Skitour Botzer-Runde
Stubaier Alpen
3251 Meter
21. April 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Start in Maiern/Ridnaun beim Bergwerk (1.426m). Über den Sommerweg zur Agglsbodenalm (1.720m) und durch die steile Rinne ("Schneeloch") aufwärts zu einem Kessel unterhalb von Grohmann- und Teplitzerhütte (2.150m) . Zur "Winterstube" und über eine lange Steilstufe und Querung zum Übeltalferner, den man auf 2.700m betritt. Im einem weiten Linksbogen Richtung Süden bis zur Scharte unterhalb des Hochgewänds (3.060m). Am Gipfelaufbau über die Ostflanke auf den Nordgrat und über diesen auf den Gipfel (3.251m). Abfahrt nach Südosten über den Hangenden Ferner und eine Steilstufe zum Hinteren Senner Egetensee (2.640m). Nochmals Auffellen und zum Egetenjoch (2.695m). Abfahrt nach Süden zum Moarer Egetensee (2.468m) und über eine letzte Steilstufe zum Poschhausstollen (1.976m). Flach ansteigend hinüber zum Forstweg und diesen durch das Lazzachertal hinaus an der Stadlalm vorbei zum Ausgangspunkt.
Schwierigkeitsgrad: schwierig (S). Konditionell fordernd und diverse Stellen mit Anspruch: die lange steile Rinne über der Agglsbodenalm, der Steilaufschwung Richtung Übeltalferner, die Scharte beim Hochgewänd und der finale Gipfelgrat zum Botzer. Die Abfahrt wartet mit einigen Steilstufen auf. Besonderes Augenmerk ist auf das Zeitmanagement im Frühjahr zu legen, da die weite süd-/südostexponierte Abfahrt schon früh aufweicht.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 7:45 Stunden
Höhenmeter: 2080 Meter
Parkplatz:
Bergbaumuseum Ridnaun bei Maiern.
Einkehrmöglichkeiten:
Stadlalm im Lazzachertal, andere Hütten noch geschlossen
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ********* (9/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ******** (8/10)
Endlich auf dem Botzer (3.251m) in Südtirol - eine Gewaltrunde aus dem Ridnaun! Lange musste ich auf gute Verhältnisse warten, auch wenn mich die hohen Temperaturen zu absurder Zeit aus dem Bett holten.
Zur Orientierung: Start beim Bergbaumuseum im hinteren Ridnauntal nahe Sterzing. Gegen den Uhrzeigersinn auf den Botzer und über das Lazzachertal retour. Mit Gegenanstiegen fast 2.100m. Knackpunkt der Planung sind die süd/südost-exponierten Hänge in der Abfahrt über die Egetenseen - wollte die Runde aber unbedingt in dieser Richtung machen, um mir den Hatscher im Lazzachertal zu ersparen.
Der Botzer rechts im Bild, gesehen vom Wilden Freiger im April 2017, davor Übeltalferner. Ein Berg der lange auf meiner Liste stand, insbesondere in Form der großen Skitouren-Runde.
Aufstehen vor 3:00 morgens, über 1h Autofahrt ins hinterste Ridnaun, Start beim Museum um 4:35 Uhr bei +5° Grad. Kalkül: die steilen Abfahrten, die über 1.950m liegen, auf jeden Fall noch vor Mittag abfahren.
5:20 Uhr: am Sommerweg zur Agglsbodenalm unterwegs, erstes zaghaftes Tageslicht.
In der ersten Dämmerung erreiche ich die Agglsbodenalm (1.720m). Direkt bei der Alm beginnt die an die 35° steile Rinne, das "Schneeloch".
In der halben Stunde des Aufstiegs wurde es hell über dem Agglsboden. Die Rinne war hoch mit Lawinenschnee gefüllt, aber relativ gut zu gehen. Alles super durchgefroren.
Oben macht die Rinne einen Knick und es geht nochmals steil weiter.
Ausstieg in den Talkessel, im Hintergrund unten die Grohmann- (2.254m), oben die Teplitzerhütte (2.586m). Wie immer in Italien überholt mich ein flotter Kollege, der auf die Sonklarspitze will.
Einige Meter in den Kessel abgefahren (2.150m) - es ist 6:45 Uhr. Links oben Agglsjoch und Lorenzenspitze (2.994m).
Links der mächtige Gipfel des Hochgewänds (3.190m), den man auf der Runde gegen den Uhrzeigersinn umrundet. Nächstes Teilziel: durch die "Winterstube" und den langen Hang rechts hinauf zum Übeltalferner.
Von Süden mündet das Seitental ein, das vom Hinteren Senner Egetensee, bei dem ich später noch vorbeikomme, herunterführt. Auch eine Variante für die Abfahrt.
Die lange Steilstufe Richtung Übeltalferner. Rechts leitet es steil zwschen den Felsen hinaus, bei sicheren Verhältnissen kein Problem.
7:30 Uhr, am Osthang heizt die Sonne schon gut ein.
Der steilere Ausstieg. Vor mir noch ein schneller Kollege, von hinten kommt noch eine 4er Gruppe nach, das war's aber an Betrieb heute.
Über der Steilstufe - rechts vorne beginnt der Übeltalferner. Links quere ich sehr steil einen kurzen Hang, man könnte diese Stelle aber auch weiter oben umgehen.
Blick zum Vogelhüttensee. Links oben Roter Grat (3.098m), mittig Gaiswandspitz (2.974m), rechts der Westl. Feuerstein (3.250m).
Einstieg auf den Übeltalferner, rechts oben Becherhaus und der Signalgipfel des Wilden Freiger.
Das majestätische Becherhaus auf 3.191m.
Die Querung auf den Übeltalferner im Rückblick, im Hintergrund der Aggls-Rosskopf-Kamm mit den kleiner werdenden Elles-, Maurer- und Wetterspitzen. Die Uhr zeigt 8:15, Zeitmanagement passt.
Am riesigen Übeltalferner. Hohes Eis (3.392m) und Sonklarspitze (3.463m) vor mir.
Man beschreitet einen weiten Bogen nach links. Vorne die Botzerscharte (2.960m) - man könnte durch diese zur Anstiegsroute vom Timmelsjoch wechseln, ich halte mich aber weiter links.
Der Wilde Pfaff (3.456m) ist von Süden eine steile Pyramide. Mit Roman sind wir bei der Überschreitung von Zuckerhütl zum Wilden Freiger damals den Ostgrat (rechts) abgestiegen.
Zwei Abfahrer am Übeltalferner.
Gletscherbruch unterhalb des Hohen Eises.
Die Route biegt nach Süden ab. Eine nachfolgende Gruppe ist im unteren Bereich des Übeltalferners zu sehen.
Nächstes Ziel ist eine der Scharten rechts der Bildmitte. Links das von hier wenig markante Hochgewänd.
Ich nehme die rechte angespurte Rinne, die lt. Berichten öfters überwechtet ist. Die linke Rinne wäre etwas steiler und länger.
Oben auf der Scharte (3.060m) ein fantastisches Panorama nach Süden über den Hangenden Ferner.
Rückblick auf Übeltalferner und Freiger.
4:45h nach Abmarsch präsentiert sich der Gipfelaufbau des Botzer. Aufgrund des schon weichen Schnees gehe ich nicht mittig den steilen Gipfelhang hoch, sondern halte mich rechts auf den Grat.
Blick zurück auf die Scharten unter dem Hochgewänd, ich bin aus der niedrigeren linken gekommen.
Am Nordgrat des Botzer, genau an der Stelle wo von Westen der Anstieg vom Timmelsjoch heraufführt. Unglaubliche Sicht in die Ötztaler Alpen.
Der Nordgrat ist an manchen Stellen gerade mal zwei Ski breit.
Die steile Ostflanke des Botzer.
Beste Verhältnisse, daher Aufstieg mit Ski bis zum Gipfel problemlos möglich.
Die letzten Meter.
Am Gipfel des Botzer - endlich! 10:05 Uhr, Aufstiegszeit 5:30h.
Blick retour auf das Ridnauntal, dahinter Pfunderer Berge und Dolomiten.
Im Westen die Ötztaler mit der dominanten Wildspitze. Unten das Timmelsjoch und Timmelsalm, Ausgangspunkt der häufiger begangenen westlichen Anstiegsroute. Ich war heute der einzige, der die Runde von Ridnaun gegangen ist.
Westlicher und Östlicher Feuerstein (3.278m) und Agglsspitze (3.133m).
Schon jetzt sicher einer der herausragenden Bergmomente 2018.
Ein paar Tourenkollegen versuchen ihr Glück in der noch pickelharten westseitgen Abfahrt vom Gipfelgrat.
10:25 Uhr. T-Shirt-Wetter am Gipfel, trotzdem, oder gerade deswegen, ruft die Abfahrt.
Vom Gipfelhang in direkter Linie steil auf den Hangenden Ferner.
Der Abfahrtstraum beginnt.
Was für eine Prachtkulisse!
Hochstimmung.
Bester Firn am Hangenden Ferner.
Tiefblick vom Rand des Ferners auf den Hinteren Senner Egetensee.
Vom Egetensee könnte man westlich der Krapfenkarspitze (2.711m) zurück Richtung Grohmannhütte fahren, ich nehme aber die lange Variante über das Lazzachertal.
Einfahrt in die steile Rinne.
Die Steilstufe vom Hangenden Ferner herab.
Anfellplatz beim Hinteren Egetensee (2.640m). Zum Glück hatte ich meine Gletscherbrille mit hohem Lichtschutzfaktor dabei.
Rückblick auf Botzer (links) und Hochgewänd (mitte), nun der kurze Gegenanstieg hinauf zum Egetenjoch.
Die Hochfläche der Unteren Senner Egete.
Abfellen mit Aussicht.
Was für eine Umgebung, vorne das Egetenjoch (2.695m).
Nächste Steilstufe zum Moarer Egetensee, dahinter Ratschinger Weißen (2.822m).
Gleckspitze (2.620m), links der Grat zur Hohen Ferse (2.669m).
Steilstufe herunter zum Moarer Egetensee (2.468m). Im Osthang ist eine mächtige Lawine mit Anriß >1m abgegangen, dürfte 1 oder 2 Tage alt gewesen sein.
Noch hält der Deckel auf den Südhängen.
Die letzten Hänge hinunter drehen nach Ost. Unter 2.300m v.a. südseitig kein Deckel mehr, daher hielt ich mich etwas rechts des Grabens. Ab hier hielt sich das Abfahrtsvergnügen in Grenzen.
Rückblick auf den Moarer Weißen (2.867m) mit dem schönen kalkigen Gipfelaufbau.
Sommerliche Temperaturen.
Es wartet die letzte Steilstufe...
... hinunter zu den Bergwerksgebäuden bei der Poschhütte.
Die Querung war problemlos, da bereits am Ausapern. Oben die Poschhütte (2.112m).
Hier absoluter Sumpfschnee, das war aber auf den letzten Metern zu verschmerzen.
Das Lazzachertal, rechts quert man auf dem Wirtschaftsweg leicht ansteigend hinaus.
Die letzte Steilstufe. Es ist fast 11:30 Uhr, viel später hätte es jetzt nicht mehr sein sollen.
Mit Bindung im Gehmodus ein paar Minuten flach hinaus.
Und dann weit abwärts durch das Lazzacher Tal. Von den nordseitigen Hängen sind an den Vortagen gewaltige Naßschneelawinen herunter, die einiges an Infrastruktur mitgerissen haben. Zum Aufstieg dort derzeit nicht empfehlenswert.
Das Weg ist relativ flach, gutes Armtraining über mehr als eine halbe Stunde für 300 Höhenmeter abwärts (!).
Vorbei an der geöffneten Stadlalm (1.620m).
Auf 1.580m war dann mit Ski Endstation. Die letzen 15 Minuten auf der geräumten Fahrstraße hinunter zum Parkplatz.
Die Botzer-Runde endet nach 7:45h im frühlingshaften Ridnauntal. Das Zeitmanagement hat gut geklappt und die Eindrücke dieser Tour werden mich noch lange begleiten.
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Walter (Sonntag, 22 April 2018 20:58)
Super Doku! Super �
Hab mir die Tour heuer schon mal angeschaut..
Leider keinen dazu überreden können..
lukasruetz.at (Sonntag, 22 April 2018 21:28)
Gewaltige Tour, super Planung :-)
Martin H (Mittwoch, 25 April 2018 23:03)
Wirklich toller und aufwendiger Tourenbericht! Wollte diesen Winter diese Umrundung auch noch machen.