Gemmenalphorn, Winter-Tour
Emmentaler Alpen
2061 Meter
17. Jänner 2020
Autor: Roman
Beschreibung:
Über der "Sonnenterrasse " des Berner Oberlands frisst sich der Güggisgrat markant durch die Landschaft. Abseits des Skigebiets am Niederhorn und dem Burgfeldstand bietet sich dabei das ruhige Gemmenalphorn (2061 Meter) für eine aussichtsreiche Tour auf Bern, Thun sowie die großen 4000er rund um Eiger, Mönch und Jungfrau an. Meine Runde führt dabei von Waldegg (1200 m) bei Interlaken weg über einen schönen und zumeist ruhigen, weil abgelegenen Winterwanderweg hinauf zur Alpe Oberberg (1818 m). Von dort wartet der südseitige Anstieg auf das Gemmenalphorn, der bei viel Schnee durchaus schwierig sein kann. Bei meiner frühlingshaften Tour war das kein Problem.
Schwierigkeitsgrad: mittel schwierige Wintertour/Schneeschuhwanderung (WT3+)
Skitour Gemmenalphorn: wenig schwierig
(WS+)
Von Waldegg aus über einen Wanderweg durch den Sundgraben hinauf zum Winterwanderweg der Alpe Oberberg (WT3) - Aufstieg zum Gemmenalphorn anfangs
noch einfacher, am Grat über eine Felsstufe schwieriger (WT3+) - Abstieg vom Oberberg über einen kleinen Wanderweg retour nach Waldegg (WT2).
Geeignet als Skitour: ja, in den steileren Hängen anspruchsvoll, Abfahrt am besten durch die Waldschneisen und über die freien Wiesen (WS+)
Schnee- und lawinenkundliche Erfahrung nötig. Für aktuelle Verhältnisse die Informationen des Lawinenwarndiensts beachten.
Dauer: 5 Stunden
Strecke: 14,1 Kilometer
Höhenmeter: 895 Meter
Parkplatz:
Kostenpflichtige Parkplätze (1 Franken pro Stunde) in Waldegg bei Interlaken (ca. 1200 m).
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********** (9/10)
Kondition: ****** (6/10 - je nach Schneelage)
Anspruch: ****** (6/10)
Sonnenaufgang am Weg zum Gemmenalphorn (2061 m) mit Eiger, Mönch und Jungfrau.
Im nahezu schneelosen Jänner 2020 starte ich bei noch schummrigem Foto-Licht in Waldegg meine Tour in Richtung Gemmenalphorn. Der Thuner See liegt mir zu Füßen.
Durch den gut ausgetretenen Sundgraben hindurch wähle ich einen steileren Anstieg hinauf zur Alpe Oberberg - bei mehr Schnee ist hier durchaus Gefahr einer Wühlerei.
Schnee ist bis hierher auch noch Mangelware - aber das bessert sich noch.
Die ersten 500 Höhenmeter sind im Eiltempo überwunden - und als Belohnung des frühen Starts wartet dieser famose Anblick von Schreckhorn und Konsorten. Die berüchtigen 4000er des Berner Oberlands, nirgendwo sonst ist ihr Anblick so schön.
Auf dem offiziellen Winterwanderweg geht es nun weiter.
Schön zu gehen - völlig zurecht habe ich heute kurzfritig auf die Schneeschuhe verzichtet und stattdessen nur die Spikes eingepackt.
Von Schritt zu Schritt...
...wird die Dämmerung schöner und der Tag heller.
Vorbei an der Alpe Oberberg (1818 m) macht der Anstieg heute Dank der kalten Nacht und den zahlreichen Spuren absolut kein Problem.
Hier das Gemmenalphorn mit seiner Südseite im Profil - bei viel Neuschnee ist die Situation hier sehr genau zu beurteilen.
Ein Trampelpfad liegt vor mir.
Und hinter mir bricht ein grandioser Sonnenaufgang an. Tief einatmen und genießen.
Im ersten Sonnenlicht des Tages zeichnet sich der Weg nun noch deutlicher ab.
Handschuhe habe ich heute dabei - die Sonnenbrille auch. Also nichts wie rauf.
Am Sattel zwischen Gemmenalphorn und Burgfeldstand - letzterer wäre von hier aus über einige Zacken doch etwas schwieriger zu erreichen (wohl WT4).
Ich habe heute aber keine Mühe und steige zum Tagesziel an. Der Felszacken vor mir stellt bei dickerer Schneedecke die Schlüsselstelle der Tour dar.
Blick hinab in das winterliche Justistal mit dem Sigrisweiler Rothorn dahinter.
Grandios.
Gemütliches Finale.
Und dann bin ich oben - das Gemmenalphorn (2061 m).
Die Sonne brennt neben dem Schreckhorn, auch das Höji Sulegg zeigt sich.
Hier unten liegt dann mein Weiterweg.
Die Sieben Hengste, dahinter das Flachland.
Noch einmal das Sigrisweiler Rothorn - links kaum zu erkennen das Niederhorn.
Hier runter ging es ebenfalls, etwas steiler (WT3+) - idealerweise wäre das der Abstieg gewesen, das finde ich aber erst später heraus. Ich steige daher wieder zur Alpe Oberberg ab.
Ein eisiger Wind kündigt den baldigen Wetterumschwung an.
Gipfelkreuze gibt es hier ja kaum - dafür Wegweiser mit passender Höhenangabe.
Nun aber nichts wie retour - die Zeit drängt, um 9.30 Uhr muss ich unten sein.
Harder Kulm direkt voraus.
Vorbei an der Alpe Oberberg wähle ich nun den winterlich etwas unorthodoxeren Weg in östlicher Richtung unter dem Gemmenalphorn vorbei.
Schon bald bricht ein einsamer Pfad an.
Das Gemmenalphorn von seiner Ostseite - der Winterwanderweg würde noch einmal gut 100 Höhenmeter zur Scharte raufziehen. Ich zweige deshalb schon früher in Richtung Waldegg und Habkern ab.
Die richtige Wahl - ein wahres Wintermärchen erwartet mich nun.
Die drei, vier Spuren hier sind Gold wert.
Ich kann meinen Blick nicht abwenden.
Die vielen Spuren müssen schon recht alt sein, denn ich treffe hier niemanden.
Ein Wintertraum der Schweizer Art.
Hier zeigen sich auch die schönen Skitourenhänge vom Gemmenalphorn herab.
Am gemütlichen Forstweg geht es wieder bergab.
Und mit Blick auf Niesen und Thuner See findet die Runde damit ihr Ende. Ein kleines Wintermärchen liegt hinter mir - mit einer atemberaubenden Kulisse. Hier am Gemmenalphorn bleibt kaum ein Wunsch offen an einem so herrlichen Tag wie heute.