Skitour Reichenspitze & Kuchelmooskopf
Zillertaler Alpen
3303 / 3214 Meter
12. Mai 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Ausgangspunkt Bärenbadalm im Zillergrund (1.450m). Mit Bike durch mehrere Tunnel zum Speichersee Zillergründl (1.850m). Noch ein Stück weiter und Raddepot beim Ausgang des Zillerkars (ca. 1.900m). Zu Fuß talein und über den Sommerweg Richtung Plauener Hütte in das Kuchelmooskar. Durch eine Steilrinne auf den oberen Karboden (ca. 2.500m). Ostwärts über eine Steilstufe auf das Kuchelmooskees (ca. 2.800m), am Kees Richtung Norden und um den Gipfelaufbau herum zum Skidepot am Grat (ca. 3.150m). Durch die Steilflanke zum Gipfel (3.303m). Zurück zum Skidepot, kurze Abfahrt auf das Kees und Gegenanstieg zur Kuchelmoosscharte (3.110m). Anstieg zu Fuß auf den Kuchelmooskopf (3.214m). Zurück zur Scharte und Abfahrt über das weite Zillerkar bis ca. 2.300m. Über den nördlichen Karbereich steil abwärts in das Zillerkargründl und zum Rad sowie Abfahrt zum Ausgangspunkt.
Schwierigkeitsgrad: skitechnisch ziemlich schwierig (ZS+). Spaltengefahr am Kuchelmooskees. Die bis zu 45° steile Flanke der Reichenspitze ist bei Hartschnee als schwierig zu bewerten - Steigeisen und Pickel obligatorisch. Anstieg auf Kuchelmooskopf durch schwankende Schneeverhältnisse etwas unangenehm, aber unschwierig.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 7:45 Stunden
Höhenmeter: 2.030 Meter
Parkplatz:
Bei Bärenbadalm, Zufahrt in den Zillergrund über Mautstraße.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ********* (9/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ********* (9/10)
Die kühne Gipfelflanke der Reichenspitze (3.303m) gesehen vom Kuchelmooskees, links daneben der Gabler (3.230m).
Der klassische Fernblick aus den Tuxer Alpen auf die Reichenspitzgruppe - schon lange hatte ich diesen Teil der Zillertaler Alpen im Visier.
Los geht's um 5:30 Uhr mit Bike vom Ghf. Bärenbad (1.450m), erreichbar über die Mautstraße von Mayrhofen in den Zillergrund. Zuerst sind 400 Höhenmeter auf der asphaltierten Straße hinauf zur Dammkrone des Speichersees Zillergründl zurückzulegen.
Beeindruckendes Bauwerk, mich dürstet jedoch nach Natur. Die Auffahrt führt durch einige beleuchtete Tunnel, bei Autoverkehr wäre eine Stirnlampe ratsam.
Bei der Dammkrone auf 1.850m.
Ghf. Adlerblick.
Ein letzter Tunnel, nach der Dammkrone nicht mehr asphaltiert.
Und noch ein Stück weiter zum Eingang des Zillerkars, wo ich später wieder herunterkommen werde - Bikedepot. In Bildmitte der Grundschartner (3.065m) bereits in der Sonne.
Hoch über dem fast leeren Speichersee noch ein paar 100 Meter taleinwärts. Hinten das Heilig-Geist-Jöchl (2.658m), Übergang in das Südtiroler Ahrntal.
Kurz nach einem kleinen Denkmal nehme ich den ersten (unbeschilderten) Weg Richtung Plauener Hütte. Nach einigen Minuten stehe ich im unteren Kuchelmooskar.
Anschnallen auf ca. 2.050m. Ich halte mich entlang der Felswände zur markanten Rinne. Vor mir zwei weitere Tourengeher, mit denen ich am Gipfel zusammentreffen werde.
So steil ist die Rinne gar nicht, bis etwa 35°. Aufgrund des gefrorenen Altschnees schnalle ich trotzdem ab und stapfe kraftsparend hinauf.
Oben die Plauener Hütte (2.364m), dahinter Kleinspitze (3.169m) und Rauchkofel (3.251m).
Unteres Kuchelmooskar. Links kann man sich bei der Abfahrt noch eine Zeit lang runterschwindeln, ich wähle für meine Abfahrt das nördlich gelegene Zillerkar (in dem man wesentlich weniger weit runterkommt).
Stapfen.
Wie gesagt: die Steilrinne ist wesentlich weniger steil als es der eine oder andere Bericht vermuten lässt.
Einzig der Ausstieg eine Spur steiler, aber kein Problem.
Im oberen Kuchelmooskar auf ca. 2.500m, direkt vor dem Gipfelaufbau der Reichenspitze. Links, etwas abgeschnitten, der Kuchelmooskopf, den ich als zweiten Gipfel mitnehmen werde.
Blick Richtung Zillergrund, der trennende Kamm zwischen Kuchelmoos- und Zillerkar versperrt die Sicht talauswärts.
Perfekte Verhältnisse, links oben das sehr spaltige Kuchelmooskees. Der Gletscherbruch wird rechts der Bildmitte über eine Steilstufe in einem Linksbogen umgangen.
Schöner Gipfel, diese Reichenspitze - kein Wunder dass sie aus der Ferne so markant wirkt.
Auch der Kuchelmooskopf ist aus dem Kar eine sehenswerte Gestalt.
Die zwei Tourengeher schon direkt vor dem Gletscherbruch.
Ich passiere dieselbe Stelle etwa 20 Minunten später, hinten der Kuchelmooskopf.
Die Steilstufe wäre ohne Harscheisen eine echte Plackerei geworden. Der mächtige Rauchkofel links dominiert das Panorama.
Kuchelmooskopf.
Am abflachenden Gletscher auf ca. 2.800m kommen die Harscheisen wieder in den Rucksack.
Ziller- (3.092m) und Richterspitze (3.052m), die nahe Gamsscharte (nicht sichtbar) wäre ein Übergang in das Krimmler Tal nach Salzburg.
Nach einem großzügigen Rechtsbogen und Respektabstand zu den Spalten taucht die Reichenspitze auf: Skidepot wird links unter den Felsen eingerichtet, dann über eine erste kürzere Steilstufe (Mitte) auf ein Plateau und zuletzt sehr steil zum Gipfel.
Im oberen Gletscherbecken, links Kuchelmooskopf, mittig Kuchelmoosscharte und rechts Wildgerlosspitze (3.280m).
Herrliche Tour. Außer mir heute nur 3 Leute am Weg.
Imposante Szenerie! Die beiden vor mir schon im Anstieg durch die erste Steilstufe. Bei sehr guten Verhältnissen wird mit Ski zumindest bis zum ersten Plateau, manchmal sogar direkt bis zum Gipfel angestiegen.
Ein anderer war noch früher dran und wird mit einem (noch) nebelfreien Ausblick belohnt.
Kurz vor dem Skidepot - Steigeisen angelegt und los geht's.
Stimmungsvoller Blick links auf den Gabler, rechts immer der Spur auf dem Firnfeld nach. Knapp unter 45°.
Herrlicher Ausblick auf Kuchelmooskopf (links) und Wildgerlosspitze (rechts), vor dieser hier unscheinbar der Hahnenkamm. Mit der Fernsicht auf Tuxer und Karwendel wird's aufgrund der Quellbewölkung nichts mehr.
Wildgerlostal auf Salzburger Seite, unten der Speicher Durlassboden und Gerlospass-Königsleiten, dahinter die Salzachgeier. Rechts die Wildkarspitze schon eingewölkt.
Oberhalb des steilsten Abschnitts, bei Hartschnee ohne Steigeisen nicht ratsam.
Ein paar felsige Abschnitte und schon am letzten kurzen Firnfeld kurz vor dem Gipfel. 4:45h höchst abwechslungsreicher Aufstieg liegen hinter mir.
Dank des bayrischen Pärchens bekomme ich mein Gipfelfoto auf der Reichenspitze (3.303m).
Rückblick über den Anstieg aus dem Kuchelmooskar.
Die beiden steigen wieder ab und nehmen den Rückweg durch das Kuchelmooskar.
Sehenswerter Tiefblick auf den Gabler (3.260m), dahinter Venedigergruppe in den Wolken.
Nach Süden leider keine Sicht auf den Hauptkamm mit Röt-, Dreiherren- und Simonyspitzen - next time!
Abstieg.
Im steilsten Teil rückwärts abgestiegen, Pickel hilfreich.
Vom Firnfeld ein herrlicher Blick auf die kaum 50 Höhenmeter Gegenanstieg zur Kuchelmoosscharte.
Rückblick von der zweiten Steilstufe.
Auch hier nochmals konzentriertes Steigen.
Ein sehr schöner Berg, diese Reichenspitze!
Nach 100 Höhenmeter Abfahrt entledigen der Felle und kurzer Gegenanstieg im T-Shirt.
Ein bisschen Wühlen im aufgeweichten Schnee an der Scharte (3.110m).
Und dann zu Fuß weiter. Die 100 Höhenmeter da rauf waren extrem mühsam.
Rechts sehr harter Altschnee, dann eine messerscharfe Trennlinie zum aufgeweichten, der Sonne voll ausgesetzten Sumpf. Leider hatte ich beschlossen, den Rucksack samt Steigeisen in der Scharte zurückzulassen, dann wäre ich rechts easy hochgeflitzt.
So aber filigranes Steigen. Da unten in der Scharte liegt er, der arme Rucksack.
Oben etwas flacher und unschwierig.
Tiefblick auf den Südgrat der Wildgerlosspitze (III).
Schwer verdient, der Kuchelmooskopf (3.214m).
Vom Gipfel tolle Frontalsicht auf die Reichenspitze.
Zoom auf den Gipfelbereich der Reichenspitze, links der Gabler.
Kuchelmooskar.
Staumauer Zillergründl.
Ein schöner Gipfel, dieser Kuchelmooskopf.
Sehr vorsichtig wieder runter.
Am Grat, im Sommer wohl ein Ier, heute kombinierte Sumpf-Krusten-Challenge.
Abstieg.
Letzter Blick auf die Reichenspitze ...
... denn nun durch das weite Zillerkar abwärts.
Oben am Zillerkees etwas Abstand zur Bruchzone halten. Herrlicher Firn trotz der etwas fortgeschrittenen Tageszeit (12:30 Uhr).
Bis 2.500m sehr gute Abfahrtsverhältnisse, darunter wurd's sumpfig mit vielen unangenehmen Wasserrinnen.
Im Kar hält man sich möglichst rechts, um den Steilabbrüchen auszuweichen.
Die Tour in der umgekehrten Richtung wäre auch eine Option, sehr schönes Anstiegsgelände hier.
Auf exakt 2.300m ist Ende Schneegelände - die südseitig ausgerichteten Hänge sind schon länger nicht mehr befahrbar.
Daher für die 400 Höhenmeter zum Rad die Ski geschultert und durch die Botanik irgendwie runter.
Wie immer eine Herausforderung: die großen Schmelzwasserbäche.
Letzte Meter zum Raddepot.
Aufs Rad und rein in die Tunnel.
Spaßiges Finale, mit dem Bike durch die Tunnels runterzuzischen. Die Touristen beim Adlerblick haben mich angeschaut wie einen Astronauten.
Vom Adlerblick abwärts zur Bärenbadalm, zu Fuß wär das nach der langen Tour nur mäßig lustig.
Rückblick auf die Staumauer und den Kleinen Magner. Im Winter kann man die Staumauer überqueren und auf der gegenüberliegenden Talseite über den Fahrweg abfahren.
Retour im Zillergrund nach 7:45h. Tolle, abwechslungsreiche Tour mit vielen interessanten Passagen. Gerne komme ich wieder in diese mir bisher unbekannte Gegend.
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rainer (Mittwoch, 16 Mai 2018 19:31)
alle Achtung Jürgen!
Michael Prittwitz (Sonntag, 04 Februar 2024 22:21)
Schöne Tourenbeschreibung und tolle Bilder.
Grüße aus Bad Reichenhall
Michael