Wattener Lizum Runde (Ostteil) über
Hippoldspitze - Eiskarspitze - Torspitze - Ramsjoch - Grüblspitze - Pluderling
2642 / 2611 / 2663 / 2508 / 2395 / 2778 Meter
Tuxer Alpen
12. Juli 2020
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Die Umrundung der Wattener Lizum wäre der große Bruder der kürzlich von Marcel absolvierten Voldertal-Umrundung bzw. der von Marcel und Roman gemachten Viggartal-Umrundung. Auf dieser Runde, die für mich (für Trailrunning eher ungeeignet) zufällig entstanden ist, erkunde ich den Ostteil der Lizum, lasse aber die alpine Kalkwand bewusst aus.
Weg: Lager Walchen (1.410m) - Melansalmen - Krovenzjoch - Hippoldspitze (2.642m) - Hippoldjoch - Eiskarspitze (2.611m) - Eiskarjoch - Torspitze (2.663m) - Torseen - Ramsjoch (2.508m) - Zilljöchl - Grüblspitze (2.395m) - Junsberg - Junsjoch - Pluderling (2.778m) - Lizumer Hütte - Innermelanalm - Walchen (1.410m).
Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T3)
Meist unterwegs auf gut ausgetretenen Steigen. Lediglich der Übergang über die Eiskarspitze sowie der direkte Anstieg auf den Pluderling (auf steiler, unmarkierter Pfadspur) sind etwas anspruchsvoller (T3).
Strecke: 30,5 Kilometer
Dauer: 7:50 Stunden (Brutto inkl. Pausen)
Höhenmeter: 2.350 Meter
Parkplatz:
Walchen
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ******** (8/10)
Kondition: ********* (9/10)
Anspruch: ***
(3/10)
Höhepunkt meiner spontanen Runde in der Wattener Lizum: der tolle Blick vom Pluderling auf den Junssee und hinaus in die Tuxer, Zillertaler und Stubaier Alpen.
Etwas unschlüssig wegen des Wetters und dem Faktum, dass ich dank Schwager erst weit nach Mitternacht ins Bett bin, fahre ich zum Lager Walchen und trotte hinauf zu den Melansalmen. Die Pluderlinge zeigen sich rechts der Bildmitte. Halblinks im Hintergrund die Kalkwand, die ich heute, ohne es zu diesem Zeitpunkt zu wissen, großzügig umrunden werde.
Beim Außermelan-Niederleger. Während sich über den breiten Tälern bereits die Sonne durchsetzt, ziehen an den Hängen noch die Wolken herum.
Einige wenige treffe ich am Übergang von der Lizumer Hütte zur Weidener Hütte. Richtung Zillertal spielt sich später schon deutlich mehr ab.
Am Krovenzjoch (2.450m). Die Krovenz-(Grafenns-)spitze im Hintergrund lasse ich heute aus. Wollte man die Wattener Lizum-Umrundung völlständig machen, muss man zumindest den Hirzer und die Grafennsspitze, ehrlicherweise aber auch ganz vorne beim Inntal Rote Wand, Poferer Jöchl & Sagspitze mitnehmen - alles eigenständige Bergtouren für sich und zusammengestoppelt ein mehr als üppiges Unternehmen.
Für mich geht's ab hier südwärts, also zuerst rauf zur Hippoldspitze, eine der überaus schönen Tuxer Skitouren.
Dolomit-Vorkommen unterhalb der Hippoldspitze.
Hippoldspitze (2.642m), nicht ganz 2h nach Aufbruch. Lange halte ich mich nicht auf.
Denn langsam heben sich die Wolken und geben den Blick auf die südlich gelegenen Gipfel frei. Auf der Eiskarspitze war ich schon ewig nicht mehr.
Also 120 Höhenmeter runter ins Hippoldjoch.
Und gegenüber über Felsen mit minimaler Kraxelei (T3; an den Ier kommt es nicht heran) weiter.
Dem hat's ebenso wie mir getaugt.
Eiskarspitze (2.611m). Langsam werden die Gipfelregionen frei, auf der anderen Talseite der Mölsberg.
Von dort unten kam ich her.
Bald weicht das schroffe Gelände wieder den lieblichen Gras- und Schotterrücken.
Eiskarjoch, 2.550m.
Die Höchsten der Tuxer, mit Lizumer Reckner & Sonnenspitze. Hier begann ich über Varianten nachzudenken. Entweder ich halte mich mehr Richtung Tuxertal (Ramsjoch) oder direkt an der Umrandung der Lizum. Da ich aber nicht wusste, ob der Nordabstieg von der Lizumer Sonnenspitze aufgrund der Schneelage schon gangbar ist und diesen auch nicht einsehen konnte, wählte ich die Ramsjoch-Variante. Ein Einheimischer, den ich gleich danach auf der Torspitze traf, warnte mich auch vor diesem Nordabstieg von der Sonnenspitze aufgrund einer großen Wechte. Ergo: safety & Ramsjoch first.
Torspitze (2.663m) im Nebel (2:45h).
Rückblick auf die ersten drei Gipfel.
Es wird immer schöner. Die Graue Wand in Bildmitte lasse ich aus. Auch hier gilt: müsste man bei der Gesamtrunde mitnehmen und dann käme sowieso die Krux: die alpine Überschreitung von Torwand und Kalkwand, die mindestens bei UIAA III liegt.
Heute bin ich nicht für ernste Spässe aufgelegt. Also ostwärts hinab zu den Torseen. Rechts hinten prägt sich das Ramsjoch aus, kein Gipfel im eigentlichen Sinn.
Die wilden Gratzacken am Reisennock. Ob ohne erhöhte Schwierigkeiten (um)gangbar oder nicht, ist mir nicht bekannt.
Torsee auf 2.220m, dahinter die Torspitze. Traumhafte Berglandschaft, die auch viele andere Wanderer zu schätzen wissen. Viele sind am Übergang von der Lizumer Hütte über das Torjoch zur Nassen-Tux-Alm.
Zustieg zum Ramsjoch.
Auf ebendiesem (2.508m), nun mit Blick auf den Tuxer Hauptkamm und Richtung Tuxer- und Zillertal.
Besonders fotogen: der lange Nordgrat des Tristners in Bildmitte.
Die Nähe des Tuxertals macht sich bemerkbar, unten ein Teil des Mayrhofener Skigebiets.
Weil's so schön ist, hänge ich noch die Grüblspitze an. Also runter ins Zilljöchl ...
... und kaum 50hm aufwärts zur Grüblspitze (2.395m, 14km, 4h). Dank der nur 400 hm entfernten Seilbahnstation steppt hier der Bär, bald ziehe ich mich also wieder in die Weiten der Tuxer zurück.
Mit "Weiten" meine ich das wunderbare Junstal. Die Kalkwand rechts sehe ich nun von Osten, mein Ziel ist das Junsjoch in Bildmitte, unterhalb des auch erkennbaren Lizumer Reckners.
Rechtzeitig lüftet die Kalkwand ihr Haupt und gewährt Einsicht in die schroffe Ostseite - ein beeindruckender Koloss.
Spitzenmässig. Selbst auf solchen Wegen ist das bei mir aber eher ein "Schnellgehen", echtes Laufen wäre für mich (bei meiner Körpergröße und -gewicht) auf einer mehrstündigen Tour zu unökonomisch.
Außerdem sieht man mehr, z.B. die schon länger auf dem Tourenkalender stehende, auf die Nestspitze (2.966m) zulaufende Lange Wand. Mittig unscheinbar das niedrigere Tettensjoch. Den Wegweiser hinunter nach Stoankasern ignoriere ich.
Weiter als 2.120m muss man bei der Querung zum Junsjoch nicht hinunter. Linkerhand die 'Tote Klamm', dahinter höchst einsame Tuxer Gesellen wie die Gamskarspitze, die Bleijägerspitze oder der Kristallner.
Südseite der hier dominierenden Kalkwand - ein Traum!
Von der Junsbergalm / Steinkasern führt eine MTB-Strecke bis 150 hm unterhalb des Junsjochs. Ab dann gut markierter Wanderweg.
Nicht mehr weit zum Joch, links bauen sich die Pluderlinge auf.
Junsjoch, 2.484m, 18,6km, 5:15h.
Was geht heute noch? Zumindest der Pluderling (links oben). Um einen weiten Abstieg zu vermeiden, folge ich den in die Flanke führenden Steigspuren. Der Grat selbst scheint zu schwierig.
A bissl zach. Viel rutschiger Schutt. Der Steig hat sich teils unter dem Schnee verloren.
Mich erwartet eine Mondlandschaft. Wenn mir jemand mehr über das Gestein sagen kann (ähnliche Erscheinungsform wie am Ramsjoch), wäre ich sehr interessiert.
Die letzten Höhenmeter aufwärts für heute.
Pluderling (2.778m, 20,4km, rd. 6:00h), vorne sein Ostgipfel, dahinter die Kalkwand.
Dass sich die Runde so auswächst, hätte ich nicht erwartet.
Junssee, fantastische Tuxer!
Es geht abwärts. Im Falle der Umrundung stünde jetzt das Dach der Tour mit Geier (2.857m), Reckner (2.886m) und Sonnenspitze (2.831m, links zu sehen) an, bevor man vor der Frage stünde, ob man die Tour am Mölsberg ausklingen lässt oder den ganzen Kranz über Naviser Sonnenspitze, Malgrübler bis hin zum Largoz ausgeht. Wie schon oben angemerkt: eine Mega-Runde. Mir genügt der Blick hinüber zur Hippoldspitze (rechts des dominanten Hirzer) um zu wissen, dass es für heute reicht. Wobei es noch immer 10km retour nach Walchen sind.
Der erste großteils bequem im Abfigl-Modus.
Mitte Juli Schnee noch bis 2.400m herunter.
Blick retour über die Lizumer Böden.
Lizumer Hütte (2.019m) vor dem Mölsberg.
6:45h, 25km, Abstieg an einem schönen Sommernachmittag.
Bei der Innermelanalm (1.684m) schließt sich der Kreis, vorne rechts bin ich vormittags zur Hippoldspitz angestiegen. Die letzten 270 hm nach Walchen absolviere ich im Schnellgehen/Laufschritt durch den Wald. In Summe 7:50h und 30,5km. Und wie man auch an diesem Bild erkennt: es wäre noch recht weit hinaus zu Malgrübler bzw. Largoz - wer weiß wie sich der Plan der Gesamt-Lizumrunde also weiterentwickelt.
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rainer (Sonntag, 23 August 2020)
Servus Jürgen, schöne Runde hast du dir da ausgedacht.
Wenn du wirklich mehr über die Quartärgeologie der Wattener Lizum wissen möchtest, dann empfehle ich dir das Studium der Untersuchungen von Mechthild Enzenberg-Praehauser, zitiert am Ende meines Berichtes: Kalkwand, 2.826m – Überschreitung zur Torwand, 2.770m
Die "Mondlandschaft" ist dort beschrieben als Bündnerschiefer der Hohen Tauern.
Berg Heil!
Rainer
Jürgen (Sonntag, 23 August 2020 17:37)
Vielen Dank, Rainer, für die Quelle. Die Lektüre deines Berichts steht noch aus. Gruss