Hohe Kirche

2634 Meter

Zillertaler Alpen

9. Juli 2020

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

After-Work-Runde von Innervals auf die Hohe Kirche mit tollem Rundumblick auf die Nordseite des Tuxer Hauptkamms: Touristenrast / Nockeralmen (1.345m) - am "Geistbeckweg" zur Inneren Zeischalm (1.925m) - über den Südwest-Rücken zum Gipfel der Hohen Kirche (2.634m) - Abstieg weglos in nordwestlicher Richtung und ab der Morgenrast (1.775m) auf unmarkiertem Pfad hinab zu den Nockeralmen.

 

Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T4)

Markierter Steig zur Zeischalm, ab dieser auf meist gut erkennbarem Weg zur Hohen Kirche (T3). Wegloser Abstieg nach Nordwesten, der in OSM eingezeichnete Steig oberhalb der Morgenrast ist nicht mehr existent und wird nach einem Gespräch mit Einheimischen schon lange nicht mehr gewartet (T4). 

 

Dauer: 4:30 Stunden

Höhenmeter: 1.290 Meter

 

Parkplatz:

Nockeralmen in Innervals

 

Einkehrmöglichkeiten:

Zeischalm (Selbstbedienung)

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:           ***** (5/10)

Anspruch:               **** (4/10)



Auf dem Gipfel der Hohen Kirche (2.637m) in den Zillertaler Alpen, im Hintergrund der Olperer. Dieser Gang in (auf) die Kirche ist auch für weniger Ehrfürchtige etwas Besonderes.

 

Nachmittags gegen 5, nur wenige Autos parken nahe der Touristenrast bzw. den Nockeralmen im hinteren Valsertal. Von hier werden die Geraer Hütte (Stützpunkt für Fußstein & co.) sowie die Landshuter Europahütte (Kraxentrager & co.) oder eben direkt einer der Gipfel ringsum angesteuert.

 

Es wird eine besondere Wanderung werden. Wenige Minuten dauert es nur bis zum sehenswerten Erlenwald. 

 

Kurz danach verlässt man bei einem Steinernen Sessel mit Tafel den Forstweg.

 

Die Steilstufe hinauf zur Zeischalm geizt nicht mit hydrologischen Reizen.

 

Im unteren Abschnitt den "Geistbeckweg" entlang. Die ganze "Habeler-Runde", eine Umrundung der westlichen Zillertaler Alpen, wäre dann doch etwas für mehrere Tage.

 

Entlang des gesamten Wegs finden sich künstlerische Einlagen.

 

An Wasser mangelt's hier nicht. Das macht diesen Bereich im Winter für Skitouren auch anspruchsvoller, weil oftmals vereist.

 

Rückblick auf das Valsertal, eines der vergleichsweise wenig vom Tourismus vereinnahmten Tiroler Seitentäler.

 

Viele Devotionalien säumen den Weg ...

 

... bis sich bei der Inneren Zeischalm (1.925m) die Almflächen öffnen. Im Hintergrund der in diesem Bereich schon etwas niedrigere westliche Tuxer Hauptkamm u.a. mit dem Kluppen (2.940m).

 

Alles rund um diese Alm ist mit Liebe gestaltet und gepflegt.

 

Mein Ziel für heute: die Hohe Kirche, über den ausprägten Südwest-Rücken im linken Bildteil einfach erreichbar.

 

Steigspuren und gelegentliche Steinmänner weisen den Weg. Linkerhand Silleskogel (2.418m), Rossgrubenkofel (2.450m) und Vennspitze (2.390m) bis hin zum Padauner Berg (2.230m) - im Sommer allesamt weniger frequentiert als im Winter.

 

Die Murmeltiere sind hier weitgehend ungestört. Touristenmassen gibt es keine.

 

2.160m - eine bunt betuchte Stange kündigt an, dass ... 

 

... der Weg in ein paar Serpentinen steil hinaus auf den Rücken führt.

 

Tolle Ausblicke sind garantiert. Mittig erkennt man den Kraxentrager (2.999m).

 

Die letzten gut 300 Höhenmeter verlaufen am breiten Rücken.

 

Begrüßungskomittee. 

 

Das Gebiet hat die mir höchste bekannte Dichte an "Hohen" Gipfeln: Hohe Kirche, ganz nahe (siehe Foto unten) die Hohe Warte im Grat hinauf zur Sagwandspitze, im Tuxerkamm die Hohe Wand und gegenüber die halblinks sichtbare Hohe Warte / Hogerspitze; übrigens nicht zu verwechseln mit der dritten Hohe Warte nahe Navis im dahinterliegenden Bergkamm.

 

Hoch hinaus, aber keineswegs schwierig. Es bleibt im T3 Bereich. 

 

Am Gipfel empfängt mich die Christusstatue ... 

 

... sowie das kleine Gipfelkreuz und der wunderbare Fernblick in die Stubaier Alpen.

 

Während die 3.000er im Süden zwar keine Fernsicht, aber einen hervorragenden Einblick in die Nordwände bieten. Hier im Bild: Schrammacher 3.410m, mittig die Sagwandspitze 3.227m (mit nicht weniger anspruchsvollen Kletterlinien, schlage nach bei Lama/Auer/Ortner) und rechts außen die Hohe Wand 3.289m. Im auf die Sagwandspitze zulaufenden Grat findet sich auch die oben erwähnte Hohe Warte (2.943m), der Gesamtgrat zur Sagwandspitze wird mit III bewertet.

 

Grandios anmutender Hüttengrat des Fußsteins (3.391m), Bewertung IV als leichte alpine Klettertour, Infos u.a. hier.

Man macht nicht jeden Tag ein Selfie mit solcher Prominenz.

 

Füße hochlagern und nach Westen geschaut. Die Stubaier sind auf ihrer gesamten (!) Nord-Süd-Länge zu überblicken, von der Saile bei Innsbruck bis zur Hohen Kreuzspitze im Südtiroler Ratschingstal.

 

Nach 19:00 beginne ich mit dem Abstieg. Der Weg ist einfach, und während meine Gedanken so dahinschweifen ... 

 

... beschließe ich den direkten Abstieg ohne Umweg über die Zeischalm zu wagen. Immerhin ist in der OSM ein Weg eingezeichnet.

 

Außerdem locken die interessanten Bauten auf der "Kämpe". Es handelt es sich um die Ruinen des nie vollständig realisierten Seilbahnübergangs vom Valsertal zum Molybdänbergwerk nahe der Alpeiner Scharte, welches die Waffenindustrie des Dritten Reichs mit diesem Rohstoff versorgen sollte. Für geschichtlich Interessierte hier oder hier. Die 250 Extrahöhenmeter dort hinauf spare ich mir allerdings.

 

Weglos die Flanke runter. Etwas mühsamer als es hier scheint aufgrund des groben Blockwerks.

 

Ein vergessenes Plätzchen hoch über dem Valsertal. Rechts vorne hoffte ich auf den verzeichneten Steig zu treffen, doch bis auf minimal zu erahnende Spuren finde ich nichts.

  

So also über die Wiesen hinab, traumhafter Blick in die Zeisch.

 

Danach wirds rustikal. Diesen Steilhang durch mannshohes, extrem dichtes Gebüsch irgendwie runter. Wie genau? Frage nicht. Der Originalsteig sollte irgendwo linkerhand verlaufen.

 

Unverhofft die Belohnung auf dieser Alm (1.775m; 'Morgenrast' lt. Karte), wo ein nettes Pärchen den Sonnenuntergang genießt und auf einen hervorragenden Schnaps einlädt. Ihre Überraschung, dass hier zu früher Abendstunde jemand herunterpurzelt, ist Hinweis genug: hier irren wohl nur wenige Leute herum. Das Gelände war früher wesentlich weniger bewaldet und der alte Steig noch begehbar.

  

Gestärkt trete ich den Rückweg ins Tal an. Selbst der Hüttensteig ist nicht immer eindeutig auszumachen.

 

Famose Abendstimmung bei herrlichem Wetter in Innervals.

 

Immerhin, ganz hat Corona die bösen Chemtrails doch nicht zum Erliegen gebracht ;)

 

So neigt sich ein schöner Sommertag im hinteren Valsertal dem Ende zu. Viele Kleinigkeiten machen diese Runde zu einem erlebenswerten Kleinod, also etwas Zeit nehmen und die Sinne auf Empfang schalten.


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