Skitour Nestspitze

Zillertaler Alpen

2966 Meter

26. März 2021

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Holger

Beschreibung:

Von Norden aus dem Tuxertal auf den Tuxer Hauptkamm: wir starten in Juns (1.350m) und gehen teils am Forstweg, teils am Sommerweg zur Höllensteinhütte (1.694m). Unterhalb des mächtigen Höllensteinkars ostwärts zu den Rotböden und auf 2.120m südwärts eindrehend in das Lange-Wand-Kar. Über einige sanfte Geländestufen und zuletzt steil auf die Scharte (2.790m). Zu Fuß am Grat zuerst zur Hauserspitze (2.855m) und am im oberen Teil schmäleren Felsgrat zur Nestspitze (2.966m). Abfahrt wie Abstieg. 

Schwierigkeitsgrad: schwierig (S/II). Ohne Schwierigkeiten bis in hintere Lange-Wand-Kar. Der Zustieg zur Scharte übersteigt kurz die 40°. Am Grat mit leichtem Felskontakt zur Hauserspitze (T3), vor der Nestspitze ist ein ca. 7m hoher Absatz abzuklettern (II), Rest max. I.

Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten. 

Dauer: 5:30 Stunden 

Höhenmeter: 1.650 Meter

Parkplatz:

Juns

Einkehrmöglichkeiten:

Höllensteinhütte

Landschaft: ********* (9/10)

Kondition:       ******* (6/10 - je nach Schneelage)

Anspruch:      ******** (8/10)

Am felsigen Westgrat der Nestspitze mit Traumausblick auf die Zillertaler Alpen.

Mit Anlaufschwierigkeiten - wir wollten ursprünglich in den Sundergrund - landen wir in Juns im Tuxertal (1.360m). Gegenüber begrüßt uns der sonnige Rastkogel.

Statt des mit Sicherheit einsameren Sundergrunds begleiten uns einige Partien rauf zur Höllensteinhütte.

Kein Wunder: wunderschöner Tag in wunderschöner Umgebung, hier kurz vor der Hütte (1.694m). Links der Bildmitte die Lange Wand, vor der wir rechts in das Kar einbiegen werden.

Allseits bekannte Tuxer. Die Kalkwand in Bildmitte sehe ich von Zuhause, rechts davon die liebliche Grüblspitze als Teil meiner langen Tour in der Wattener Lizum. Absurd, dass wir weit über 1h mit dem Auto durch das Zillertal anfahren müssen, um dieselben Berge von ihrer Vorderseite sehen zu können. 

Gewaltige Landschaft auf Höhe der Rotböden, wie hier die Abbrüche des Höllensteins.

Wir folgen der breiten Spur und erkennen rasch, dass dies noch nicht das richtige Kar ist. Hier ginge es hinauf zur Höllensteinscharte mit möglicher Abfahrt in das westlich gelegene Grierer Kar. Zahlreiche Abfahrtsspuren zeugen von Überschreitern herüber von Hohem Riffler, Napf- oder Realspitze.

Wir queren die Hänge. Der Höllenstein (2.874m) zeigt sich in voller Pracht. 

Wir steigen in das Lange-Wand-Kar ein. Nördlich der Flach (2.248m) - macht seinem Namen alle Ehre - und Tettensjoch.

Wir hier und sonst (noch) keiner da. Links Lange Wand, die südwärts auf die Nestspitze zuläuft, rechts Mitterschneide. Der für den Nachmittag angekündigte Föhn zeigt sich mit ersten Böen.

Herrlicher Aufstieg, auch für die Abfahrt sieht es vielversprechend aus.

Die guten Spuren enden abrupt auf rd. 2.500m. Es übernimmt der Spurmeister (also nicht ich).

Hinter uns eine 2er und eine 3er Partie.

Wir ziehen hinein zum Talschluß. Die Draufsicht auf den letzten Schartenaufschwung nötigt uns etwas Respekt ab.

Wir werden überholt und profitieren im Steilen von der gut angelegten Spur. Im steilsten Bereich ca. 42°.

Entweder man holt etwas aus und geht mit Ski durch (oft abgeblasen), oder ... 

... man trägt über 20 Höhenmeter.

W-o-w! Schwarzenstein (3.369m) - Hornspitzen (3.254m) - Turnerkamp (3.420m) - Gr. Möseler (3.480m) - Hochfeiler (3.509m). Davor Zemmgrund und der gerade nicht sichtbare Schlegeisspeicher.

180 Höhenmeter Gratanstieg vor uns, wir lassen die Ski an der Scharte (2.790m).

Gleich am ersten Gratbuckel nehmen wir die Hauserspitze mit (2.855m).

Vorerst ganz easy weiter. Einige Spuren kommen vom Südanstieg von Ginzling herauf - eine mit Sicherheit höchst empfehlenswerte Firntour.

Das sind so einzigartige Momente. Richtung Osten der Tristner (2.767m) und seine spitz zulaufenden Grate über dem Floitengrund, dahinter Ahornspitze und unzählige einsame Zillertaler Gipfel samt unserem ursprünglich anvisierten Ziel.

Fast da! Oder doch nicht? 

Der Grat verschmälert sich.

Wer im Winter zur Nestspitze will, muss noch einen rund 7m hohen Absatz abklettern. Solide II.

Wer will, kann westseitig umgehen. Schätzen wir aber als riskanter ein.

Der Rest ist leichter Fels (kaum I).

Nestspitze (2.966m). 

Windgeschütztes Plätzchen unterhalb des Gipfels.

Neuerdings redet man ja mit Kameras :))

Retour mit Blick auf Hochfeiler & co. Das Panorama der Zillertaler sucht seinesgleichen.

Rauf immer leichter als runter.

Im guten Stapfschnee hinab zur Hauserspitze.

Alles da: Schrammacher (3.410m) - Hoher Riffler (3.231m) mit Federbettkees - Realspitze (3.039m). So schön, dass mein Helm gleich hierbleiben wollte und beim Skidepot einen Abgang über die Südflanke gemacht hat.

Meine Ski blieben immerhin da. #Hagan - qualifiziert sich das für ein Sponsoring? ;) 

Tourengeher queren die Ostseite der Realspitze, sehr wahrscheinlich mit Ziel Grierer Kar.

Statt Firn auf der Südseite Pulver voraus im Lange-Wand-Kar.

Bei Sonne schaut das gleich viel freundlicher aus.

Viel Platz.

Pulvern an der Schattengrenze.

Jetzt konnte uns der weiter auffrischende Südwind schon egal sein.

Die vom Wind unbeeinflussten Hänge zu den Rotböden waren die allerbesten. 

Hinunter zur Höllensteinhütte.

Waldschneise bei der Abfahrt.

Und mit Ski bis 1m vor das Auto. Nach dem 'Fail' heute morgen hat sich unser Plan B als tolle Alternative erwiesen.