Similaun

3606 Meter

Ötztaler Alpen

15. August 2017

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Vom Vernagt-Stausee im Südtiroler Schnalstal (1.710m) hinauf zum Tisenhof und nach wenigen Minuten ab vom Normalweg zur Similaunhütte und an beliebiger Stelle (ca. 1.850m) nach rechts in den Lärchenwald. Weglos durch den steilen Wald auf den sich ausprägenden Südgrat. Im unteren Teil sind auf ca. 50hm diverse Stahlseile und -netze (Erosionsschutz) in etwas abenteuerlicher Manier zu überwinden. Danach dem breiten Kamm folgend auf Pkt 2.970m mit Holzstange und weiter am teils schmalen Grat auf die Hohe Wart (3.404m). Zuletzt am aufsteilenden Grat zum Gipfel (3.606m). In westlicher Richtung kurz die Firnschneide hinunter und ohne Gletscherberührung über den felsigen Westgrat zum Kleinen Similaun (3.364m). Weiter westwärts zur Similaunhütte am Niederjoch (3.017m) und am markierten Weg durch das lange Tisental zurück nach Vernagt.

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/II)

Zustieg zum Südgrat ab dem Tisenhof steil und weglos (T4/I). Gleich oberhalb der Waldgrenze wartet die Stahlseilkonstruktion als künstliches Hindernis, Vorsicht bei Nässe. Der Südgrat ist anfangs ein breiter Kamm mit eindeutig vorgegebener Linie (T3). Ab Pkt. 2.970m Kletterei (Stellen II, meist leichter), oberhalb der Hohen Wart teils ausgesetzt und leicht brüchig (II) zum Gipfel. Über die Firnschneide je nach Verhältnissen mit Steigeisen/Spikes hinab - keine Spaltengefahr, sofern der Gletscher nicht betreten wird! Der Felsgrat zum Kleinen Similaun hat zwei knackigere IIer Stellen. Zum Niederjoch unmarkierter Blockgrat (T4), ab der Hütte gut markiert (T3, oben versichert).

 

Dauer: 8 Stunden

Höhenmeter: 1.950 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreie Parkplätze an der Staumauer beim Vernagt-Stausee.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Similaunhütte

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:       ******** (9/10)

Anspruch:       ******** (7/10)



Der Similaun ist mit seinen 3.606m ein echter Gletscher-Riese. Vom Nebengipfel des Kleinen Similaun ist der Gegensatz zwischen vergletscherter, viel begangener Nordseite und felsiger, wenig begangener Südseite besonders gut sichtbar.

 

Früher Start bei Sonnenaufgang am Vernagt-Stausee auf 1.710m. Um zum Südgrat zu gelangen, muss zuerst etwas umständlich ein Waldgürtel überwunden werden.

 

Gleich nach dem Tisenhof weglos rechts ab in den Lärchenwald und über steile Reisen hinauf. Es soll hier einen kleinen Steig geben, den ich aber nicht gefunden habe.

 

Linkerhand das lange Tisental, über dem die Finailspitze (3.514m) im Morgenlicht thront. Durch das lange Tal führt Stunden später der Rückweg.

 

Nach etwa 45min erreiche ich den hier noch sehr breiten Kamm.

 

Unvermittelt stellen sich mir über ca. 50hm Stahlseile als künstlicher IIer in den Weg. Links alles schmierig und lose, daher bin ich über das Netz geklettert.

 

Nach diesem letzten zivilsatorischen Intermezzo tauche ich endgültig in die Natur ein. Blick hinaus durch das Schnalstal.

 

Als nächstes folgen einige hundert Höhenmeter auf einem nicht allzu steilen, breiten Graskamm. Die sichtbare Kuppe in Bildmitte ist Pkt. 2.970m. Rechts darüber die Hohe Wart (3.404m), bis zu der es von hier gut 1.400 Höhenmeter sind.

 

Gelegentlich sind Steinmänner anzutreffen. Die Orientierung ist aber problemlos.

 

Im angenehmen Wandertempo schraubt man sich ohne technische Schwierigkeiten höher. Gegenüber der Saldurkamm.

 

Auf ca. 2.700m wechsle ich langsam von Gras auf Fels. Ab nun ist stundenlanges Gehen und Klettern auf losen Blöcken gefragt.

 

Zwei Stunden nach Aufbruch erreiche ich Punkt 2.970m, markiert durch eine schmucklose Holzstange. Schon hier ist das Panorama nach Süden fantastisch, der Ortler taucht auf.

 

Richtung Norden erblicke ich in der Ferne erstmals den Gipfel des Similaun, der Grat wird nun schmäler. Rechts der vorgelagerte Gipfel der Hohen Wart.

 

Rechts die Gipfelkuppe des Kleinen Similaun, von dort geht es später hinab (im Bild linkshaltend) zum Niederjoch mit der Similaunhütte.

 

Der Kamm formt sich zu einem Grat aus.

 

Erste Zacken sind zu überklettern (Stellen II).

 

Die Aussicht wird immer umwerfender, in der Ferne taucht die Brenta auf. Unten Wilder Hut (2.912m) und Schröfwand (2.890m).

 

Weiter am Grat Richtung Hohe Wart.

 

Auf der Hohen Wart (3.404m), im Osten der Grafferner.

 

Die kreuzlose Gipfelkuppe der Hohen Wart vor dem Ortler.

 

Kurz im Blockgelände flacher weiter und dann das letzte Stück steiler hinauf zum Similaun.

 

Der Grafferner ist trotz der südseitigen Ausrichtung noch relativ mächtig.

 

Einzelne Stellen II auf den letzten 200hm zum Similaun.

 

Minimale Schneereste im letzten Teil. Das Panorama ist famos.

 

Knapp unterhalb des Gipfels. 2 Südtiroler Bergsteigerinnen bilden das Empfangskomitee.

 

Am Similaun, 3.606m. Exakt 4h nach Start am Stausee.

 

Die Rundumsicht ist gigantisch. Hier auf die österreichische Seite über den Marzellferner und das Niedertal hinaus nach Vent.

 

Die weitere Route führt am Westgrat über den Kleinen Similaun hinunter zur Similaunhütte, links der Bildmitte klein zu erkennen.

 

Schweren Herzens verlasse ich den Gipfel und überquere mit Spikes den kurzen Firngrat. Tiefblick zum Stausee. Links der Südgrat.

 

 Ich tangiere den vielbegangenen Normalweg nur kurz und nehme auf Höhe des Abseilplatzes den Westgrat in Angriff. Ich vermeide als Alleingeher jede Nähe zum Gletscher, viele andere liessen sich davon jedoch nicht abschrecken.

 

Der Niederjochferner ist spaltenreich und daher nicht zu unterschätzen!

 

Am Grat mehrere Ier und eine IIer Stelle. Letzter Aufschwung zum Kleinen Similaun.

 

Am Kleinen Similaun (3.364m), ohne Gipfelkreuz.

 

Der Abschwung vom Kl. Similaun wartet mit der letzten IIer Stelle für heute auf. Dahinter der mächtige Hauptgipfel.

 

Ab nun zieht es sich über weitläufige, oftmals wackelige Blocklandschaft hinunter zur Hütte. Rechterhand immer der Niederjochferner. Der Gletscher und der kleine See sind willkommene Farbtupfer.

 

Der schon abgestorbene untere Rest des Niederjochferners. Man kann sich ausmalen, wie mächtig dieser Gletscher einmal gewesen sein muss,

 

Der Bereich um die Similaunhütte ist an Ferragosto von Touristenscharen bevölkert.

 

Rückblick auf den Similaun über dem Niederjochferner. Rechts Westgrat mit Kleinem Similaun.

 

Den Abstecher zur Ötzi-Fundstelle spare ich mir. Ich nehme den langen Rückweg nach Vernagt.

 

Unter dem Niederjoch ist der breite Weg etwas steiler und teils versichert.

 

Lange und relativ flach der Abstieg in Richtung Stausee. Ein fliegenden Händler für Trailrunning-Schuhe hätte mit mir ein gutes Geschäft gemacht.

 

Langsam rückt der See wieder näher.

 

Die Runde schließt sich.

 

An den Farben kann ich mich kaum sattsehen.

 

Der untere Teil des Südgrats im Profil. Fazit: lange, nicht übermässig schwere Runde in grandioser Landschaft; aufgrund der Distanz und Seehöhe vor allem eine konditionelle Herausforderung.

 


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Kommentare: 5
  • #1

    Elisabeth (Donnerstag, 24 August 2017 14:26)

    Tolle Tour, lieber Jürgen!

  • #2

    Juergen (Donnerstag, 24 August 2017 21:57)

    Danke, liebe Elisabeth!

  • #3

    Manuel (Donnerstag, 16 August 2018 19:17)

    Hallo lieber Jürgen,

    Erstmal muss ich sagen, dass diese Tour wirklich wunderschön ausschaut und dass deine Art sie zu dokumentieren wirklich gelungen ist. Traum Fotos! (und auch für die Orientierung sehr schön beschrieben)

    Ich wollte dich fragen, ob du es auch als eine empfehlenswerte Möglichkeit sehen würdest, die Tour anders rum zu machen, also zuerst auf die Similaunhütte aufzusteigen, dort zu nächtigen und am nächsten Tag auf den kleinen Similaun, dann auf den Großen und schließlich deinen Aufstiegsweg runter zu gehen?
    Ist es so rum nicht so gut? Sind einige Stellen dann unangenehmer oder schwerer?

    Außerdem wollte ich fragen, ob du die Kletterei als äußerst brüchig bezeichnen würdest und wo bzw. ob du "Schlüsselstellen" siehst? Sind es wirklich nur lose Teile oder gibt es dazwischen durchaus stabile Zacken?

    Würde mich über deine Antwort freuen :)
    LG Manu

  • #4

    Jürgen (Freitag, 17 August 2018 18:37)

    Hallo Manu, freut mich, dass dir der Bericht gefällt! Wenn du dich im II. Grad wohlfühlst, ist auch ein Abstieg am Südgrat kein Problem, so hättest du auch die Kletterei am Kl. Similaun im Aufstieg. Landschaftlich empfehlenswerter ist aber der Aufstieg über den Südgrat. Brüchig ist es nicht, wenn dann eher "wackelig", das meiste ist aber sehr stabil.
    Viel Spass & Grüsse

  • #5

    Robin (Samstag, 06 Oktober 2018 00:16)

    Geniale Beschreibung!