Via Verde (Variante)
Mandelstein 874m - Kraví Hora 953m - Vysoká 1.034m
42,1 Kilometer, 990 Höhenmeter
Waldviertel / Niederösterreich
26. Juli 2020
Autor: Jürgen
Mit auf Tour: Josef & Christoph
Beschreibung:
Unterwegs auf der grenzüberschreitenden Via Verde, einem Radweg der die Gemeinden Harbach (AT) und Horní Stropnice (CZ), über Jahrzehnte durch den Eisernen Vorhang getrennt, miteinander verbindet. Wir wandeln die 33km lange Hauptroute (Detailinfos hier) etwas ab und besuchen einige der umliegenden Bergziele, wie den aussichtsreichen Mandelstein (874m) sowie auf tschechischer Seite den Kraví Hora mit Aussichtswarte (953m) und die Vysoká, mit 1.034m eine der höheren Erhebungen im Gratzener Bergland.
Schwierigkeitsgrad: auf der Hauptstrecke leicht (eBike-tauglich) mit geringem Schotteranteil
Wanderweg zum Mandelstein (S1), Tragestrecke auf den Krav´i hora und S1-Trails auf die Vysoka
Dauer: 3:30 Stunden
Distanz: 42
Kilometer
Höhenmeter: 990 Meter
Parkplatz:
Harbach.
Einkehrmöglichkeiten:
Gastronomiebetriebe entlang der Strecke
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ***** (5/10)
Anspruch: **** (4/10)
Die mandelförmig geschichteten Granitblöcke formen den Mandelstein (874m), direkt an der Grenze AT-CZ im Gratzener Bergland gelegen. Von hier hat man einen weiten Blick in den südböhmischen Kessel bis zur Stadt Budweis.
Was heute selbstverständlich ist, war über Jahrzehnte völlig unmöglich: das Waldgebiet auf tschechischer Seite war über 40 Jahre lang Sperrzone am Eisernen Vorhang. Die 'Via Verde' verbindet die Gemeinde Harbach auf Waldviertler Seite mit Horní Stropnice (dt. Strobnitz) in Böhmen.
Wir starten zu dritt nahe Harbach (683m) und freuen uns über das herrliche Sommerwetter. Die Feier und die ausgiebige Volt-Runde am Vortag haben keine größeren Spuren hinterlassen.
Harbach hat sich aufgrund des Moorbads als Zentrum des Gesundheitstourismus etabliert, bezogen auf die Einwohnerzahl ist es die tourismusintensivste Gemeinde Österreichs. Kein Wunder also, dass es viele Wander- und Bike-Möglichkeiten auf die nahen Erhebungen gibt. Wir orientieren uns an den grünen Wegweisern, die Zusatzroute zum Mandelstein lockt.
Die 200 Höhenmeter sind schnell erledigt. Es führt eine gute Landstraße bis auf ca. 840m.
Oben Abzweig zum Mandelsteinweg.
Informationen zuhauf über das 'Grüne Band Europas' (europeangreenbelt.org), um grenzübergreifende Initiativen im Naturschutz und zur nachhaltigen Regionalentwicklung zu setzen.
Geschichtete Granitblöcke formen den Gipfel.
Mandelstein, 874m.
Weit schweift der Blick in das Gratzener Bergland. Zu sehen sind die beiden Gipfel, die wir auf unserer Runde später noch aufsuchen, rechts der Kraví hora und halblinks etwas hinter Bäumen die Vysoká.
Innehalten an diesem geschichtsträchtigen Ort. Viele Jahrhunderte zählte Böhmen zum Einflussbereich Österreichs. Ein Teil meiner Vorfahren stammt aus den Deutsch-Böhmischen Siedlungsgebieten. Mit der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wurden die Regionen voneinander getrennt, wobei es doch einige historische Unterschiede zum Beispiel im Vergleich zur Aufteilung Tirols gibt.
Also runter vom Mandelstein. Merke: in AT ist das Biken auf nicht ausgewiesenen MTB-Strecken auf Grundlage des Forstgesetzes von 1975 verboten (Traktoren, Geländewägen der Jagd- & Forstorgane, Großmaschinen wie Harvester,... dürfen natürlich - kurios!). Damit ist AT eine Verbotsinsel in Mitteleuropa, weil ALLE Nachbarstaaten wesentlich weniger restriktiv sind. Tipp: Haltet euch an die Bike-Fair-Play Regeln, aber unterstützt diese Initiative.
Mit Blick auf den Nebelstein und das Moorbad Harbach folgen wir den Wegweisern in das "MTB-liberale" Tschechien.
Sommerlich genussvolles Radeln, links der Fischerstein (824m).
Die Grenze: selbst im Corona-Jahr ist von eher ausgeprägter Schlüpfrigkeit.
Weiter entlang der Via Verde.
Linkerhand die beiden nächsten Bergziele. Jahrzehntelang unzugänglich.
Das Örtchen Sejby / Scheiben, ehemals in der Sperrzone gelegen. Es gibt im Internet hochinteressante historische Informationen zu diesem Ort.
In Horní Stropnice (550m). Ab hier steigt die Route wieder an ...
... nämlich hinauf zum Wallfahrtsort Dobrá Voda mit der weithin sichtbaren Kirche.
Dobrá Voda (740m, dt. Brünnl).
Rückblick nach Horní Stropnice.
Die barocke Wallfahrtskirche hat die kommunistischen Wirren überdauert und ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Wir machen nach einem weiteren Anstieg hinauf nach Hojná Voda (Heilbrunn, 794m) eine kurze Pause und verlieren uns in der Beschäftigung mit den geographischen und historischen Besonderheiten.
Die Aussichtswarte am Kraví Hora (Kuhberg) ist der nächste Fixpunkt. Hier dürfte man fahren, der Weg ist aber zu steil und daher dürfen wir unsere Räder über 100 Höhenmeter tragen.
Oben Schieben auf ruppiger Steinplatten-Strecke.
Aussichtsturm.
Gemeinsamer Gipfelsieg am Kravì Hora (953m).
Mandelstein links und Vysoka rechts.
Gipfel Nr. 3 steht noch am Programm. Die Vysoká (dt. Hochwald) macht ihrem Namen alle Ehre.
Runter vom Turm.
Runter vom Kuhberg.
Nächste Etappe: Richtung Grenze und Hirschenwies.
Ich verabschiede mich kurz und spurte alleine auf die Vysoká hoch.
Wegweiser aus 1990, rasch hat damals also die Wiedererschließung des Gebiets für Wanderer begonnen.
Ohne schlechtes Gewissen, erlaubterweise am Forstweg, zuletzt auf herrlich fahrbarem Trail aufwärts. In Summe rund 150 Extrahöhenmeter.
Mit dem Rad kommt man ganz nahe an den Gipfel heran.
Auf dem flachen Gipfelplateau stehen einige Felsformationen. Rechterhand erspähe ich das Gipfelkreuz.
Vysoká (Hochwald) 1.034m - keine Fernsicht aufgrund der hohen Bäume rundherum.
Ich brause hinab zur Grenze.
Grenzstation.
Lässiges Bikerevier. Hier sogar kurz entlang des Iron Curtain Trails, der über fast 10.000 km 20 europäische Staaten verbindet. Eine längere Abfahrt bringt uns hinunter nach ...
... Hirschenwies.
Die letzten Kilometer angenehm auf Asphalt entlang des Nebelstein (1.017m), den man als kleine Extraschleife ebenso noch einbauen könnte.
Eine Gegend, um Geist und Körper zu entschleunigen.
Die Runde schließt sich in Harbach und wir schauen auf eine gelungene kleine Runde mit historisch interessanten Motiven und Einblicken zurück.
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zt-biker (Sonntag, 30 August 2020 13:43)
Ja, das Gratzener Land ist eine geschichtsträchtige Ecke. Interessant beschrieben. Danke dafür, dass ihr manchmal auf den "Senior" gewartet habt.
W.w. (Sonntag, 30 August 2020 15:47)
Das tolle Wetter und die Tourbeschreibung ist eine Reise Wert.l.g nach Tirol