Skitour Schrammacher
Zillertaler Alpen
3410 Meter
7. April 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Start beim Weiler Stein im hinteren Pfitschtal (1.520m). Über die noch schneebedeckte Pfitscherjochstraße mit einigen Abkürzern bis zur 4. Kehre (1.810m), dann nordostwärts steiler durch das Bärenbad auf den Kamm oberhalb des Pfitscher Jochs (ca. 2.300m). Den breiten Rücken links der mächtigen Seitenmoräne aufwärts und an der Schneescharte vorbei zum Beginn des Stampflkees (2.820m). Über den flachen Gletscher direkt auf den Gipfelaufbau zu und steil auf die kleine Scharte nördlich der Oberschrammachscharte, Skidepot (3.250m). Zuletzt den Südgrat aufwärts zum Gipfel (3.410m). Abstieg und Abfahrt auf selber Route, Richtung Pfitscherjochstraße gibt es einige Abfahrtsvarianten.
Schwierigkeitsgrad: skitechnisch nicht besonders schwierig (ZS+), aber in Summe nicht zu unterschätzen. Der Anstieg durch das Bärenbad ist je nach gewählter Route bis ca. 40° steil. Stampflkees und Randkluft eingeschneit, letzte kurze Rinne zum Skidepot nochmals an die 40°. Der Grat war in diesem schneereichen Winter teils eine schmale Firnschneide, Steigeisen und evtl. Pickel von Vorteil. Meist Stapfen, einige Stellen I, kurz vor dem Gipfel eine ca. 2m hohe versicherte Stelle II.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 6:30 Stunden
Höhenmeter: 1.890 Meter
Parkplatz:
Gasthof Stein im hinteren Pfitschtal.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ******** (8/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ******** (8/10)
Am Südgrat des Schrammacher (3.410m) mit weitem Blick in die Dolomiten. Anfang April, die schönste Tourenzeit des Jahres hat begonnen.
Tagwache noch vor 4:00 Uhr. Weite Anfahrt über den Brenner und Start um 6:00 Uhr im Stockdunkeln beim Gasthaus Stein im hintersten Pfitscher Tal auf 1.520m.
Der Schnee beginnt unmittelbar hinter dem Gasthaus, somit ist eine Auffahrt mit dem Auto auf der Pfitscherjochstraße unmöglich. Wird bei dieser Schneelage noch länger so bleiben.
Mit Stirnlampe überwinde ich den Waldgürtel mit diversen Abkürzern zwischen den Kehren. Bei Kehre Nr. 4 auf 1.810m geht's ab ins Gelände.
Hinauf Richtung Bärenbad unterhalb des Grawandkofels (2.835m). Hier hat man 2 Möglichkeiten: steil durch ein breite Rinne oder, auch nicht gerade flach, etwas weiter rechts am Wanderweg Nr. 4 zum Pfitscher-Joch-Haus. Ich wähle die zweite Variante.
Sonnenaufgang um knapp vor 7 Uhr über der Felbespitze (2.849m).
Ausstieg aus dem lichten Wald, alles gut durchgefroren.
Die freien Hänge unterhalb des Grawandkofels. Man könnte auch in direkter Linie steil ansteigen, ich bevorzuge aber den kleinen Schlenker Richtung Pfitscher Joch.
Gegenüber das Pfitscher-Joch-Haus (2.275m), dahinter Rotes Beil (2.946m).
Sonnenaufgang vor dem beeindruckenden Panorama von Hochfeiler (3.509m) und Hochferner (3.470m).
Auf die Südseite gewechselt. Beeindruckende Seitenmoränen unterhalb des Stampflkees und nicht minder beeindruckende Firnhänge.
Endlich Sonne. Hier bereits am flachen Kamm auf ca. 2.400m oberhalb des Pfitscher Jochs. Die Route ist logisch vorgegeben und nähert sich dem Gletscherbecken von links.
Rückblick in das noch schattige Pfitscher Tal. Ich hatte es nicht eilig, bis hierhin ca. 2h Anstiegszeit für nicht mal 1.000 Höhenmeter.
Eine Tourengruppe folgt nach.
Gemütlich aufwärts. Angenehme Temperatur und windstill.
So geht's eine Weile unschwierig dahin. Auf ca. 2.820m betrete ich das Stampflkees und der Gipfelaufbau wird sichtbar.
Der Südgrat des Schrammacher. Mit dem Fernglas sehe ich, dass der Grat nur im unteren Drittel angespurt ist. Von der nachfolgenden Gruppe erfahre ich, dass 2 Tourgengeher am Vortag wegen zuviel Schnee auf halber Höhe abgebrochen haben. Skidepot wird an einer kleinen Scharte oberhalb des markanten, dunklen Felszacken gemacht.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Gletscher kommt eine weitere Gruppe dazu, die vom Schlegeis aufgestiegen ist.
Am flachen Stampflkees. Kurz nehme ich die falsche Spur, die zur Hohen Wand hinaufführt, quere dann aber zurück.
Die Schlegeis-Gruppe schon in der steilen Rinne kurz vor dem Skidepot.
Genußvoller Weg über den Gletscher. 2 weitere Kollegen kommen noch dazu, nun sind alle Gipfelaspiranten relativ knapp beieinander.
Nach der flachen Querung steigt es auf 3.000m wieder an - bis hierhin schon 3:30h Aufstiegszeit.
Auf der anderen Seite des Gletschers der Nordost-Anstieg zur Hohen Wand (3.289m), der heute nicht begangen wurde.
Kurz vor der Rinne hinauf zum Skidepot. Die oft beschriebene Randkluft ist völlig eingeschneit und nicht eindeutig lokalisierbar.
Querung unterhalb des Südgrats.
Herrlicher Anstieg bei besten Verhältnissen.
Die letzten Meter zum Skidepot, im obersten Teil bis zu 40°.
Wir deponieren auf ca. 3.160m die Latten und legen die Steigeisen an.
Nun die letzten 160 Höhenmeter den Südgrat hinauf. Am Anfang schmal und leicht ausgesetzt.
Ein Kollege hat sich entschlossen die Ski mitzunehmen, um vom Gipfel die südwestliche Steilrinne abzufahren.
Schöne Stapfspur, die Schlegeis-Gruppe hat gute Vorarbeit geleistet.
Im Mittelteil des Grats wird es etwas breiter und flacher. Das Panorama ist atemberaubend.
Der Blockgrat fast zur Gänze eingeschneit. Einige Stellen I machen keine Probleme, oben bereits die markante Steilstufe kurz unterhalb des Gipfels, die man entweder direkt nimmt (II) oder bei ausreichender Schneelage links umgehen kann.
Teilweise ausgesetzt, auf Wechten aufpassen.
Zu beiden Seiten pfeift's kräftig hinunter.
Die 2m hohe Felsstufe nimmt man entweder direkt (II+, nicht ausgesetzt) oder rechts mit Hilfe einer Reepschnur (etwas ausgesetzt).
Hier ist konzentriertes Steigen erforderlich.
Von der Steilstufe sind's nur mehr ein paar Meter. Nach Westen über der Sagwandspitze (3.227m) ein unendliches Gipfelmeer.
Vom Gipfelplateau hinüber zum Gipfelkreuz des Schrammacher (3.410m), links im Hintergrund Fußstein (3.380m) und Olperer (3.476m). Aufstiegszeit etwas mehr als 5h.
Das kleine Gipfelkreuz.
Unglaublicher Tag! Im Süden Hochfeiler und Hochferner, am Horizont die Dolomiten mit allem, was Rang und Namen hat.
Fußstein und Olperer im Portät aus Südwesten.
Blick nach Norden auf Wetterstein und Karwendel mit den ausapernden Südseiten.
Stampflkees und rechts Hohe Wand.
Richtung Südosten, unten der Schlegeisspeicher.
Im Süden Peitlerkofel, Marmolata, Geislergruppe und Rosengarten.
Hintertuxer Gletscherskigebiet.
Ich lasse mir Zeit und genieße noch ein Weilchen allein das Gipfelpanorama.
Als letzter des heutigen Tages steige ich wieder vorsichtig ab.
Die versicherte IIer Stelle von oben. Reichlich Luft unter den Sohlen.
Genußvoller Abstieg.
Die letzten Meter am schmalen Grat zurück zum Skidepot.
Der Kollege, der die Steilrinne abgefahren ist, wartet am Gletscher.
Fertigmachen für die lange Abfahrt.
Die Abfahrt durch das Oberschrammachkar Richtung Schlegeis schaut auch fantastisch aus.
Die ersten Meter auf gepresstem Plattenpulver abwärts.
Dank Firn zischt es problemlos über den flachen Gletscher.
Der eindrucksvolle Südgrat des Schrammacher im Rückblick.
Gigantisch - das Tourenherz lacht bis über beide Ohren.
Was für eine Kulisse!
Abfahrtsfreuden.
Perfekter Zeitpunkt für die Abfahrt. Ich nehme die steilere Variante zum Bärenbad.
Hinab ins schöne Pfitschertal.
Belohnung für die Mühen des langen Aufstiegs.
Schwer zu toppen, diese Frühlingstouren.
Zischfirngala.
Auf ca. 1.800m hinein in den Wald, diesmal nicht auf der Pfitscherjochstraße, sondern direkt am Wanderweg hinunter zum Ghf. Stein.
Mit kleiner Mutprobe zwischendurch.
So geht's mit Ski bis direkt zum Gasthaus, die Südseiten sind aber schon am Ausapern.
Das Material der Schrammacher Gipfelsieger.
Ende der Tour mit einer Einkehr im Ghf Stein. Heute hat wirklich alles gepasst!
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Edi (Sonntag, 08 April 2018)
Großartig - die Tour und der Bericht. Grüße
rainer (Sonntag, 08 April 2018 19:26)
Bärige Tour Jürgen - Gratuliere!
lukasruetz.at (Montag, 09 April 2018 13:26)
Lässig :-)
Pebeu (Samstag, 09 November 2024 22:16)
Vielen Dank für diesen detaillierten Touren Bericht. Was für einen genialen Tag hast du erlebt. Ist geplant, hoffen ähnliche Bedingungen vor zu finden. Viele Grüße, Peter Annette