und alle gehen zum K2. Halblinks in der Sonne der mich auf dieser Tour ständig begleitende Seekogel, egal von welcher Seite nicht unter III oder schwieriger zu haben.
Am Rand des Sees taleinwärts und dann dem Rifflbach bzw. dem Offenbacher Höhenweg folgend.
Wunderbar!
Im Süden der Wurmtaler Kopf (3.225m), gleich hier auf 2.400m aber ...
... rechts die Steilstufe rauf.
So sieht der Anstieg zum Rostizkogel vom gegenüberliegenden Grubengrat aus: durch die untere Steilstufe und das in Bildmitte sichtbare gestufte Gelände zum nördlichen Löcherferner unterhalb des mächtigen Seekogels und zum Gipfel (leicht links der Bildmitte). Unmittelbar links vom Rostizkogel ganz schnuckelig der K2, noch weiter links der Löcherkogel (3.324m).
Der K2 ist in aller Regel angespurt.
Nach der Steilstufe taucht in Bildmitte die Gipfelkuppe des Rostizkogels auf, es sind aber noch rund 700 Höhenmeter.
Vorne teilen sich die Routen. Durch die Mulden links zum Mittleren Löcherferner und zum K2, geradeaus steiler zum Nördlichen Löcherferner.
Hier hat man die Wahl: entweder ganz rechts zur steinschlaggefährdeten Südwand oder, zu empfehlen, weiter links direkt auf den Gletscher zu.
Es gibt mehrere Möglichkeiten die Steilstufe zu überwinden, ich habe mich eher links gehalten und musste kurz einmal über eine Mini-Felsstufe die Ski tragen. Hinten ist nun der K2 zu sehen.
Unterhalb des Gletscherbruchs durch Mulden aufwärts, ab hier weist mich eine Einzelspur.
Endlich am Nördlichen Löcherferner (ca 3.100m), links mein Ziel. Das ist die Höhe wo ich dann immer ein bisschen halblang und langsamer machen muss.
Die Grate zum Seekogel werden aus der Nähe auch nicht leichter. Hier ein massiver, relativ frischer Ausbruch der mich zweifeln lässt, ob der Westgrat tatsächlich nur III ist.
Fast flach auf dem Gletscher, aber nur fast flach.
Man geht Schritt für Schritt und hat das Gefühl, keinen Meter voranzukommen. Trotzdem wunderschön.
Ankunft bei der Scharte. Der für die Mittagszeit angekündigte Föhn macht sich bemerkbar. Hinten der Südgipfel der Watze.
Der Gipfelrücken ist nicht schwierig, ca. 170 Höhenmeter sind's noch.
Unterwegs zum Gipfel, hier POV.
Und aus der Perspektive meines Kumpels vom gegenüberliegenden 3,5km entfernten Grubengrat.
Vom Vorgipfel noch ein paar steile Meter zum kreuzlosen Hauptgipfel (3.394m).
Tolle Perspektive nach Süden: ganz vorne der kleine K2 (3.253m), dahinter markant der Löcherkogel, flankiert rechts vom Hapmeskopf (3.289m) und links vom Wurmtaler Kopf, Richtung Süden gefolgt von Eiskasten- (3.371m), Bligg- (3.453m) und der dunklen Vd. Ölgrubenspitze (3.452m).
Es ist etwas nach 10 Uhr, bin gut in der Zeit für eine Abfahrt über die ost/südostseitigen Firnhänge.
Abfahrt direkt über den Gipfelhang auf den Löcherferner, mit genialem Blick zum Seekogel.
Drüben nochmals der K2.
Extrem lässig, ganz alleine hier heroben mit dem Mega-Ausblick. Doch nun wird's Zeit: bin fast 4h unterwegs, mein Kumpel wartet.
Bye bye, Rostizkogel.
Abfahrt über die Weiten des Löcherferners, wiederum vom Grubengrat gesehen. Bin dann oberhalb der Gletscherbrüche hinüber bis unter die Seekogel-Südwand.
Hab 20 Sekunden gewartet, ob man Steinschlag wahrnimmt, zumindest bei meiner flotten Durchfahrt alles ruhig.
Atemberaubende Kletterrouten führen durch diese Wand.
Abfahrt vom Löcherferner über die steilere Variante.
Etwas abseits der zerfahrenen Piste vom K2 herab ging's passabel.
Mit Schwung hinaus zum Rifflsee, auf der anderen Seite nochmals Puitkogel (3.343m) und Wassertalkogel (3.352m) - muss ich mir im Sommer den Mainzer Höhenweg einmal genauer ansehen.
Gewaltiges Pitztal.
Der Frühling kommt, das ist offensichtlich.
Die letzten Meter an der Taschachalm vorbei zum Parkplatz. Meine Kollege hat sich seine Zeit trotz Stecken-Fail auch gut vertrieben und noch vor 11:30 Uhr sind wir schon wieder am Weg Richtung Inntal.
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Reinhard Eisner (Samstag, 01 Oktober 2022 17:01)
Ich war in den 60er Jahre viele Jahre Bergfrührer auf der KAunergrathütte. Der Seekogel Westgrat war ein IVer. Herzlichen Gruß Reinhard Eisner