Oberreintalschrofen & Teufelskopf
2523 / 2391 Meter
Wetterstein
17. November 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Vom Parkplatz P2 im Gaistal (1.190m) mit Bike zur Wettersteinhütte (1.717m) und weiter zur Wangalm (1.751m), Raddepot. Am Steig in das Scharnitztal, links aufwärts Richtung Roßbergsattel und zum Ansatz der zur Oberreintalscharte leitenden Rinne (ca. 2.210m). Etwas rechts davon durch die Südwestflanke, unten durch steilen, schönen Fels zu einem begrünten Schuttfeld, nach oben hin zunehmend brüchiger, zum Gipfel des Oberreintalschrofen (2.523m). Abwärts zum Schuttfeld (ca. 2.300m) und horizontal durch die Schrofenflanke bis kurz unterhalb der Oberreintalscharte, aufwärts zur Südrippe des Teufelskopfs und zum Gipfel (2.391m). Hinab durch den Schuttrichter und den steilen Felsgürtel und zurück zum Ausgangspunkt.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/II+)
Am Forstweg sehr steile Rampen mit Schiebestrecken. Zustieg zum Wandfuß unschwierig. Kletterei in der Südwestflanke im unteren Teil II+, nach oben hin leichter, dafür ungemein brüchig. Selbiges gilt für den Übergang in der Schrofenflanke zum Teufelskopf. Der direkte Gratübergang wäre noch erheblich schwieriger (III). Abstieg vom Teufelskopf durch den Felsgürtel mit einer Stelle II.
Dauer: 6 Stunden
Höhenmeter: 1.450 Meter
Parkplatz:
P2 Stupfer Gaistal
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******* (6/10)
Anspruch: ********* (9/10)
Beeindruckend ist er, der Oberreintalschrofen im südlichen Wettersteinkamm. Hier trennt sich die Wanderer-Spreu vom Kletterer-Weizen, der Normalweg bleibt punkto Schwierigkeiten aber noch in moderatem Rahmen und ist sicherlich leichter als die nahen Kletterherausforderungen an der Scharnitz- oder Schüsselkarspitze oder dem Teufelsgrat.
Von Süden bei Leutasch-Klamm wirkt der Oberreintalschrofen als mächtigster Berg der Kette (etwas rechts der Bildmitte), obwohl er deutlich niedriger als westlich anschließende Teufelsgrat ist, eine der großen Alpinunternehmungen im Wetterstein. Der Teufelskopf ist der kleine Zapfen links des Oberreintalschrofens.
Klare Nacht, eiskalt, Morgengrauen über den Kalkkögeln. Etwas mehr als 500 Höhenmeter Auffahrt mit dem Bike vom P2 Gaistal zur Wettersteinhütte.
Im unteren Teil ein steiler Karrenweg, im Mittelteil wie hier problemlos fahrbar.
Knapp vor der Wettersteinhütte schwitzt man sich schiebend über eine weitere steile Rampe hoch, dann noch ein paar Minuten weiter zu Wangalm. Vorne links der heutige Hauptdarsteller.
Wangalm (1.757m).
Die Atmosphäre am frühen Morgen ist einfach herrlich, egal zu welcher Jahreszeit.
Erste Sonnenstrahlen über Wettersteinhütte (1.717m) und Hoher Munde (2.662m).
Zu Fuß weiter. Von links nach rechts allerlei beliebte Kletterziele und auch immer schwerer werdend: Teufelskopf (2.391m, I/II) - Oberreintalscharte - Oberreintalschrofen (2.523m, II+) - Westl. Wangscharte - Scharnitzspitze (2.463m, III) - Östl. Wangscharte - Schüsselkarspitze (2.551m, mind. IV).
Detailaufnahme des Oberreintalschrofens. Dessen Normalweg (II+) führt über die Südwestflanke von links unten nach oben zum Gipfel, der direkte Westgrat ist III.
Die Westl. Wangscharte wäre auch eine interessante Anstiegsoption, um über den Ostgrat zum Oberreintalschrofen zu gelangen (II). Der Zustieg zur Scharte ist allerdings alles andere als einfach (III). Von dort könnte man auch nach rechts zur Scharnitzspitze über deren Westgrat aufsteigen (III).
Beim Wegweiser links zum Roßbergkamm.
Herz, was willst du mehr!
Ab vom Steig und direkt rauf zum Teufelskopf, dann rechts zum oberen Ende der Schotterreise.
Markante Wetterstein-Südwand.
Auf Steigspuren hin zum Wandfuß. Charakteristik: im unteren Teil Kletterei in gutem Fels bis zum in Bildmitte erkennbaren begrünten Schuttfeld, darüber durch brüchigere Rinnen und Schrofen zum Gipfel.
Beim Einstieg. Links (hier verdeckt) setzt die Rinne hinauf zur Oberreintalscharte an. Hier ist es für Mitte November auf 2.200m angenehm warm, den angekündigten kalten Ostwind sollte ich erst oben zu spüren beginnen.
Perfekter Fels im unteren Teil. Nach den ersten 50 Metern bereits die II+ Stelle.
Viel begangen ist der Gipfel nicht, dort wo nötig ausreichend Steinmänner.
Kurzer ausgesetzter Quergang. Oben hängt eine Schlinge, die man hier aber nicht braucht.
Ein relativ bequemes Band leitet nach rechts hinaus.
Atemberaubende Landschaft. Im Vordergrund der Roßberg (2.096m).
Nach dem Band das begrünte Schuttfeld, dann eher linkshaltend die Rinne verfolgen.
Oberhalb des Schuttfelds weiter. Ab hier brüchiger (I).
Steiler werdend zur einer Scharte (Stelle II-).
Querung über diesen Schrofenhang in Richtung der beiden Zacken.
Hier sorgfältig steigen, der Hang bricht nach unten senkrecht ab.
Scharte bei den zwei Zacken, weiter brüchig (I).
Einstieg in die Gipfelrinne - brüchig, was sonst? Für einen karwendelerprobten Geher aber im "Normalbereich".
Ausstieg zur ...
... Gipfelstange am Oberreintalschrofen (2.523m). Schlagartig pfiff mir der eiskalte, stürmische Ostwind um die Ohren. Ursprünglich hatte ich mit dem Weiterweg zur Scharnitzspitze (und wieder retour) geliebäugelt, das war bei diesem Sturm aber unmöglich.
Gigantischer Ausblick nach Westen: links Mieminger Kette, unten links der Teufelskopf (2.391m), in Bildmitte Gr. Hundstallkopf (2.532m) und daran ansetzend der Teufelsgrat, der über den Hinterreintalschrofen (2.669m) zum Hochwanner (2.744m) führt. Rechts die Zugspitze (2.962m).
Der eiskalte Wind war kein Zuckerschlecken, daher bin ich nur wenige Erkundungsmeter weiter nach Osten. Vorne die Schüsselkarspitze (2.551m) mit der kaum sichtbaren Biwakschachtel, darunter der Westturm und die kaum erkennbare Scharnitzspitze. Im Hintergrund der westliche Karwendelhauptkamm u.a. mit der Kaltwasserkarspitze sowie die kürzlich überschrittenen Birkköpfe.
An so einem Panorama kann ich mich einfach nicht satt sehen. Links die markanten Mieminger u.a. mit Hochplattig, Griesspitzen und Grünstein.
Die Kälte kroch mir binnen weniger Minuten in die zu dünne Kleidung - Abstieg!
Kurzfristig disponierte ich auf den niedrigeren Teufelskopf (obere Bildmitte) um. Westlich bricht eine Steilstufe etwa 20m hoch ab, ansonsten würde der Westgrat vom Oberreintalschrofen hinunter gar nicht so wild aussehen. Man sollte sich aber nicht täuschen lassen, wie die Bilder von weiter unten beweisen. III und sehr brüchig.
Daher zuerst Abstieg auf der Anstiegsroute. Die Brüchigkeit ist wie immer in der Abwärtsbewegung eine wesentlich größere Herausforderung.
Von der kleinen Scharte nochmals nach Osten zu Scharnitz- und Schüsselkarspitze geblickt. Konnte heute nur 2 Seilschaften ausmachen, der starke Wind war nicht ideal.
Abermals die Querung durch den steilen Schrofenhang und die Rinne runter bis oberhalb des begrünten Schuttfelds. Auf etwa 2.300m einfach horizontal nach Westen.
Nach einer Rippe schöner Blick auf den Teufelskopf, von dieser Seite wird er optisch seinem Namen durchaus gerecht. Nicht ganz trivial, es gilt die plattige, schattige Rinne links der Bildmitte zu erreichen.
Brüchiger Kamin, schaut von hier wild aus, ist aber nur II.
Unangenehmer ist da für mich schon die extrem rutschige Flanke.
Ich übersteige die zur Oberreintalscharte hinaufführende sandige Rinne und auf der anderen Seite steil aufwärts.
Hier die wilden Formen am mit Sicherheit anspruchsvollen Westgrat des Oberreintalschrofens, schaut nicht sehr einladend aus.
Alle Wege führen nach Rom, bzw. hinauf zur Südrippe des Teufelskopfs.
Ausstieg und ohne Probleme weiter ...
... bizarre Formationen ...
... zum Teufelskopf (2.391m).
Hier nicht ganz so windig wie da hinter mir oben am Oberreintalschrofen.
Schöne Gehrenspitze (2.367m), dahinter das südliche Karwendel.
Ich nehme mir ein paar Minuten Zeit um den ersten Teil des Teufelsgrats zu inspizieren. Die schwierigeren Teilstücke sind aber nicht sichtbar.
Ein bisschen zu windig für einen längeren Gipfelaufenthalt, daher Abstieg zu einem perfekten Rastplatz unterhalb des Teufelskopfs.
Danach gut gewärmt durch den Schuttrichter abwärts.
Hin zum Felsgürtel, man kann links (III) oder besser rechts (I, Stelle II) absteigen.
Hier die einfachere Variante (II). Ich wollts wieder wissen und bin die IIIer Stelle runter, auf den glattgeschliffenen Felsen kein einfaches Unterfangen.
Die Schwachstelle im Felsgürtel.
Wieder zurück am Graskamm. Ich wollte noch hinüber zur Westl. Wangscharte und bin daher nicht direkt runter.
Traumhafter Fels in der Südwand des Oberreintalschrofens.
Nicht minder traumhaft die Landschaftsformen beim Scharnitzjoch.
Der Zustieg zur Westl. Wangscharte schaut auch aus der Nähe relativ schwierig aus, hab's aber nicht angetestet.
Drüben die Östl. Wangscharte und der Westturm der Schüsselkarspitze - diverse Routen, nichts leichter als IV.
Runterfetzen über die Schotterreise und gemütlich ...
.. die kurze Strecke zur Wangalm rausgewandert.
Dank Bike ist die Abfahrt zum Parkplatz in wenigen Minuten erledigt. War wieder eine herrliche Südseitentour im Wetterstein, allerdings aufgrund der Brüchigkeit nicht Jedermanns Sache. Ich freue mich schon darauf, nächstes Jahr den IIIer Grat zur Scharnitzspitze - dann ohne Wind - zu erkunden.
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Josef (Donnerstag, 22 November 2018 18:53)
Beneide dich um deine herrlichen Ausblicke, weniger um den kalten Wind. Also, hinein mit dem Hintern in die warme Wäsche.
w.w. (Donnerstag, 22 November 2018)
So eine schöne Tour. Dieses Panorama.traumhaft!!!
Wolfgang (Montag, 17 Oktober 2022 21:38)
Danke für den inspirierenden Bericht.
Bin das diesen Sonntag nachgegangen - super Tour.
Die Beschreibung des Aufstiegs zum Oberreintalschrofen konnte ich bis zum begrünten Schuttfeld nachvollziehen. Danach wurde es aber nicht brüchig und leicht(I) wie im Bericht sondern es blieb kompakt und wurde eher schwerer(II-III). Eventuell war ich zuweit links?
Die von mir begangene Rinne war die erste Möglichkeit aufzusteigen rechts des grossen Steinmanns über dem brüchigen Kamin(oben referenziert). Der Einstieg zu dieser Rinne war bereits eher kleingriffig an absolut festen kleinen Felsschuppen.
Viele Grüße
Wolfgang
Jürgen (Dienstag, 08 November 2022 17:57)
Hallo Wolfgang, nach dem begrünten Schuttfeld bleibt man im Rinnengrund, man hält sich schräg nach links oben. Ich vermute du warst etwas weiter rechts. Gruß