Watzmann-Hochkönig-Runde
Nordschleife
("Berchtesgadener Bierhaustour")
193 Kilometer, 5.730 Höhenmeter
Berchtesgadener Land / Loferer Steinberge / Chiemgauer Alpen
21.-24. September 2017
Autor: Jürgen
Mit auf Tour: die Freunde von Mammut Team Extreme, wir waren eine große Gruppe von 9 Leuten
Beschreibung:
Wir fahren die Nordschleife der Watzmann-Hochkönig-Runde durch das Berchtesgadener Land, die Loferer Steinberge sowie
die östlichen Chiemgauer Alpen. Die Truppe trifft sich in Bad Reichenhall. Wir orientieren uns grob an der offiziellen Routenführung, wandeln diese aber mehrmals etwas ab.
Tag 1: Bad Reichenhall - Hintersee 26km/1.050hm. Abwandlung der offiziellen Etappe #5. Von Bad Reichenhall (520m) zum Saalach-See und sehr steil (19%) die Röthelbachschlucht hinauf zur Anthauptenalm, höchster Punkt 1.320m. Abfahrt hinunter nach Ramsau und zum Quartier in Hintersee (760m). Die Motivierten hängen noch einen Abstecher bis zur Schapbachalm (1.060m) nahe des Königssees an und werden mit schönen Blicken auf den winterlichen Watzmann belohnt (zusätzlich 19km/760hm).
Tag 2: Hintersee - Reit im Winkl 68km/1.730hm. Auf eine Tag zusammengefasste offizielle Etappen #1 und #2. Von Hintersee durch das Klausbachtal zum Hirschbichl (1.150m) und zur Litzlalm (1.340m) mit grandioser Sicht auf den Hochkalterstock. Mit tollen Blicken auf die Loferer Steinberge rasant hinunter nach Lofer (630m), Anstieg nach Mayrberg (940m) am Fuße des Stadlhorns und hinunter nach Unken (550m). Weit hinauf nach Ochsenbrunn und zur Winkelmoosalm (1.150m). Zum Schluß Abfahrt nach Reit im Winkl (690m).
Tag
3: Reit im Winkl - Ruhpolding 42km/1.650hm. Großteils auf offizieller Etappe #3. Von Reit im Winkl zur Pötschalm (890m) und Weitsee (750m). Am Weg
zur Röthelmoosalm dank falschem GPS-Routing 250hm unnötige, kraftraubende Extrahöhenmeter, schlußendlich doch die Alm gefunden (890m). Lohnenswerter Abstecher zu den Jochbergalmen in schöner
Aussichtslage (1.260m). Abfahrt durch die urige Klamm (bis 760m) und rund um den Hochfelln hinauf zur Gleichenbergalm (1.070m). In einem Auf und Ab über die Steinbergalm hinab nach Ruhpolding
(660m).
Tag 4: Ruhpolding - Bad Reichenhall 38km/540hm. Etwa wie Etappe #4. Von Ruhpolding über den Auer Berg (850m) nach Inzell (690m). Über die Inzeller Höhe (920m) hinab nach Anger (560m) und Piding (450m) und zurück nach Bad Reichenhall.
Schwierigkeitsgrad: einfach (max. S1)
Sehr gut beschilderte Tour, mit nur wenig fahrtechnischen Schwierigkeiten. Stete Herausforderung sind die teilweise
extrem steilen Forstwege, die aber zum Teil abseits der offiziellen Route liegen.
Dauer: 3,5 Tage
Distanz: 193
Kilometer (mit diversen Abstechern)
Höhenmeter: 5.730 Meter
Parkplatz:
P&R in Bad Reichenhall
Einkehrmöglichkeiten:
Gastronomiebetriebe entlang der Strecke.
An Tag 2 hatten wir zwischen Lofer und Reit i. W. das Problem ein offenes Gasthaus zu finden.
Landschaft: ******** (8/10)
Kondition: ******* (7/10)
Anspruch: *** (3/10)
Die Runde: Bad Reichenhall - Hintersee (Tag 1), Hintersee - Reit im Winkl (Tag 2), Reit im Winkl - Ruhpolding (Tag 3) und zurück nach Bad Reichenhall bzw. Salzburg (Tag 4).
Die Gruppe: ein bunt zusammengewürfelter Haufen Sportfreaks, manche biken sporadisch, manche täglich. Ich darf mich nach der Erzgebirge-Tour 2014 wieder an die Kollegen vom Mammut Team Extreme dranhängen, die vor allem im Winter spannende Unternehmungen
machen (z.B. in diesem Frühjahr den Mont Blanc mit Ski).
Ein Teil der Gruppe ist bereits am Vortag nach Salzburg angereist, ich stosse am Morgen in Bad Reichenhall dazu. Am ersten Tag wollen wir's gemütlich angehen und die kurze Strecke nach Hintersee übersetzen. Wir hatten Glück: es war der erste trockene Tag nach langer Regenperiode.
Bei der Tour wollten wir's sportlich nicht übertreiben, wir hatten es auch auf bayrische Hopfenspezialitäten abgesehen. Bereits auf den ersten Kilometern ein kleiner unvorgehesener Umweg, es sollte nicht der letzte bleiben :)
Der erste Anstieg machte uns gleich einen Strich durch die Rechnung: saftige 19% Steigung hinauf durch die Röthelbachschlucht zur Anthauptenalm.
Es geht hinein ins Lattengebirge. Die zwei Maschinen Zirpi und Gebhard bleiben auf Zug.
Während sich der Rest der Mannschaft fragt, ob Weißwurst und Bier um 10 Uhr morgens wirklich so eine clevere Wahl waren.
Mehr oder weniger frisch erreichen wir die Anthauptenalm (1.250m). Leider keine Gastwirtschaft.
Kurz danach: Richtung Süden erblicken wir Watzmann- und Hochkalterstock. Das Wetter besserte sich zusehends.
Fotopause an der wunderbaren alten Straße hinunter nach Ramsau.
500hm flott hinunter.
Wir halten uns den Großteil der Tour an die Beschilderung "Watzmann-Hochkönig".
Nahe Ramsau. Trotz spätem Start sind wir schon am frühen Nachmittag fast beim Quartier in Hintersee.
Vier Ausreisser beschließen daher eine Erweiterung. Wir wollten Richtung Königssee oder Wimbachgries, schaffen aber keines von beidem. Da im Nationalpark Radfahrverbot gilt, sind wir kurzerhand
hinauf zur Schapbachalm.
Die Alm liegt auf 1.060m idyllisch in einem Talkessel.
Der Watzmann gibt sich noch bedeckt. Von der Alm geht die Skitourenroute hinauf zu den Watzmannkindern.
Wunderschönes Berchtesgadener Land in der Abendsonne. Tag 2 wird rund um den im Hintergrund sichtbaren Gebirgsstock nach Reit im Winkl führen.
Auf den letzten Kilometer zum Quartier: freie Sicht auf den frühwinterlichen Watzmann. (Am selben Tag forderte ein tragisches Unglück ganz in der Nähe den ersten Lawinentoten der Saison, im
September!)
Tag 2: die Königsetappe von Hintersee nach Reit im Winkl beginnt. Auf uns warten 68 Kilometer, 1.760 Höhenmeter und ein sehr verspätetes Mittagessen.
Der Tag ist in drei größere Anstiege gegliedert. Zuerst hinauf auf den Hirschbichl und zurück nach Österreich.
Im Schatten des Hochkalter hinein in das urige Klausbachtal, das mit allerlei Attraktionen versehen wurde.
Die schöne Landschaft ist ein Karwendel im Kleinformat.
Wir wechseln von Bayern nach Österreich und fürchten um die Bierqualität. Das erste Zipfer-Schild lässt nicht lange auf sich warten.
Zäh hielt sich die Wolkendecke und es blieb kühl. Im weiteren Tagesverlauf setzt sich dann die Sonne aber durch.
Beratschlagen über den Weiterweg. Wir beschließen eine kleine "Extension" zur Litzlalm.
Ian gibt in Erwartung von Kaffee und Kuchen Gas.
Die Litzlalm, 1.320m. Eine schöne Gastwirtschaft mit vertrauenserweckendem Bierschild. Wir bleiben aber (noch) bei Süßem. Im Hintergrund das Gernhorn (1.908m).
Gegenüber Hochkalterstock und der sehenswerte Hocheiskopf (2.484m).
Weiter geht's. Wenige Kilometer weiter tauchen gegenüber die Loferer Steinberge auf, die Landschaft in diesem mir bisher unbekannten Winkel Österreichs ist super.
Nun weit hinunter nach Lofer.
Immer wieder setzen sich kleine Grüppchen ab, die dann mit "den besten Single-Trails" prahlen :) Hier dürften Reini und Ian tatsächlich einen schönen Trail gefunden haben.
Im weiten Loferer Talbecken.
Wir rollen ein Stück flach nach Norden, Anstieg Nr. 2 wartet.
Die Gegend ist sensationell schön. Die Loferer Steinberge fassen wir als Skitourenziel ins Auge.
Doch jetzt heisst's Treten! Die Aussicht auf nahendes Mittagessen mobilisiert die Kräfte.
Wir halten auf das Stadelhorn (2.298m) zu. Genau hinter diesem Kalkstock sind wir heute morgen losgefahren.
Landschaft vom Feinsten! Arno und Gerry im Genießermodus.
Fast ebenso anstrengend wie die Anstiege sind die diversen Lachkrämpfe.
In Mayrberg haben wir Anstieg #2 fast geschafft.
Immer wieder fiese Antritte aus dem Hinterhalt.
Und nochmal hinauf.
Steile Schotterabfahrt hinunter in das Tal der Saalach.
Wir fädeln kurz auf den Tauernradweg und setzen nach Unken über.
Schlußspurt zum Mittagesssen, doch: Fehlanzeige, Wirt geschlossen. Wir schauen auf die Karte und nehmen mit knurrendem Magen weitere 400hm in Angriff zum nächsten Gasthaus.
Auf einer alten, steilen und rutschigen Straße gehen weitere Körndl verloren. Zu knapp auffahrende Kollegen werden mit langsamen Tempo zu einem Sturz genötigt, weil die Cleats versagen
:))
Steil hinauf.
Wir lassen die Kalkstöcke des Berchtesgadener Nationalparks hinter uns.
Immer weiter hinauf. Ziel ist die Jausenstation Moarlack.
Die seit 3 Jahren geschlossen hat...! Nochmal weiter.
Das Skigebiet Waidring-Steinplatte in der Ferne.
Es zog sich. Als Ziel wurde die Hintermoosalm im kleinen Skigebiet von Reit im Winkl ausgemacht.
Wir sind wieder in Bayern. Keine Grenzkontrollen weit und breit - recht so!
Auf der Hintermoosalm (1.150m) werden endlich die Mägen und Biertanks aufgefüllt. Es ist mittlerweile später Nachmittag.
Zu guter Letzt weit hinunter nach Reit im Winkl.
Die Königsetappe endet in Reit im Winkl. Zwei Tagesetappen zusammenzufassen hat uns alles abverlangt, vor allem bei dieser gastronomischen Durststrecke. Unser Gastwirt feiert Geburtstag mit großer Party. Wir flüchten in das Lokal gegenüber, ein Glückstreffer.
Tag 3: wir wollen von Reit im Winkl nach Ruhpolding. Laut Tourenplan eine Tagestour zum Erholen - es sollte wieder anders kommen.
Mit frisch aufgeladenen Akkus brausen wir hinauf zur Pötschalm (890m).
Bald kommt die Sonne durch. Heute führt uns der Weg durch die sanfteren Chiemgauer Alpen.
Abseits vom Asphalt ist es doch am schönsten.
Gebhard am Downhill zum Heitersee.
Der Heitersee. Vor lauter Schauen verpassten wir die richtige Abzweigung.
Und verpassen uns 250 unnötige Höhenmeter auf grobem Schotter und einer Steigung von über 20%. Die Truppe nimmt's gelassen.
Also alles wieder runter, ein paar 100 Meter weiter zur richtigen "Einfahrt" und hinauf zur Röthelmoosalm (890m).
Hier haben wir's eine Weile gut ausgehalten.
Weiter nordwärts. Wir wollen großzügig den Hochfelln umrunden, um nach Ruhpolding zu kommen.
Dass man diesen soliden Plan locker durchkreuzen kann, zeigen diese 4 Ausreisser hier. Es musste ein Abstecher zu dem Jochbergalmen samt Tragestrecke her.
Dieser Abstecher hat sich aber wirklich rentiert. Wunderbarer Blick nach Westen in das Chiemgau zur Hochplatte (1.586m).
Die Jochbergalmen - sehr empfehlenswerte Einkehr.
Und überzeugend obendrein.
XXL-Kas mit Brot. Wer weiss, wann's das nächste Mal was zum Essen gibt.
Gebhard und Zirpi beim Testen der lokalen Bierspezialität.
Und zurück zum Rest der Mannschaft.
Schöner Trail.
Rasant weiter. Rechts taucht das Massiv des Hochfelln (1.674m) auf, einer der markanten Berge der Chiemgauer Alpen.
Die eindrucksvolle Klamm hinunter zum Menkenboden.
Nun der letzte längere Aufstieg hinauf zur Gleichenbergalm. Der Rücken ist der letzte höhere Ausläufer, dahinter beginnt die Ebene mit dem Chiemsee (nicht im Bild).
Kurz vor der Gleichenbergalm. Alle holen das letzte aus sich raus.
Ein weiteres Steilstück fordert unsere letzten Kräfte, über 20% Steigung auf saugendem Untergrund, alle bleiben im Sattel! Oben wartet die Schlußabfahrt nach Ruhpolding - unserem Ziel des dritten Tages.
Tag 4: Ausrolletappe von Ruhpolding zurück nach Bad Reichenhall, bzw. für die anderen nach Salzburg. Frühmorgens um 7 Uhr starten wir mit Ziel Frühstück im nahen Inzell.
Eine kurze Steigung bringen wir schnell hinter uns, dann hinab nach Inzell.
An dem Tag mit der schlechtesten Prognose haben wir in der Früh das beste Wetter.
Frühstück in Inzell. Wahltag in Deutschland, das Lokal um knapp nach 8 schon gut besucht.
Wir rollen gemütlich durch die Landschaft. Ein letzter Anstieg folgt noch.
Schönes Chiemgau. Mit dem Rad sieht man so viel mehr als wenn man über die Autobahn brettert.
Auf der Inzeller Höhe, letzter Anstieg unserer Tour geschafft.
Wir nähern uns Anger, an der A8 Salzburg-München gelegen.
Der markante schlanke Kirchturm von Anger.
Wir sind dann doch am Radweg geblieben. Während die einen nach Salzburg weiterdüsen, verabschiede ich mich und fahre zurück nach Bad Reichenhall.
Wo ich noch kurz den Hochstaufen (1.771m) inspiziere, ist nun auf der To-Do-Liste.
Ich überquere zum letzten Mal die Saalach und rolle die letzten paar Kilometer Richtung Bad Reichenhall, wo sich die nächste Schlechtwetterfront schon ankündigt.
Fazit: Lässige Tour mit lässigen Leut' in lässiger Landschaft! Und viel Wetterglück.
Das Copyright für einige der verwendeten Bilder liegt bei Gebhard, Gerry und Ian.