Skitour Wildes Hinterbergl
Stubaier Alpen
3288 Meter
1./2. Juni 2019
Autor: Jürgen
Mit auf Tour: Holger
Beschreibung:
Am Vorabend Zustieg von der Oberissalm (1.742m) über den Sommerweg zur geschlossenen Franz-Senn-Hütte (2.149m), Übernachtung im top ausgestatteten Winterraum. Aufbruch um 4 Uhr morgens und entlang des Alpeiner Bachs und zwei folgende Steilstufen auf den Verborgen-Berg-Ferner. Eher rechtshaltend zum sperrenden Felsriegel und Durchstieg zur Turmscharte (3.126m). Oben über den flachen Berglasferner zum Wilden Hinterbergl (3.288m). Abfahrt retour zur Turmscharte, kurzer Abstecher zum Vorderen Wilden Turm (3.177m) und Abfahrt über den Berglasferner zum Alpeiner Bach. Via Franz-Senn-Hütte hinab ins Oberbergtal.
Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (ZS). Zwei Kriterien sind zu beachten: i) wir haben die falsche Steilrinne hinauf zum Berglasferner genommen und sind im anspruchsvollen Gelände herumgeturnt. Der übliche Anstieg zur Turmscharte ist versichert. ii) der Berglasferner ist im unteren Teil sehr spaltig. Es ist auf entsprechende Schneelage und die richtige Abfahrtslinie zu achten.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 6:00 Stunden (ohne Zu- und Abstieg von der Franz-Senn-Hütte)
Höhenmeter: 1.140 Meter
Parkplatz:
Oberissalm im Oberbergtal.
Einkehrmöglichkeiten:
(Franz-Senn-Hütte Anfang Juni geschlossen)
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******* (7/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ******* (7/10)
Unsere Skitourensaison 2018/2019 endet heuer am 2. Juni bei Prachtwetter mit der Tour auf das Wilde Hinterbergl (3.288m), hoch über dem Lüsener Ferner. Für ideale Verhältnisse mussten wir sehr früh starten und sind daher bereits am Vorabend zur Franz-Senn-Hütte zugestiegen.
Los geht's am späten Nachmittag bei frühlingshaftem Landschaftseindruck von der Oberissalm im hinteren Oberbergtal (1.742m).
Holger ist wieder mit von der Partie. Saisonabschlusstouren von der Franz-Senn-Hütte haben bei ihm schon Tradition, wie man hier nachlesen kann. Leider hat er zum wiederholten Male sein Wunschziel, das Schrandele, nicht verwirklichen können, Schneelage und Temperaturen haben uns auf das Hinterbergl umschwenken lassen.
Schnee ab ca. 2.000m, über den Sommerweg brauchen wir eine Dreiviertelstunde bis zum ...
... Winterraum der Franz-Senn-Hütte (2.149m). Es ist Samstag Abend und trotz Champions-League-Finale wird der Winterraum später voll belegt sein.
Luxuriöse Bude.
Es bleibt genügend Zeit für einen Blick in den AVF oder auch in die Natur ringsum.
Wir legen uns früh aufs Ohr und brechen als erste Partie pünktlich um 4:00 Uhr auf. Wir können direkt von der Hütte weg mit Ski starten, Anfang Juni auch nicht selbstverständlich.
Der Plan: zuerst flach entlang des Alpeiner Bachs in den hinteren Talgrund, dann über den Verborgen-Berg-Ferner rechts aufwärts zur Turmscharte und über den Berglasferner zum Hinterbergl. Vor allem wollen wir früh genug dran sein, um über die aufgefirnten Osthänge wieder in den Talgrund abzufahren.
Lichtspiel vor 5 Uhr morgens.
Wir lassen das Berglastal rechts liegen und werden erst nach dem Aperen Turm (2.986m, halblinks) rechts abbiegen.
In der Steilstufe hoch Richtung Alpeiner Ferner. Zwei flotte Kollegen, die um 3:30 Uhr von der Oberissalm gestartet sind, folgen nach und visieren die Östl. Seespitze an.
Wir biegen hier rechts ab zum Verborgen-Berg-Ferner.
Schrandele (3.392m) schon früh in der Sonne, auf den Graten sehr viel Schnee - unsere Entscheidung auf das Hinterbergl umzudisponieren macht Sinn.
Holger wie üblich ein bisschen voraus, der Mann hat eine echte Pferdelunge.
Knapp vor 6 Uhr - die Sonne scheint uns erstmals ins Gesicht.
Hier bin ich einmal voraus, Holger hat sich ohne Harscheisen etwas schwerer getan :)
Die Kamera stellt zum Glück lieber auf die Schönheit der Natur scharf.
Entlang einer alten Schneeschuhspur auf den Moränenrücken (2.720m) und rechts rauf zum Verborgen-Berg-Ferner.
Herrliches Gelände mit Blick auf das Schrandele. Heute wird außer uns niemand das Hinterbergl besuchen.
Verhältnisse, wie man sie sich nur wünschen kann.
Wir halten uns im Kar eher rechts, den Gletscher betritt man erst spät auf ca. 3.000m.
Im Rücken halblinks die Innere Sommerwand (3.122m), mittig die Östl. Seespitze (3.416m), rechts die Ruderhofspitze (3.474m).
Beim Ansatz des Gletschers, bei der Schneelage ist kein Übergang zu erkennen. Rechts der Bildmitte der Felsriegel, den es hinauf zum Berglasferner zu überwinden gilt.
Wir sind heuer kaum zu Hochtouren gekommen, daher spielt uns die Sauerstoffarmut übel mit und wir übersehen den richtigen Einstieg hinauf zur Turmscharte.
Steigeisen drauf und in die pickelhart gefrorene Steilrinne. Der richtige, und versicherte, Anstieg zur Turmscharte wäre weiter links gewesen.
Im oberen Drittel weichen wir in die Felsen aus (II).
Eine herzhafte Extraeinlage.
Ausstieg auf den Berglasferner neben der Turmscharte (3.122m, ganz rechts), direkt unterhalb des Vorderen Wilden Turms in Bildmitte (3.177m). Der Schnee reicht fast bis zum Gipfelkreuz!
Wow - eine fantastische, unwirkliche Gletscherlandschaft empfängt uns.
Die Turnerei in der Rinne hat etwas Zeit gekostet, es ist fast 8 Uhr und beginnt bereits aufzufirnen.
Trotzdem genießen wir jeden Schritt hinauf zum Gipfel.
Ohne Worte.
Das Wilde Hinterbergl ist von Osten kein schroffer, wilder Felsturm, sondern eine sanfte Firnkuppe.
Ankunft am Gipfel (3.288m). Nach etwas über 4 Stunden erwartet uns ein galaktisches Panorama nach Westen in die Stubaier und Ötztaler.
Gipfelrast bei feinen Temperaturen, Holger packt seine Drohne, ich mein Frühstück aus.
Da sitzen wir zwei und sind ganz klein inmitten der 3000er. Links hinter uns der Hintere Brunnenkogel (3.325m) über dem Lüsener Ferner, ganz rechts Lüsener Spitze (3.231m) und Lüsener Fernerkogel (3.298m).
Durch die steile Nordwand des Hinterbergl führt eine Spur vom Vortag herauf, dahinter das Vordere Hinterbergl (3.131m), links unten der Berglasübergang. Wir haben vier Varianten zur Auswahl: retour via Turmscharte und Verborgen-Berg-Ferner, zwei mögliche Abfahrten über den Berglasferner, oder via Berglasübergang.
Firnabfahrt über den oberen, flachen Gletscher.
Nochmals Inspektion der ominösen Steilrinne, die "echte" Turmscharte ist eine weiter hinten.
Kurzer Gegenanstieg zum Vorderen Wilden Turm.
Die letzten 10 Meter Wühlerei lassen wir aus Zeitgründen aus, wir wollen weiter unten nicht versumpfen.
Hier 2 Abfahrtsvarianten: entweder links über den Berglasferner oder rechts über einen Seitenarm unterhalb des Aperen Turms.
Einfahrt in den steileren Bereich des Berglasferners.
Hier muss man auf die Linie schauen, der Ferner ist sehr spaltig.
Hinunter ins Berglastal.
Links die Abfahrtsroute, rechts der Berglasübergang vom Lüsener Ferner herunter. Unter 2.500m wurde es auf den Osthängen schon weich.
Nochmaliger Blick hinüber zur famosen Östl. Seespitze.
Runter in den Talgrund. Es ist nach 9:30 Uhr, hat eine Affenhitze und unter 2.500m sumpft man schon ein. Trotzdem sehen wir noch jemand zum Alpeiner Ferner aufsteigen - unglaublich.
Holger genießt noch Firn.
Rausschieben zur Franz-Senn-Hütte.
Genialer Saisonabschluss!
Wir packen unsere Sachen aus dem Winterraum, schultern die Ski und steigen ab.
Kaum eine halbe Stunde später sind wir im Frühsommer bei der Oberissalm ...
... wo wir unsere Tour und die Skitourensaison bei Speis und Trank ausklingen lassen. So schön dieser Winter auch war, jetzt kann der Sommer kommen!
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Holger (Donnerstag, 27 Juni 2019 08:18)
Feine Sache gewesen :-D Für nächstes Jahr wiss ma ja wo ma hin müssen ;-D
Jürgen (Donnerstag, 27 Juni 2019 20:20)
Ja, ein Kar weiter hinten und dann die richtige Schartn ;)