Tischberg & Eichelberg

1063 / 1054 Meter

Freiwald - Waldviertel

30. Dezember 2019

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Josef

 

Beschreibung:

In dezenter Winterstimmung auf den höchsten Gipfel des Waldviertels: von der Talstation der Aichelberglifte in Karlstift (860m) wandern wir auf Forstwegen durch den Hochwald zur Felsformation des Tischbergs (1.063m), der in leichter Kraxelei zu erklimmen ist. Weiter geht es Richtung Lainsitz-Quelle, wir biegen aber vorher zum Skigebiet ab und suchen erfolglos den Helbergstein (1.050m) nahe der Bergstation des Schlepplifts. Weiter am Kamm - die schönste Felsformation ist ein unbenannter Felsverbund auf etwa halber Strecke - und erreichen den Eichelberg (1.054m). Wir steigen über die Dreifaltigkaltskapelle nach Karlstift und zum Ausgangspunkt ab.

 

Schwierigkeitsgrad: einfach (T1), bei den Felsformationen UIAA I und mehr. 

Die Zustiege vorlaufen auf breiten, gut markierten Forstwegen. Tisch- und Eichelberg sind in leichter Ier-Kraxelei zu bezwingen, so manch andere Felsformation ist deutlich schwieriger (II-III). 

 

Dauer: 3:00 Stunden

Höhenmeter: 310 Meter

 

Parkplatz:

Talstation Aichelberglilfte Karlstift

 

Einkehrmöglichkeiten:

Gmünder Hütte

Karlstifter Hütte / Aichelberglifte

 

Landschaft: ******* (7/10)

Kondition:          *** (3/10)

Anspruch:         **** (4/10)



Der höchste Punkt des Waldviertels, der Tischberg (1.063m) ist kein ultraspektakulärer Gipfel, sondern eine sanfte, bewaldete Erhebung mit Granitfindlingen obendrauf. Vom Gipfel haben wir eine gewaltige Fernsicht in die Oberösterreichischen und Salzburgischen Alpen, u.a. bis zum Großen Priel (2.515m) im Toten Gebirge sowie zum Hohen Dachstein (2.995m) und - ich konnte es kaum glauben - sogar zum Watzmann (2.713m) in den Berchtesgadener Alpen in Bayern.

  

Zäh hält sich im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet die Warmfrontbewölkung (die sich am nächsten Morgen bei unserer Silvestertour auf den Nebelstein dann pünktlich vertschüsst hat). Wir starten unsere gemütliche Wanderung bei den Aichelbergliften in Karlstift (ca. 860m).

 

Die Gegend um Karlstift ist ein Juwel. Viel Gegend, viel Wald, viele Möglichkeiten zum Wandern und Langlaufen. Für letzteres hat es aber leider deutlich zuwenig Schnee. Wir unterhalten uns unter anderem darüber, ob es Eichel- oder Aichelberg heißt.

 

Going west Richtung Grenze. In Zeiten wie diesen zum Glück ja problemlos möglich. Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, wo man auf tschechischer Seite des Eisernen Vorhangs die Soldaten in ihren Wachtürmen sitzen sah.

 

Traumhafte Ruhe bei unserem winterlichen Querfeldein-Anstieg, um den Forstweghatscher abzukürzen.

 

Bei der Jagdhütte unterhalb des Tischbergs, vermutlich kommt hier auch mein Schwager beruflich öfters vorbei ;)

 

Im Norden spitzen links die Vysoka (1.034m) und rechts der Nebelstein (1.017m) hervor.

 

Kein Gipfelkreuz, aber ein kleines Schild ist von unten schon zu erkennen. Wie üblich nehme ich beim Aufstieg nicht die leichteste Variante.

 

30.12.2019 - nach geschätzt wohl über 1.000 Gipfeln in Tirol und Umgebung stehe ich als gebürtiger Waldviertler endlich einmal auf dem Tischberg, mit 1.063m höchster Punkt meiner Heimat. Wobei, die gegenüberliegenden Felsen schauen auch nicht viel niedriger aus.

 

Herrlicher Ausblick Richtung Südwesten. Halbrechts zeigt sich der Viehberg, mit 1.112m höchster Berg des Freiwaldes und schon drüben im Mühlviertel, unmittelbar rechts davon der Kamenec (1.072m) auf tschechischer Seite.

  

Hier haben wir unglaublich viel zu sehen.

 

Am meisten fasziniert mich ohne Zweifel der im rechten Bildteil erkennbare dreigipfelige Watzmann nahe Berchtesgaden in 179 (!) Kilometer Luftlinien-Entfernung. Links der Hohe Göll (2.522m) südlich von Hallein. Ich wusste, dass man von vielen Punkten im Waldviertel den Dachstein sieht, der wiederum bei guter Sicht ohne Probleme von den höheren Stubaiern erkennbar ist - somit schaue ich über nur eine Zwischenstation nach Hause. Dass aber auch der Watzmann erkennbar ist, war mir neu.

 

Wir genießen diesen besonderen Platz.

  

Zwar schade, dass die Sonne im Süden steht und nicht hier, dafür ist die Lichtstimmung besonders.

 

Wir setzen unsere Runde fort und treffen ein paar 100 Meter vorne auf weitere Findlinge.

 

Die sich relativ leicht bezwingen lassen.

Fast noch schöner hier. Gegenüber links der Helbergstein, von dem wir wenig später den höchsten Punkt nicht finden werden und rechts der Bildmitte der Eichelberg (1.054m).

  

Winter, das restliche Waldviertel war zum Jahreswechsel 2019/2020 leider grün bis braun.

 

Rückblick zum Tischberg.

 

Wir marschieren hinüber ins kleine Skigebiet.

 

Hier beim steilen Schlepplift hat's mich als Kind rausgeschmissen. Der abenteuerliche Weg durch den Tiefschnee hinaus zur Piste ist mir noch in lebhafter Erinnerung.

 

Durchblick auf den Brockenberg (1.053m) bei Liebenau, einem der Schneelöcher des Mühlviertels.

 

Das liebliche Karlstift, eine von der Geschichte stark geprägte Region: mit dem Aufschwung der Holznutzung in den "Glashütten" erfuhr die waldreiche Gegend des Nordwalds im 17. Jahrhundert einen Aufschwung, der bis ins frühe 20. Jahrhundert andauerte. Die undurchlässigen Grenzen nach den beiden Weltkriegen erzeugten eine exponierte Randlage mit dementsprechenden Folgewirkungen. Heute, 30 Jahre nach der Ostöffnung, spürt man die Annäherung beiderseits der Grenze, wenn auch nur zaghaft. 

    

Am Helbergstein finden wir leider den höchsten Punkt nicht, der sich irgendwo nahe der Gipfelstation des Lifts befinden sollte. An einem mit Schnee und Eis glasierten Felsen muss ich mangels Griffen w.o. geben.

 

Von Norden zieht nun endgültig das Schönwetter heran, hier kam mir die Idee für die Tour am Silverstermorgen zum in Bildmitte sichtbaren Nebelstein.

 

Unverhofft taucht auf halbem Weg zum Eichelberg diese Granitformation auf, die schönste der Kraxelpartien in der Umgebung. Ganz oben war's durch die Schneeauflage nicht unschwierig, je nach Linie für ein paar Meter II-III.

 

Prächtige Sicht über Daddy hinweg zum Tischberg und weit nach Tschechien hinein.

 

Richtung Böhmer- und Bayrischer Wald.

 

Eichelberg, letzter Gipfel für heute, voraus.

 

Eichelberghütte, und kaum 10 Minuten später ... 

 

... an der leichtesten Stelle (I) hinauf auf den höchsten Punkt (1.050m).

 

Dreifaltigkeitskapelle.

 

Obwohl fast 120 Jahre alt, regt die Kapelle und vor allem das Bildnis darin zum Nachdenken an, weil es durchaus aktuelle 'haarige' Themen behandelt.

Faszinierende Fernsicht.

 

Wir fädeln auf den Europäischen Fernwanderweg E6 ein - nach links geht's nach Finnland, nach rechts in die Türkei. 

 

Wir geben uns mit dem Abstieg nach Karlstift zufrieden und gehen an der Gmünder Hütte vorbei.

 

Zurück durch die ehemalige Holzfällersiedlung, heute wie mir scheint eine Ansammlung zahlreicher Zweitwohnsitze - viele Linzer, viele Wiener und auch so manches tschechisches Fahrzeug parkt vor den Häusern.

 

Wieder zurück in Karlstift, wo wir sogar noch Verwandtschaft bei den Liften treffen. In jedem Fall geht eine Tour mit unerwarteten Ein- und Fernblicken zu Ende und die Umgebung mit den vielen Eintausendern hat mich zu einem neuen (Sommer)Projekt inspiriert.

 


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Kommentare: 4
  • #1

    J.W. (Samstag, 11 Januar 2020 21:51)

    Der Gipfel des Helbergstein wurde von mir in der Zwischenzeit lokalisiert und in der OpenStreetMap kartografiert. Hast mich auf den Geschmack gebracht. Die nächste Tour kann starten........

  • #2

    W.w. (Sonntag, 12 Januar 2020 11:42)


    .hallo Bergfreund du beschreibst das Waldviertel von seiner faszinierenden schönsten Seite.Muss auch einen Berg einmal erklimmen.l.g.

  • #3

    Markus Pufler (Dienstag, 10 März 2020 08:23)

    Endlich einmal ein toller Bericht über den Tischberg! DANKE!! Hätte nie gedacht, welch Aussicht man von hier aus hat. Will schon seit ein paar Jahren hinauf - von Raabs weg sinds knackige 86 km aber die Achillessehne warf mich in Weitra ab - aber durch deinen super Bericht wird es endgültig ernst. (meine Wanderungen könntest du in Outdooractive finden)

  • #4

    Herbert Tüchler (Sonntag, 18 Februar 2024 04:15)

    Danke für deinen Bericht.
    Ich als gebürtiger Waldviertler der 27 Jahre in Salzburg gelebt hat und auch auf Hunderten Gipfeln war, aber noch nie am höchsten Punkt vom Waldviertel �
    Aber heute pack ich‘s �