Skitour Große Seekarspitze
Karwendel
2677 Meter
19. April 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Von Scharnitz (955m) mit Bike in das Hinterautal bis zur Mündung des Breitgrieskarbachs (ca. 1070m) - Raddepot. Links des Grabens zu Fuß auf unmarkiertem Steig durch Wald und Latschen, ab ca. 1.400m auf schwachem Steig über steile erodierte Hänge talein und über mehrere Steilstufen aufwärts. Anschnallen über dem oberen Wasserfall (ca. 1.560m) und durch das sich öffnende und ab ca. 2.000m abflachende Kar bis unter die Breitgrieskarscharte (2.388m). Ostwärts eindrehen und über den steilen Gipfelhang von Norden auf Gr. Seekarspitze (2.677m). Abfahrt über die steile Südflanke und vor dem ersten Gratkopf im Spitzhüttengrat westwärts steil in das Breitgrieskar. Abfahrt und Rückweg wie Aufstieg.
Schwierigkeitsgrad: schwierig (S). Wegfindung im Graben des Breitgrieskarbachs bei teilweiser Schneelage nicht ganz einfach, meist links (im Aufstiegssinn) halten. Steile erodierte Hänge sind oberhalb des tosenden Bachs zu queren. Im oberen Teil des Grabens geht man zum Teil direkt im schneegefüllten Bachbett, Achtung auf stabile Schneedecke. Gipfelanstieg auf den letzten Metern leichte Kletterei (I). Die steile Süd-/Westabfahrt ins Breitgrieskar braucht sichere Verhältnisse.
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 6:45 Stunden
Höhenmeter: 1760 Meter
Parkplatz:
B2 bei Scharnitz oder diverse kostenpichtige Parkplätze im Ort (6€). Parkplatz beim Wiesenhof nicht mehr empfehlenswert, 7€ Gebühr und erst ab 7:00 Uhr geöffnet.
Einkehrmöglichkeiten:
keine.
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******** (8/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ******** (8/10)
Die Große Seekarspitze (2.677) - ein Zentralpunkt im Karwendel, den wir schon im Sommer als Überschreitung von der Breitgrieskarspitze und im Winter als Teil der Karwendel-Reib'n besucht haben.
Karwendel - Skitour - Frühling: das sind die Zutaten für einen frühen Start in Scharnitz (5:30 Uhr). Das Aufstehen lohnt sich aber jedes Mal!
Niemand, rein gar niemand unterwegs an diesem Wochentag im Hinterautal, schon gar nicht um diese Uhrzeit.
Eine starke halbe Stunde dauert die Fahrt mit dem Bike zur Einmündung des Breitgrieskarbachs, flankiert durch einen luxuriösen Jägerstand (1.070m).
Von einem aktuellen Bericht wusste ich, dass vor rund 1 Woche Anschnallen auf 1.400m möglich war. Hmm, schaut noch nicht ganz danach aus.
Aber zuerst einmal losmarschieren und munter werden. Die Spitzen der Gleirsch-Halltal-Kette kriegen schon die ersten Sonnenstrahlen ab, bei mir wird's noch etwas dauern.
Der Zustieg: rechts der tief eingeschnittene Breitgrieskarbach, der gute, aber unmarkierte Steig verläuft im unteren Teil durch Wald und dann durch dichte Latschen am linken Hang.
Der Hohe Gleirsch (2.492m) in der Morgensonne. Riesenvorfreude auf diese Tour!
Am Steig hinein in das Breitgrieskar. Noch sieht man nicht, dass es im Mittelteil etwas gefuxt hergeht.
Auf ca. 1.400m - von Anschnallen kann noch keine Rede sein. Der Bach ist durch dünne Schneebrücken bedeckt, daher links steil hinauf am schwachen Steig. Der Steig ist in diesem Bereich stark erodiert, daher sind die Schritte mit Bedacht zu setzen.
Der Steig verliert sich zum Teil unter dem Schnee, taucht dann wieder auf. Im Großen und Ganzen aber gut zu gehen. Hier auf 1.500m beschließe ich anzuschnallen. Vorne klafft aber ein Riesenloch (nicht sichtbar) bei einem Wasserfall, daher nochmals links in die Schrofen.
Anschnallen somit auf 1.550m. Darüber noch durch eine flache Rinne, dann verbreitert sich das Kar. Schneedecke bestens durchgefroren.
Tolles Ambiente, der Blassengrat schon in der Sonne. Freie Routenwahl hinauf zur letzten harmlosen Steilstufe vor dem oberen Breitgrieskar.
Das Karwendel - einfach einzigartig.
Die steilen Felsflanken haben sie großteils schon entladen.
Noch vor dem oberen Karboden erster Blick auf die Gr. Seekarspitze, sind aber noch ca. 800 Höhenmeter.
Der markante Obere Spitzhüttenkopf (2.502m).
Das Kar flacht ab, erste Fernsicht in die Stubaier Alpen.
Sonne! Kein Wölkchen am Himmel, schon in der Früh angenehme Temperatur.
Alte Schneerutsche von der Breitgrieskarspitze (2.590m) - fast 3 Jahre ist unsere gemeinsame Tour schon her.
Auf die Breitgrieskarscharte (2.388m) zu, von der Biwakschachtel ist bei dieser tollen Schneelage nichts zu sehen.
Oberes Breitgrieskar.
Kurz vor der Scharte dreht die Route auf Ost. Der Anstieg zur Gr. Seekarspitze (rechts oben) erfolgt am besten über die steile Nordflanke. Links die Kleine Seekarspitze (2.613m).
Auch aus dem Neunerkar kommt heute niemand, daher steige ich völlig alleine die Nordflanke hinauf.
Schon im oberen Teil, im Hintergrund taucht die Nördliche Karwendelkette - Grenze zwischen Tirol und Bayern - auf.
In der Scharte zwischen Kleiner und Großer Seekarspitze, von hier sind es noch ca. 100 Höhenmeter.
Mit ein paar Spitzkehren steil aufwärts.
Im Osten die Hauptdarsteller der Karwendel-Reib'n: Ödkarspitzen (2.745m) und Birkkarspitze (2.749m) links. mittig die Kaltwasserkarspitze (2.733m).
Für die letzten 30 Meter kommen die Ski auf den Rucksack, ich will ja die Südflanke runter.
Ein bisschen Stapfen, ganz kurze Kletterstelle (I) - keine Schwierigkeiten.
Gr. Seekarspitze (2.677m) - zum wiederholten Male an diesem wunderbaren Platz. Es ist kurz vor 10:00 Uhr, durch das Gefuxe im Breitgrieskargraben habe ich doch etwas länger gebraucht.
Rückblick auf den Anstiegsweg.
Herrliche Gipfelrast.
Neben dem Spitzhüttengrat pfeift links das Kleine Ödkar hinunter. Die Erkundung desselben steht schon am Karwendel-Speiseplan, soll ja von unten schwer zugänglich sein.
Tiefblick auf die Breitgrieskarscharte - kommt niemand über das Neunerkar herauf heute.
Nun fertig machen für die Abfahrt: einige Meter ostwärts am Grat (I)...
... von wo eine direkte Einfahrt in die Südflanke möglich ist.
Ziemlich knusprig ganz oben.
Herrlicher Firn in der Steilflanke.
Kurz eingebremst, um die herrliche Felsformation am Spitzhüttengrat zu bewundern.
Und dann weiter die noch nicht aufgefirnte Westflanke hinab in das Breitgrieskar.
Steile Einfahrt und Querung.
Mit ein paar großzügigen Schwüngen runter.
Im perfekt aufgefirnten Breitgrieskar weiter.
Rückblick auf den Gipfel.
Traumhafteste Umgebung.
Im Kar kann man wunderbar mit der Exposition spielen: auf ca. 1.800m wurde sonnseitg der Schnee tief, daher ausgewichen in die mehr westseitig ausgerichteten Hänge.
Weiter unten wurd's aber auch hier schon tief.
Rechts oben bei den Latschen habe ich dann eine ziemliche Brez'n gerissen.
Die letzten fahrbaren Meter, unten auf der letzten Schneezunge ist dann Ende Gelände.
Hier umjustiert auf Gehmodus, weiter unten ist eine Fahrt über das Bachbett zu gefährlich.
Tiefes Loch unter dem Wasserfall, da würde man auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
Sachte zu Fuß über das zugeschneite Bachbett.
Weiter unten bricht die Schneedecke endgültig auf.
Den steilen Erosionshang queren, ein Ausrutscher wäre hier nicht empfehlenswert.
Eine letzte kurze Erosionsstelle.
Und dann wieder hinein in den Frühling. Die dichten Latschen heizen Mitte April schon kräftig ein.
Es empfiehlt sich ein Studium des Wegverlaufs, dann findet man gut durch das Dickicht.
Der Steig im unteren Waldbereich.
Und so spuckt mich der Breitgrieskargraben beim Rad wieder aus.
Gemütliche Rückfahrt durch das Hinterautal nach Scharnitz.
Natürlich nicht ohne den obligaten Fotostopp auf der Anhöhe. Das war wieder eine wunderbare Bike-Hike-Skitour im Karwendel!
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Flo (Donnerstag, 19 April 2018 19:28)
wow, bedeutend weniger Schnee als noch vor einer Woche - es rinnt...