Kienberg, Schneeschuh-Überschreitung

1786 Meter

 Brandenberger Alpen

29. Dezember 2020

Autor: Roman

 

Beschreibung:

Eine der schönsten Schneeschuh-Wanderungen Nordtirols führt über den Kienberg (1786 Meter), den höchsten Berg der östlichen Brandenberger Alpen. Gerade dann, wenn die Gipfel nördlich des Inntals im Winterkleid erstrahlen, lohnt sich der Ausflug dank der Ruhe und noch guten Erreichbarkeit am besten. Für die Überschreitung des Kienbergs starte ich in der Nähe von Brandenberg (919 m) im Ortsteil Winkel. Von dort führt der Weg am Mühlbach entlang hinauf zur Kreuthalm (1311 m) und auf einem schönen Steig oberhalb des Bachs zur idyllischen Einkehralm (1486 m). Durch eine Latschengasse geht es relativ seicht hinauf zum Kienberg. Von dort wartet der aussichtsreiche Abstieg über die Jocheralm (1500 m) retour nach Brandenberg. 

 

Schwierigkeitsgrad: mittel schwierige Winterwanderung (WT3)

Von Brandenberg einfach zur Kreuthalm und mittel schwierig entlang des Mühlbachs zur Einkehralm - durch eine Latschengasse zum Kienberg, kurz vor dem Gipfel etwas abschüssig (WT3) - Abstieg wenig schwierig retour über die Jocheralm nach Brandenberg.

 

Geeignet als Skitour: mäßig geeignet (Viele Engpassagen in der Abfahrt, Gegenanstiege, hoher Wald- und Latschenanteil).

 

ACHTUNG:

In diesem Bericht wird wie in unseren anderen Berichten KEINE Beurteilung der aktuellen Lawinenverhältnisse abgegeben. Hierfür gibt es dankenswerterweise Profis (Lawinenwarndienst). Wir beschreiben höchstens die Steigung des Geländes und eine rein subjektive Sicht des Risikos.

 

Dauer: 4 Stunden

Distanz: 10,2 Kilometer

Höhenmeter: 805 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreie Parkplätze im Ortsteil Winkel in Brandenberg (ca. 1020 Meter).

 

Einkehrmöglichkeiten:

am Weg keine

 

Landschaft:     ********* (10/10)

Kondition:               ***** (5/10 - je nach Schneelage)

Anspruch:                 ***** (5/10)


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Höhepunkt einer herrlichen Winter-Wanderung: Der Kienberg (1786 Meter).

 

Der Plan war ja, den Parkplatz beim Pumphaus anzusteuern und dann über die Jocheralm aufsteigen. Gut, dass der Fahrweg nicht geräumt ist und ich daher bei der Kreuzung zum Kinkhof parke. Die nun angepeilte Runde führt über Kreuthalm und Einkehralm rauf - und da starte ich gleich mit diesem famosen Ausblick.

 

Wintermärchen, Kapitel eins: Die Voldöpperspitze links, Kreuzeinjoch rechts. Da werden schöne Erinnerungen wach.

 

Aber anstatt in Erinnerungen zu schwelgen mache ich mich an die Forststraße zur Kreuthalm auf.

 

Anfangs noch leicht verspurt bin ich nach den ersten paar Metern auf dem Karrenweg selbst am Spuren - die Neuschneedecke ist aber nur gut 5 bis 10 Zentimeter dick.

 

Die Kreuthalm (1311 m) liegt einsam da - ein Ton, der schon die Musik anstimmt: Ich werde auf der gesamten Runde niemanden treffen.

 

Anfangs bin ich mir nicht ganz sicher, ob dieser Weg oberhalb des Mühlbachs gangbar ist. Doch schnell merke ich: Er ist es. Erst bei mehr Schnee wird es kniffliger (WT3).

 

Was für ein herrlicher Weg - Genuss steht hier an erster Stelle.

 

Hinten hängen die dicken Wolken in der Föhnmauer fest, ich bin hier fast gänzlich am gesamten Weg (wie erhofft) im windstillen Bereich.

 

Die Einkehralm (1486 m) vor einem namenlosen Waldhügel dahinter. Zum Einkehren gibt es hier leider nichts - aber wo kann man das derzeit schon großartig?

 

Südlich der Almen tauche ich auf den Wanderweg ab, der nordseitig liegt und nach den Schneeverwehungen schon ein wenig mehr an Krafteinsatz fordert.

 

Blick zurück auf Roßkopf und Konsorten.

 

Auf gut 1550 Metern bin ich auch schon wieder in der Sonne - auf dem ostseitigen Wanderweg sind Gratlspitze und Co. schon scheinbar zum Greifen nahe. 

 

Langsam schalte ich in den Zungeschnalz-Modus um: Die Aussicht ist bestechend und sie wird es noch eine zeitlang bleiben.

 

Der Weg selbst ist mit Schneeschuhen gemütlich zu gehen - als Skitour ist der Kienberg von dieser Seite weniger zu empfehlen.

 

So sieht mein Finale aus - Grün-weiß, könnte man sagen ohne parteiisch zu werden.

 

Zwischen den Latschen halte ich mich immer auf der ausgeschnittenen Gasse des Wanderwegs bergwärts.

 

Wundervolle Tiefblicke zu den Unnützen und der Schreckenspitze.

 

Nun zeigt sich auch der Pendling-Kamm hinter der Kienberg-Gruppe mit dem Zunterköpfl, Hundsalmjoch und Köglhörndl.

 

Es ist nicht mehr weit.

 

Weil es so schön ist gleich noch einmal - nun mit Wilder Kaiser und Zahmer Kaiser.

 

In dieser Tonart geht es wenig schwierig hier herauf.

 

Einfach herrlich - die letzten Schritte zum Kienberg.

 

Bei meiner überschaubar dicken Schneedecke ist der Übergang mittel schwierig, bei mehr Schnee ist hier aufgrund der leichten Abschüssigkeit mehr Abwägen gefragt.

 

Geschafft - der Kienberg (1786 m) mit dem im Oktober 2020 neu errichteten Kreuz und dem mehr und mehr ausgeschnittenen Gipfelplateau. Die Aufwertung ist gegenüber meiner Sommer-Tour gut spürbar.

 

Blick nach Norden zu Guffert, Blauberggrat und Schinder.

 

Das Inntal hinter der Voldöpperspitze mit der Föhnmauer - und ich hier fast im Windstillen.

 

Das neue Kienberg-Gipfelkreuz wurde am 10. Oktober 2020 aufgestellt, mehr Informationen dazu sind im Gipfelbuch dokumentiert. 

 

Was für ein schöner Platz mit dem Kienberg-Bankerl und -Gipfelkreuz. 

 

Nun geht es an den Abstieg, den ich schon von einigen früheren Touren gut kenne. Es geht wenig schwierig in einer Latschengasse runter - hinter der Plessenberg, den ich heute auslasse.

 

Am Wanderweg quere ich mit leichtem Gegenanstieg zum Heuberg-Kamm. 

 

Herrlicher Wintertiefblick azf das Inntal mit dem Pölven markant im Mittelpunkt. 

 

Sonne fast ohne Ende auf dieser Seite - Sonnencreme nicht vergessen. 

 

Über eine kleine Kuppe hinweg mit Traumpanorama in Richtung Jocheralm. 

 

Bis zum Heuberg wäre eine Skitour schon ein Ding, vor allem hier oben hätte man so seinen Platz zum Austoben. 

 

Hinter der Jocheralm erhebt sich mächtig das Rofan - sogar S'Kuppal ist zu sehen. 

 

Die schöne Jocheralm (1500 m) - schon alleine ein Ziel wert, aber anscheinend nicht bewirtschaftet. 

 

Zum Abschluss wartet noch gut 300 Höhenmeter auf einem Wanderweg (WT2) oder wahlweise auf der Forststraße der Jocheralm. 

 

Und beim Parkplatz beim Pumphaus endet eine der schönsten Schneeschuh-Touren, die ich in Nordtirol kenne. Die winterliche Kienberg-Überschreitung ist wahrlich ein erstklassiger Ausflug für Ruhesuchende und Liebhaber stiller Pfade. Die Aussicht könnte obendrein kaum besser sein. Ein Wintermärchen der besten Art und Weise. 

 



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Kommentare: 1
  • #1

    Robert aus Kufstoa (Sonntag, 10 Januar 2021 19:20)

    Servus Roman,
    wirklich eine Traumtour, auch wenn es derzeit keine Schneeschuhe braucht.
    Bin erst nachmittags gestartet, als sich der Nebel verzogen hatte und wurde mit einem traumhaften Sonnenuntergang belohnt.
    Trotz Wochenende auf Kienberg, Plessenberg und Heuberg keiner Menschseele begegnet.
    Das schreit nach einer Wiederholung bei mehr Schnee der da alsbald ja kommen soll.

    Gruß - Robert