Croz dell'Altissimo - Cima Sophia - Cima
Lasteri
2339 / 2360 / 2457 Meter
Brenta Dolomiten
14. August 2020
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Rundtour in der östlichen Brenta: von Valbiole (1.180m) nahe Andalo aufwärts Richtung Passo dei Lasteri und kurz vor diesem links ab zum Croz dell'Altissimo (2.339m), der mit einer beinahe 1.000m hohen Felswand in das Valle delle Seghe abbricht. Gleich neben dem Croz dell'Altissimo besuchen wir die Cima Sophia (2.360m). Hinab zum Passo dei Lasteri (2.281m) und über die Nordwestflanke auf die Cima Lasteri (2.457m). Abstieg zum Passo del Clamer (2.164m) und auf abenteuerlichem Steig hinab in die von steilen Felswänden gesäumte 'Vallazza' und zum Rif. Croz dell'Altissimo (1.431m). Die Runde schließt sich auf dem in die westlichen Felswände des Croz dell'Altissimo gehauenen Steig hinaus zum Rif. Pradel (1.359m) und zum Ausgangspunkt.
Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T4)
Gut markierte Steige, teilweise steil angelegt. Zustiege zu den Gipfel über die gewählten Routen unschwierig. Versicherungen beim Abstieg vom Passo del Clamer in die Vallazza.
Dauer: 5:45 Stunden
Höhenmeter: 1.430 Meter
Parkplatz:
Valbiole.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ****** (6/10)
Anspruch: ***** (5/10)
Düster, abweisend, fesselnd: die Brenta ist auch an weniger schönen Tagen von urtümlicher Schönheit. Nach dem Wetterglück an der Cima Grosté im vergangenen Jahr und an der Cima Tosa vor zwei Jahren zeigte sich dieses Gebirge heuer von einer ganz anderen, aber nicht weniger faszinierenden Seite.
Die Diskussion um Wildtiere rückt, nicht zuletzt befeuert durch die Diskussionen um den Wolf, mehr und mehr ins Bewusstsein. Rund 90 Braunbären durchstreifen das Trentino. Schönheit und Gefahr liegen manchmal nah beieinander, wie ein ernster Vorfall zwei Wochen nach meiner Tour - und nur wenige Hundert Meter von diesem Standort entfernt - unter Beweis stellt.
Als leidenschaftlicher Brenta-Besucher bin ich auf jeden Fall mit den Standardregeln bei einer Bärensichtung vertraut, auch wenn die Dämmerung sicher nicht die ideale Zeit ist, einsam und allein durch den Wald zu streifen. Jedes Knacken im Unterholz sorgt für einen kleinen Schreck.
Etwas erleichtert trete ich auf die offenen, besser einsehbaren Flächen. Das Wetter ist verzogener als erhofft, für die Mittagszeit sind Gewitter gemeldet.
Mein erstes Ziel, der Croz dell'Altissimo zeigt mir seine (Ost)Schulter. Mein späterer Weg führt mich rechts der markanten Felswände hinauf zum Passo dei Lasteri.
Allerorts hervorragend beschildert. Bei schönerem Wetter wäre ich hier rechts abgebogen mit Ziel Bocchetta Dangnola und Piz Galin, an Ort und Stelle habe ich mich anders entschieden.
Viel Dampf in der Luft in dieser schönen Umgebung. Kein Mensch unterwegs in diesem Teil der sonst so stark frequentierten Brenta.
Blick ins Tal und zur Paganella (2.125m) gegenüber.
Vorbei am Palon de Tovre (1.913m).
Alm- wechselt mit Karstgelände. Mittig die Cima Lasteri.
Einfach schön. Deswegen schält man sich im Sommerurlaub um 4:00 Uhr aus den Federn.
Gipfelanlagen der Paganella.
Mit etwas Trittsicherheit ist der Steig problemlos zu gehen.
5 Minuten später, Nebel fällt ein.
Wolkenschwaden an der Cima Lasteri, ob es sich überhaupt lohnt den Gipfel heute noch mitzunehmen?
Kurz vor dem Passo dei Lasteri biege ich links ab.
Schaut wilder aus als es ist, mit Trittsicherheit null Problemo.
Je nach Route kann man auf den letzten Metern zum Croz dell'Altissimo auch noch die Hände verwenden.
Himmlische Stille am Gipfel, weit und breit kein Mensch. Der Tiefblick in das Valle delle Seghe und zum Molveno-See gestaltet sich neblig. Die Höhe der Felswände lässt sich aber trotzdem gut erahnen.
Nordwestwärts die Felsfronten von Cima Vallazza (2.803m, rechts), Cima Roma (2.837m, mittig) und ganz links die Cima Sella (2.916m), auf der ich letztes Jahr mit schöner IIer-Kletterei oben war. Ganz links außen die Bocca del Tuckett (2.647m), einer der Knotenpunkte der Brenta-Klettersteige, wo ich auf meiner Tour auf die Cima Brenta vorbeigekommen bin.
Leicht verdient, daher gleich mitgenommen: die gegenüberliegende Cima Sophia.
Zwischendurch ein Blick in hinab ins Valle del Seghe - braucht den Vergleich mit Karwendel-Nordwänden nicht zu scheuen!
Abstieg vom Croz dell'Altissimo. Geht ganz leicht am linken Bildrand. Rechts an der Gratkante könnte man sich einen gehörigen Adrenalin-Schub verpassen.
Ganz einfach durchs Gras hinauf zur Cima Sophia (2.360m), schön gestaltetes GK.
Rückblick zum Croz dell'Altissimo. Wie gesagt, nahe an der Felswand wäre etwas Adrenalin zu holen, besser also im leichten Grasgelände mit sicherem Abstand zur Schlucht bleiben.
Schwer erkennbar neben der im linken Bildteil dominaten Cima Brenta Alta (2.962m): der Turm des Campanile Basso, unmittelbar dahinter die Cima Tosa (3.134m).
Die Runde geht weiter: unschwierig hinab zum Passo dei Lasteri (2.281m) und - siehe da - der Nebel an der Cima Lasteri lichtet sich.
Das muss genützt werden! Auf markiertem Pfad ab in die Nordwestflanke.
Eine ganz besondere Atmosphäre heute.
So stehe ich heute also doch noch auf der Cima Lasteri (2.457m), wieder mit schön anzusehendem GK. Der ursprüngliche Plan hätte vorgesehen, dass ich vom Piz Galin herübergekommen wäre, passt aber so auch.
Bin jetzt 3h unterwegs und checke das Regenradar. Dieses mahnt mich zu einem etwas zügigeren Abstieg, die Gewitterfront steht mittlerweile am Gardasee und zieht rascher als gedacht nach Norden.
Westflanke der Cima Lasteri.
Im Norden die Wiesenfläche mit der Malga Spora. Der dahinterliegende Nordteil der Brenta bleibt heute in Wolken.
Kurz vor dem Passo del Clamer, schaut aus wie ein Steinsessel.
Passo del Clamer (2.164m), von hier beginnt der Abstieg in die Vallazza.
Hier ist der Steig steil und Trittsicherheit gefragt.
Ebenso hier.
Gewaltiges Ambiente. Für mich ist jeder Schritt in diesem Gebirge ein Erlebnis.
Die Nebelschwaden verdichten sich zusehends zu einem kompakten Wolkenschirm.
Am Rif. Croz dell'Altissimo weicht die urtümliche Ruhe der hektischen italienischen Hüttenbetriebsamkeit. Die Hütte steht direkt am Fuß der beeindruckenden Wände.
Hier beginnt der Weg hinaus nach Pradel.
Dieser schlängelt sich hoch über dem Valle delle Seghe hinaus zum Molveno-See. Trotz der Regenwolken kommen mir 200-300 Leute entgegen.
Jedes Mal wieder erschaudert es mich bei dem Gedanken, in solche Wände einzusteigen. Umso bedrohlicher wirkt der krachende Donner des nahenden Gewitters.
Der Weg ist ein echtes Erlebnis. Letzte Sonnenstrahlen draußen am Molveno-See.
Bye bye, Brenta. Wir sehen uns nächstes Jahr wieder.
Molveno-See.
Gerade noch schlupfe ich zum ersten Regenguss beim Rif. Pradel (1.359m) unter.
Da oben wärs jetzt ungemütlich, Meister Petz hat sich jetzt wohl auch ins Trockene zurückgezogen. Ich trotte die letzten 200 Höhenmeter noch halbwegs trockenen Fußes zurück nach Valbiole, wo ich mich über das gelungene Timing dieser Runde freue.
Kommentar schreiben
zt-biker (Montag, 12 Oktober 2020 20:10)
Es ist interessant, eine mir unbekannte Berggegend so packend beschrieben zu bekommen. Nächstes Mal wünsche ich dir wieder schönes Wetter.
W.w (Montag, 12 Oktober 2020 20:22)
Fantastische Bilder und geniale Beschreibung.Es ist immer wieder spannend die Berichte zu lesen und wieder gesund das Ziel zu erreichen.