Cima delle Stellune
2605 Meter
Fleimstaler Alpen / Dolomiti di Fiemme
15. August 2020
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Abschluss der diesjährigen Italien-Woche mit dem Besuch eines herausragenden Aussichtsgipfels im Lagorai, der Zentralkette der Fleimstaler Alpen: von der Ponte delle Stue (1.248m), erreichbar von Molina im Val di Fiemme über die Straße zum Manghenpass, mit Bike aufwärts zur Malga Stue Alta und weiter zur Malga Cazzorga (1.845m), Raddepot. Auf dem Steig zum pittoresken Lago delle Stellune (2.095m) und zur Forcella di Val Moena (2.287m). Zuletzt durch Blockgelände über den Nordwestrücken zur Cima delle Stellune (2.605m). Abstieg wie Aufstieg, mit versuchtem Umweg über den Felsgrat zur Cimon di Busa Grana.
Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T3). Wer den nordwestlich gelegenen Cimon di Busa Grana (2.510m) anhängen will: der unmittelbar an die Moena-Scharte anschließende Felsgrat ist sehr schwierig. Wenn, dann besser umgehen.
Dauer: 5:30 Stunden
Höhenmeter: 1.370 Meter
Parkplatz:
Ponte delle Stue.
Einkehrmöglichkeiten:
keine.
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ***** (5/10)
Anspruch: **** (4/10)
Die Italien-Woche 2020 neigt sich dem Ende zu und findet mit der Cima delle Stellune (2.605m) in den Fleimstaler Alpen einen mehr als würdigen Abschluss. Hier konnte ich nochmals die schönen Touren dieser Woche in den Ortleralpen, der Sella, der Brenta und den Nonsbergen Revue passieren lassen, und mit dem Bike durfte ich ja auch unterwegs sein.
Bike ist das Stichwort. Dieses bietet sich für die ersten Kilometer ab der Ponte delle Stue (1.248m), direkt von der Straße zum Manghenpass weg, geradezu an. Ein Forstweg ist in Südtirol oder dem Trentino auch ohne explizite Beschilderung bekanntlich kein Grund zum Fürchten.
Grün im Tal, dunkler Porphyr-Fels in den Gipfelregionen. Und sehr bald auch pralle Sonne.
Noch immer präsente Sturmschäden aus dem Jahr 2018, es hält sich in diesem Teil der Fleimstaler aber in Grenzen.
Schwein gehabt. Hier schon an der Malga Cazzorga (1.845m), bis hierher 1h mit dem Rad.
Rad ins Gebüsch und in wunderschönem Gelände weiter ostwärts.
Auf dem nördlichen Bergrücken erspähe ich das Gipfelkreuz des Cimon di Busa Grana (2.505m). Vielleicht ist ja später noch Zeit für einen kleinen Abstecher. Das sich das Ganze dann doch nicht so einfach gestaltet hat, erkläre ich weiter unten.
Die Fleimstaler üben schon lange einen besonderen Reiz für mich aus. Links der Pala del Becco (2.423m), halbrechts taucht der spitze Monte Croce auf (2.489m).
Es ist nicht weit herauf zum See, den man noch nicht sieht. Im Hintergrund links mein heutiges Tagesziel, mittig die Forcella Valsorda (2.256m), ein Übergang ins Valsugana.
Da ist er, der sehr fotogene Lago Stellune (2.095m).
Und von oben blinkt, schwach erkennbar, das Gipfelkreuz der Cima delle Stellune herunter.
Naturschönheiten überall, und bis auf zwei Wanderer niemand an diesem schönen Ort zu sehen.
Endlose Wandermöglichkeiten. Hier bewege ich mich kurz auf dem Translagorai, einer rund 90 Kilometer langen Durchquerung der Lagorai-Kette, die aber nicht eigens angeschrieben ist.
Ich halte mich links unterhalb des Gipfelaufbaus zur Scharte neben den markanten Gratzacken. Genau diese werden mich später noch beschäftigen.
In ein paar wenigen Kehren aufwärts zur Forcella di Val Moena (2.287m). Da gehts nun rauf.
Toller Durchblick auf den Latemar.
Der Anstieg zum Gipfel ist entsprechend markiert.
Teilweise steil, aber sogar mit extra angelegten Stufen. Vermutlich auf die Zeit des 1. Weltkriegs zurückzuführen, wo im Jahr 1916 der Lagorai eine der Frontlinien war.
Eines der vielen unberührten Seitentäler im Lagorai. Links der mich lockende Cimon di Busa Grana, mittag der Cimon di Val Moena (2.484m). Rechts hinten das Schwarzhorn (2.439m).
Blockgelände im Aufstieg, nirgends ausgesetzt.
Oben flacht der Nordwestrücken ab.
Gedenkkreuz unterhalb des Gipfels.
Gut planierter Steig.
Auf den letzten Metern packt mich das Kraxelfieber und ich nehme die Blöcke direkt (I), muss aber nicht sein.
On top of Cimon delle Stellune, 2.605m, an einem herrlichen Samstag im August 2020.
Die Südalpen faszinieren mich schon länger, und noch an kaum einem Ort hatte ich so eine gewaltige Rundumsicht.
Wie zum Beispiel nach Westen über das Tal meines Anstiegs. Typische dunkle Lagorai-Berge, am Horizont der helle Dolomit der Brenta und dahinter die 3000er im Adamello und den Ortleralpen.
Besonders spannend: sieht man die Adria bzw. Venedig? In Bildmitte im Vordergrund erhebt sich der Monte Cengello (2.438m, 6km Distanz), dahinter mit Liftanlagen der Monte Agaro (2.062m, 16km), beide in den südlichen Fleimstalern. Ganz rechts der Monte Fontana Secca (1.609m, 40km) im Grappa-Stock, dem allersüdlichsten Teil der Dolomiten. Zwischen den beiden meinte ich im Fernglas Venedig zu erkennen, konnte es aber nicht exakt bestimmen. Aufgrund der gemessenen Distanz von 106,6km zwischen dem Gipfel der Cima delle Stellune und Markusplatz erscheint das aber durchaus möglich.
Und, zuguterletzt, natürlich die in den Fleimstaler Alpen dominierende Cima d'Asta (2.847m).
Abstieg. Reste menschlichen Tuns unter dem Gipfel.
An so einem schönen Tag, ohne Lüftchen am Gipfel, will man ja eigentlich gar nicht weg.
Nochmals der tolle Blick auf den Lago Stellune, unterhalb von Cima Montalon (2.467m) und Cima delle Buse (2.574m).
Wie war das jetzt mit dem Cimon di Busa Grana? Nicht mehr als 230 Höhenmeter wären es von der Scharte, am Weg würde man dann auch noch einen kleinen Vorgipfel, den Cimon del Terzo (2.439m), mitnehmen. Das Gratl schaut gut kletterbar aus.
Also zuerst mal easy runter.
Und easy rüber.
Hmm, gut strukturiert. Kratzt am IIIer würd ich sagen.
Also rauf und ein bissl gefinkelt über den sehr glatten Fels drüber auf das nächste Köpfl.
Und dann... Ende Gelände totalissimo. Hier geht gar nix bei dem 15 hohen Abbruch.
Also dann, Rückzug über die glatten Felsen oben (es gibt echt Schöneres, als sich mit vollem Körpergewicht auf zwei Fingerkuppen zu hängen und dann baumeln die Füße noch immer einen guten halben Meter über Grund) und die hier zu sehende griffige III- Passage.
Die Umgehung wäre leichter gewesen. Egal.
Gedanken neu sortiert und gemütlich hinabgeschlendert. Wenig oberhalb der Alm gehe ich, kein Witz, an einer toten Kuh vorbei, die 20m vom Steig entfernt gelegen ist. Todesursache unbekannt. War in der Früh definitiv noch nicht da.
Die arme Kuh hatte es aber vermutlich gut hier, in diesem schönen Gelände an der Malga Cazzorga.
So endet die letzte Tour des Italien-Trips mit ein paar Überraschungen, aber letzten Endes doch entspannt mit der Abfahrt zum Ausgangspunkt.
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