Skitour Neunerspitze & Viggarspitze
Tuxer Alpen
2285 / 2305 Meter
9. März 2019
Autoren: Jürgen & Roman
Beschreibung:
Von Rinn (918m) über die Rodelbahn zur Rinner Alm (1.394m) und in weiten Kehren, teils direkt über Waldabkürzer zur Kriegerkapelle (1.739m) und zum Zirbenweg nahe der Roten Wand (2.034m). Anstieg über den steilen Ostgrat zur Neunerspitze (2.285m). Abstieg nach Westen und über den nordwestlichen Steilhang auf die Viggarspitze (2.305m). Abfahrt ins Viggartal und am Meißnerhaus (1.707m) vorbei nach Mühltal (1.039m). Alternativ kann man auch über den Issboden und die Aldranser Alm zurück nach Rinn.
Die Überschreitung beider Gipfel als Sommertour mit Abstieg über den Issboden kann man hier nachlesen.
Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (ZS), allerdings nur wenn man zur Neunerspitz über den steilen Ostgrat ansteigt. Wir mussten im Hartschnee stapfen. Sichere Verhältnisse auch für die Südhänge ins Viggartal nötig (stellenweise >35°).
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 6:30 Stunden
Höhenmeter: 1.480 Meter
Parkplatz:
Rinn. Bei Abfahrt ins Viggartal und nach Mühltal Taxi organisieren oder den Bus nehmen.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ******** (8/10)
Kondition: ****** (6/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ******* (7/10)
An Aussicht mangelt es wahrlich nicht. Die Viggarspitze (2.305m) nahe des Patscherkofel und der Stadt Innsbruck ist höchster Punkt unserer Überschreitung von Rinn in das Viggartal.
Heimspiel für Roman, wir starten im schon frühlingshaften Rinn (918m) auf der kleinen Piste des Kinderlands.
Warme Temperaturen und Regen haben der Rodelbahn für Mitte März bereits arg zugesetzt. Nach einigen Unterbrechungen und eisigen Stellen bildet sich ab ca. 1.200m eine durchgängige Unterlage aus.
Spätestens ab der Rinner Alm (1.394m) regiert der Winter. Das Wetter hielt sich nicht ganz an die Vorhersage: eigentlich war für frühmorgens gute Sicht und ab dem Mittag Verschlechterung angekündigt - es sollte glücklicherweise andersherum kommen.
Oberhalb der Rinner Alm sind ein paar Abstecher durch den Wald möglich, großteils blieben wir aber am Forstweg.
Ein Paradies für einsame Wege, das Roman so liebt. Zudem viele Abzweigungen und Schilder, die mich als Nicht-Ortskundigen ziemlich verwirren. Die Grundcharakteristik der Tour bis zur Kriegerkapelle ist mit "viel Wald" bestens beschrieben.
Bei der Kriegerkapelle (1.739m), ein schöner Aussichtspunkt.
Wir bleiben am markierten Weg, es gäbe auch andere Varianten hinauf zum Zirbenweg.
Ober 1.800m lichtet sich der Baumbestand, vor uns das Bärenbader Jöchl.
Aprilhaftes Wetter, teilweise sogar ein paar Sonnenstrahlen. Wir spuren aufwärts.
Wir plagen uns beide mit den 5cm rutschigem Neuschnee auf glattem Harsch.
Schlüsselstelle vor dem Zirbenweg (ca. 2.060m).
Da ist sie, die von Norden eindrucksvolle Neunerspitze (2.285m), unser erstes Tagesziel.
Ein windiger Schneeschauer bläst uns um die Ohren.
Zu diesem Zeitpunkt glaubten wir nicht mehr daran, dass wir später noch Sonne sehen würden. Vorne der Patscherkofel (2.246m), den Roman und ich immer wieder gerne für schnelle Ski-, Lauf- oder Bike-Touren ansteuern. Überhaupt kann man mit den Aufstiegshilfen am Patscherkofel (oder auch am Glungezer) den Anstieg zu Neuner- oder Viggarspitze punkto Aufstiegshöhenmeter signifikant verkürzen und diverse Rundtour-Varianten zusammenbasteln.
Wir kämpfen uns durch eine Mischung aus Sonne und Schneewehen.
Auf etwa 2.200m kommen wir in ein windberuhigtes Kar zwischen Bärenbader Jöchl und Neunerspitze.
In einem Bogen marschieren wir samt kurzer Fellabfahrt auf den Gipfelaufbau der Neunerspitze zu. Im Sommer führt über den Ostgrat ein kurzer versicherter Steig, im Winter ist das Ganze etwas herausfordernder.
Unten noch mit Ski.
Dann gestapft.
Diesen Felsen umgehen wir im Steilgelände links, im Hintergrund bereits die Viggarspitze.
Alles nicht schwierig, aber vorsichtig zu begehen.
Neunerspitze (2.285m), mit herausragender Sicht auf das Inntal mit Innsbruck.
Endlich wieder eine gemeinsame Tour! Bis auf die Grateinlage gab's in den beinahe 4 Stunden Anstiegszeit auch viel Gelegenheit zum entspannten Quatschen.
Tiefblick auf den oberen Anstieg vom Zirbenweg, in das Mittelgebirge und das Unterinntal zwischen Hall und Schwaz.
Nach einer kleinen Stärkung beschließen wir, zumindest die Viggarspitze noch anzuhängen. Ursprünglich war ja der Plan, noch ins Viggartal abzufahren, das braucht aber annehmbares Wetter.
Über die verblasene Westflanke runter, Abfahren ist nicht möglich.
Und den steileren Nordhang gleich wieder rauf. Kaum 100 Höhenmeter sind's.
Ein paar Spitzkehren später ...
... erreichen wir die Viggarspitze (2.305m). Wie von Zauberhand besser sich das Wetter rasch.
Blick retour zur Neunerspitze.
Im Unterschied zur Neunerspitze öffnet sich von hier das großartige Panorama nach Süden ins Viggartal.
Links der nach Osten ansteigende Kamm mit der Sonnenspitze (2.639m), dahinter der wunderbare Grat zwischen Glungezer (2.677m), Gamslahnerspitze (2.681m) und Kreuzspitze (2.746m). Letztere sind wir auch schon mal aus dem Arztal in Verbindung mit dem hier nicht sichtbaren Rosenjoch gegangen.
Gipfelkreuz Neunerspitze vor Stanser-Joch-Kamm mit dem Ochsenkopf, links Fiechter Spitze.
Prachtblick auf den Morgenkogel (2.607m).
Gruppe auf dem Weg Richtung Glungezer.
Energisch setzen wir die ersten Schwünge in den Gipfelhang. Viel wollen wir nicht verraten, aber was dann passiert ist sorgte für einen Lachkrampf der besseren Sorte :))) Nach vollbrachter Meisterleistung posiert Roman noch einmal vor der tollen Kulisse des hinteren Viggartals.
Das Problem an der G'schicht: Romans Bindung war zwar funktionstüchtig, aber beschädigt. Er wollte daher keine Experimente wagen und ist über den Issboden und die Forstwege zurück nach Rinn. Auch seine Variante ist empfehlenswert und verursacht zudem auch nicht das Problem, dass man irgendwie zum Ausgangspunkt zurückkommen muss.
Ein kleines Stück unterhalb des Gipfelaufbaus nach Osten, dann Einfahrt in diese steile Rinne.
Nach den ersten steilen Metern ...
... tun sich wunderbare Hänge auf.
Wow, damit war wenige Stunden zuvor nicht zu rechnen!
Traumhaft und in firnähnlichen Verhältnissen durch das lichte Waldgelände abwärts, nach unten stellenweise an die 40° steil. Den Viggar-Hochleger lasse ich links liegen.
Über 500 Höhenmeter Schwungspass bis in den Talgrund.
Bis zur Brücke.
Kleiner Gegenanstieg beim Viggar-Niederleger, Auffellen nicht nötig.
Vorbei am herrlich gelegenen Meißnerhaus (1.707m). Von hier könnte man auch ca. 300 Höhenmeter nach Boscheben ansteigen und somit auch wieder zurück nach Rinn abfahren.
Ich bleibe am Forstweg bei noch sehr guter Schneelage.
Nach unten wird's frühlingshaft, der Schnee bringt mich aber noch ohne Unterbrechnungen zum Parkplatz in Mühltal (1.039m).
Es stellt sich heraus, dass meine Variante wesentlich schneller ins Tal geführt hat als Romans Weg über die Aldranser Alm und die Forstwege. Da ich den Bus knapp verpasse, packe ich die Ski auf den Rucksack und gehe Richtung Patsch.
Und gehe und gehe ...
... bis ich mich in Patsch mit schönster Aussicht auf das Stubaital eine halbe Stunde in die Wiese schmeiße. Wie ich schon zu meiner Sommertour auf die Kreuzspitze geschrieben habe, ist das Viggartal ein lohnendes, landschaftliches Kleinod, das trotz der Nähe zu Innsbruck sehr ursprünglich geblieben ist. Die Ski-Überschreitung mit der Abfahrt von der Viggarspitze hat von nun an einen Fixplatz in der Liste der lohnendsten Skitouren im Raum Innsbruck.
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