Skitour Hoher Gleirsch
Karwendel
2482 Meter
1. Mai 2019
Autor: Jürgen
Mit auf Tour: Holger
Beschreibung:
Scharnitz (954m) - Gleirschhöhe (1.069m) - Isar - Gleirschtal - Blutsgraben - Latschengürtel - Blutsgrabensenke - Westgrat und via Pkt. 2.200m zum Hohen Gleirsch (2.482m) - Abfahrt durch Riegelkar - Amtssäge und retour nach Scharnitz.
Die Herbsttour über den Normalweg gibts auch zum Nachlesen.
Schwierigkeitsgrad: schwierig (S). Orientierungsvermögen beim Zustieg zum Westgrat insbesondere durch den Latschengürtel nötig. Am Grat unschwierig bis ca. 2.300m, ab dort leichte Kletterei (I) oder steile Umgehungen in der Flanke. Steile südseitige Abfahrt in das Riegelkar.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 8:00 Stunden
Höhenmeter: 1.630 Meter
Parkplatz:
Scharnitz (6€ Tagesticket); Merke: kaputte Automaten gelten NICHT als Ausrede!
Einkehrmöglichkeiten:
Gastronomie in Scharnitz, Möslalm noch geschlossen
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******** (8/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ******** (8/10)
Mit Ski auf dem Hohen Gleirsch (2.482m) im Karwendel. Ein Gebirge für ruhesuchende Puristen, ab und zu darf's aber ein bisschen technische Spielerei sein wie dieses Drohnenbild mit dem Karwendelhauptkamm im Hintergrund.
1. Mai, Tag der Arbeit, wir suchen Vergnügen und Abenteuer. Unser Ziel, den Hohen Gleirsch, haben wir bereits bei der Abfahrt von Scharnitz im Blickfeld.
Anfahrt ins Gleirschtal, Raddepot. Im Süden die Rückseite der Innsbrucker Nordkette, fast alle der sichtbaren Gipfel finden sich bei uns am Blog. Wir suchen und finden den im Internet gut beschriebenen Weg zum oberen rechten Rand des Blutsgrabens.
Nennenswerter Schnee erst ab dem obersten Forstweg (ca. 1.460m), dafür nimmt die Schneemenge auf den nächsten 200-300hm durch die Schlechtwettertage Ende April rasant zu.
Spuren durch den Wald, dann ab ca. 1.700m die erste echte Herausforderung: irgendwie durch den Latschenwall durchkommen.
Linkerhand? No Chance. Rechterhand? Ich hab's versucht, ebenfalls und vor allem mit Ski keine Option (LKK=4+).
Finde den Holger.
Nach einer halbstündigen Tortur wird's endlich lichter. Rechts unten der Blutsgraben - ob ein Anstieg durch den Graben selbst möglich ist, hat sich uns nicht erschlossen.
Bin weniger Minuten von der Flucherei in den Genuss.
Aufwärts durch die Blu(e)tsgrabensenke, im Kartenmaterial kursieren verschiedene Schreibweisen.
Blick hinüber zu den Solsteinen und zur Erlspitze.
Kaum 1.000 Höhenmeter gemacht, aber schon über 3h unterwegs - das sind Skitouren im Karwendel.
Wir steigen zum Westgrat aus.
Panorama-Moment mit Blick auf Riedlkar- (2.585m), Breitgrieskar- (2.590m), Gr. Seekar- (2.677m) und Ödkarspitzen (2.745m).
Vorerst noch gutmütig hinauf zu Pkt 2.200m. Es prägen sich die seitlich abfallenden Felsstufen aus, die uns bis zum Gipfel begleiten werden.
Traum.
Vorbei an Pkt. 2.200m, nun ist endlich unser Ziel sichtbar.
Ein flaches Teilstück.
Tief unten das Gleirschtal, dahinter die Erlspitzgruppe.
Auf die Felsen zu.
A bissl Kraxeln und Stapfen, nicht schwieriger als I, aber mehrmals knie- bis hüfttiefes Einsinken.
Holger hat schnell genug davon und beschließt, es mit Ski in der Flanke zu versuchen.
Ich bleib am Grat, a fesche Wühlerei.
Holger hat etwas Vorsprung und ist bereits in der nächsten Querung, für die Gratbuckel oben müsste man laufend die Ski abschnallen.
Durchblick auf den Hauptkamm.
Steil von unten.
Steil von oben.
Die letzte kleine Kraxlerei.
Gleich...
Hat sich gezogen, deutlich mehr als 1h von Pkt. 2.200m bis zum Gipfel - ist im Sommer sicher einfacher und weniger anstrengend.
Gipfelfoto einmal anders, hinter uns die düstere Nordflanke und unten das bereits schneefreie Hinterautal.
Geniale Perspektive über der Nordwand, macht das Thema Wechten richtig plastisch.
Abfahren wollen wir ins einsame Riegelkar - links die Jägerkarspitzen, rechts der Gr. Katzenkopf (2.581m), dazwischen der berühmteste Karwendelgrat.
Pulver en masse.
Wir nehmen nicht den Normalweg, der nach rechts rund um den Oberen Sagkopf ins Riegelkar führt, sondern fahren runter zur Scharte und links rein.
Das sind die Eindrücke, die einen immer wieder solche 'speziellen' Touren machen lassen.
Holger im ersten Pulverhang.
Steile Querung hinüber Richtung Riegelkarspitzen.
Im schweren, aber fahrbaren Pulver runter.
Rauswedeln in gigantischer Landschaft.
Im unteren Riegelkar.
Abfahrt bis zu der Stelle, wo der Steig in den Wald eintaucht (ca. 1.550m).
Im Abstieg zur ...
... Amtssäge (1.223m), nahe der Möslalm.
Blick aus dem Gleirschtal auf die Westflanke des Hohen Gleirsch.
Grandiose Bikefahrt vor dem Panorama der weissen Karwendelberge.
Hinaus nach Scharnitz.
Nach 8 Stunden endet unsere sehr abwechslungsreiche Tour mit diesem Rückblick auf den Westgrat des Hohen Gleirsch. Kommendes Wochenende naht der nächste 'arctic outbreak' mit Schneefall bis in höhere Täler, wenn das so weitergeht wird man locker noch bis in den Juni hinein Skitouren machen können - uns freuts!
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pg (Montag, 06 Mai 2019 16:33)
ja des ist eine coole Tour, wir haben diese Tour heuer am 30. März gemacht. Wir sind ohne Rad am Weg gewesen und gleich vom Gasthof Wiesenhof über eine Brücke schattseitig den Wanderweg durch die Gleirschklamm rauf. Wir hatten nach dem Blutsgraben ähnliche Probleme bei der Wegfindung, weil kurz davor ein Schild für Schitourengeher links rauf in die Latschen zeigte und dem nachgegangen sind. Wenn wir rechts bzw, gerade aus den Weg weitergegangen wären, käme man automatisch in den Blutsgraben, so sind wir dann auch abgefahren. Bei uns war noch mehr Schnee und die Latschen waren viel besser eingeschneit. Wir hatten von oben bis unten genialen Firn. Des isch echt a Hammertour.
lgp
jürgen (Montag, 06 Mai 2019 18:22)
servus & danke!
haben die alten wegweiser auch gesehen, sind jedoch beim anblick der latschen bewusst am sommer"weg" geblieben. durch den blutsgraben runter ist auch interessant, wir wollten aber unbedingt die runde via riegelkar machen - dann allerdings nur mit bike sinnvoll.
lg