Hochplattig Überschreitung vom West- zum Ostgipfel

2750 / 2768 / 2698 Meter

Mieminger Kette

20. Juli 2019

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Nelli

 

Beschreibung:

Überschreitung des Höchsten der Mieminger Kette: Obermieming (900m) - mit MTB zum Henneberg (1.355m) - Gacher Blick (1.909m) - Einstieg Rinne zum Westgipfel (2.360m) - Westgipfel (2.750m) - über den Grat zum Haupt- (2.768m) und Ostgipfel (2.698m) - Abstieg über das Plattig zur Neualblreise und zurück.

 

Das Westgipfel ist der vergleichsweise am häufigsten besuchte Gipfel des Hochplattigs und auch ohne nachfolgende Überschreitung eine sehr lohnende Unternehmung.

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/II+)

Bis zum Gachen Blick unschwierig (T2), dann über steile Schrofen zum Plattig. Anstieg durch die Rinne zum Westeck (II), im Sommer noch meist Altschnee. Über den Grat zum Hauptgipfel anhaltend ausgesetzt, Schwierigkeit bis II, Abstieg zum Ostgipfel über die Steilstufen II+. Der Grat ist etwa 700m lang, die Felsqualität besser als erwartet. Abstieg über das Plattig T4.

 

Dauer: 8:30 Stunden

Höhenmeter: 2.180 Meter

 

Parkplatz:

Obermieming.

 

Einkehrmöglichkeiten:

auf der Route keine.

 

Landschaft:  ********** (10/10)

Kondition:       ********* (9/10)

Anspruch:          ******** (8/10)



Dem Himmel so nah am Weg zum Hauptgipfel des Hochplattigs, dem Höchsten der Mieminger Kette.

 

In beeindruckender Weise ragt der Hochplattig mit seinen Südhängen (dem 'Plattig') über das Mieminger Plateau auf. Der weite Zustieg und der Gipfelgrat machen das Ganze zu einer langwierigen Unternehmung, der Fels ist allerdings besser als an so manchen anderen Stellen in der für ihre Brüchigkeit berüchtigten Mieminger Kette.

 

5:30 Uhr, Nelli und ich starten mit unseren Bikes in Obermieming.

 

Das Tal schläft noch an diesem Sommertag. Der Hochsommer ist ja eigentlich nicht die ideale Zeit für die der Sonne ausgesetzten Südflanken der Mieminger.

 

Die ersten 400 Höhenmeter sind rasch erradelt. Das Bike wird sich beim Rückweg mehr als bezahlt machen.

Zu Fuß weiter. Oben die Neualblreise und halbrechts das imposante Westeck des Hochplattigs.

 

Drüben die Griesspitzen, typische 'Mieminger'. 

 

Wir nehmen den Steig über den Henneberg.

 

Gegen halb 8 erreichen wir den Gachen Blick (1.909m) - Zeit für ein zweites Frühstück.

 

 

Instruktiver Blick zur Kleinen Schoß, den Schoßköpfen und den Mitterspitzen. Das soll ja die brüchigste Ecke der ganzen Mieminger sein.

 

Mächtig liegt der Hochplattig vor uns. Der Zustieg erfolgt am besten links durch den Latschengürtel, der Steig am Rand des Abbruchs ist schon stark erodiert.

 

Nelli vor der steilen Südflanke, links oben der Westgipfel. Erstaunlich, dass der Anstieg zum Ostgipfel im moderaten Schwierigkeitsbereich verbleibt (T5/I oben am Gipfel).

 

Genug gewandert, ran an den Fels.

 

Wie der AVF richtigerweise erwähnt: die westliche Rinne ist meist bis in den Hochsommer hinein schneegefüllt. Nach den schwierigen Verhältnissen in der Rinne hinauf zu den Marienbergspitzen vor 2 Wochen ist diese Rinne heute deutlich einfacher.

Vor allem dank der breiten Kluft zwischen Schnee und Fels.

  

Ein Durchschlupf, wie man sich ihn schöner nicht wünschen kann.

 

Übergang zu trockenem I-IIer Gelände.

 

Direkt an der Gratrippe Stellen II/III in bestem Fels, kann man alles in leichterem Gelände umgehen.

 

Schön zu kletternde Rippe. 

 

Rechterhand die andere, vom AVF empfohlene Anstiegsrinne.

 

Weiter auf der Rippe, dann ...

 

... Querung über das obere Firnfeld.

 

Bilderbuch-Tag hoch über dem Oberinntal.

 

Konstant steil aufwärts, aber im oberen Teil nirgends mehr als I.

 

Wir genießen.

 

Ausstieg zum Grat ...

 

... und nur ein kleines Stück hinüber zum ... 

 

... Westgipfel des Hochplattig (2.750m), nach exakt 4h Anstiegszeit. Der AVF spricht von 5h Zustieg von Barwies, aber ohne Rad, was mir etwas knapp erscheint.

 

Westlich anschließend der lt. AVF sehr brüchige Übergang zum Mitterturm und weiter zu den Mitterspitzen und den Griesspitzen, rechts daneben die Ehrwalder Sonnenspitze und die Tajaköpfe.

 

9:45 Uhr: Auftakt zur langen Gratstrecke hinüber zum Hauptgipfel, den man bereits sieht, und dann weiter zum Ostgipfel. Insgesamt 700 teils ausgesetzte Meter.

  

Mit einem klassischen IIer fängt es an, in dieser Tonart geht es dann anhaltend weiter.

 

Nordseitige Querung, heute ohne Schnee problemlos, Ende Oktober 2015 vereist und nicht zu empfehlen.

 

Der AVF empfiehlt, meist auf dem Grat zu bleiben und wenn, dann südseitig zu umgehen. Das ist eines der wenigen Beispiele.

 

Unten das einsame Schwarzbachkar und das urige Gaistal, links der Bildmitte der Breitenkopf (2.469m). 

 

  Eine Detailbeschreibung aller interessanten Stellen erübrigt sich. Für die Strecke vom West- zum Hauptgipfel werden wir ohne Eile rund 1 Stunde benötigen.

 

Nelli, sicher die bessere Klettererin als ich, lässt sich in dem für sie weniger gewohnten Gelände zurecht Zeit.

 

Über die unübersichtliche Südflanke zum Plattig hinuntergeblickt. Es gibt mehrere Rinnen, die herauf zum Grat führen.

 

"Gehgelände" in den Miemingern.

 

Ein etwas gefinkelteres Gratstück. Wir haben eine nordseitig exponierte Route nahe am Grat gewählt - hier doch etwas mehr als II.

 

Einiges an gekühlter Nordseitenluft unter den Sohlen.

 

Gefolgt von Abklettern im Störzonenmaterial, hier neigen die Griffe zum Ausbrechen.

 

Und gleich wieder rauf.

 

 

Plattengelände im Rückblick. 

 

Ein paar Höcker noch und zum ... 

 

... demolierten Gipfelkreuz am höchsten Punkt der Mieminger, dem Hochplattig-Hauptgipfel (2.769m). 

 

Hier geht's uns gut. Während am Westgipfel schon einige Einträge zu finden sind, am Hauptgipfel sind wir die ersten in 2019.

 

So schön es hier ist, wir müssen weiter. Nun mit Blick auf den weiteren Verlauf der Mieminger Kette mit Hochwand (2.719m), Karkopf (2.496m) und Hoher Munde (2.662m)

  

Bis zum Hauptgipfel wars ein Auf und Ab, jetzt geht's tendenziell mehr nach unten.

 

Einblick in die alte Route über den Nordgrat (II mit angeblich teils zerstörten Versicherungen).

 

Alte Markierung, die offenbar eine gangbare Rinne für den Direktabstieg nahe des Hauptgipfels anzeigt.

 

Jetzt beginnt der anspruchsvollere Teil der Überschreitung. Nach ein paar brüchigen Zacken, die von weitem wilder aussehen als sie sind ... 

 

... und die Signalstange am Ostgipfel schon zum Greifen nahe ist ... 

 

... fordern drei aufeinanderfolgende Steilstufen. Alles in gutem Fels, aber doch über einem klassischen IIer - wahrscheinlich könnte man aber auch hier etwas südlich in der Flanke leichter vorankommen.

 

Nun schon fast am östlichen Ende des Plattigs.

 

Weiter abwärts. 

Nelli etwas südlich in der letzten Stufe herunter. Schon ein mächtiger Berg, dieser Hochplattig.

 

Mit etwas Vorsprung mampfe ich meine zweite Wurstsemmel am Ostgipfel (2.698m). 

 

Rund 2h nach Aufbruch vom Westgipfel und inklusive Pausen sind wir beide am Ostgipfel. 

 

So sähe der Weiterweg nach Osten in Richtung Alplscharte und Hochwand aus - da warten mehrere IIIer.

 

Tiefblick ins Alpl.

 

Mit ein paar letzten Kletterstellen nach dem Ostgipfel (I) endet unsere Gratstrecke. Kurz nach Mittag und der lange Abstieg beginnt.

 

Orientierung problemlos, die Rinne gibt die Richtung vor.

 

Mir persönlich war der Schnee etwas zu steil und die Schneebrücken zu löchrig, sind daher am Rand etwas mühsam runter.

 

Unbedingt Acht darauf geben, nicht zu tief in die Rinne abzusteigen - hohe Abbrüche in die "Jude". Irgendwo da runter geht der Kamin hinunter Richtung Alpl, die Informationen schwanken zwischen I (AVF) und dass man die Passage meiden soll.

 

Blick zum interessanten Gelände mit der Nordseite der Judenköpfe.

 

Steile, aber technisch unschwierige Querung über das Plattig, Trittsicherheit vorteilhaft. Nelli hatte so ihren "Spaß" mit dem Schrofengelände.

 

Für den rascheren Abstieg wählten wir nicht den Weg über den Gachen Blick, sondern die Direttissima über die Neualblreise.

 

Beeindruckende Formationen.

 

Gacher Blick.

 

In der Neualblreise - oben hui.

 

Unten pfui, dann wieder hui. In jedem Fall die schnellstmögliche Route herunter vom Plattig.

 

Am Henneberg schwingen wir uns aufs Bike und brausen hinaus nach Obermieming.

 

Fast 9 Stunden nach unserem Start heute früh und um tolle Erfahrungen reicher schauen wir den Gewitterwolken über dem Hochplattig zu. Mieminger, es war uns wieder eine Ehre!

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Holger (Mittwoch, 24 Juli 2019 14:59)

    Bravo Ihr Zwei! Schaut guat aus :-D Wär i schu dabei gwesen...lg Holger

  • #2

    Michaela Schmit (Mittwoch, 28 August 2019 15:36)

    Super Doku und tolle Leistung!
    Gruß an Nelli �