Rosenjoch von Tulfes
2796 Meter
Tuxer Alpen
13. August 2021
Autor: Roman
Fotos und mit auf Tour: Marcell
Beschreibung:
Als höchster Berg über dem Voldertal bietet das Rosenjoch (2796 Meter) das Ziel vieler erstklassigen Touren in den Tuxer Alpen. Während viele die einfache Variante über Glungezer und Glungezerhütte zumeist als Hüttenwanderung in Angriff nehmen, finden nur vereinzelt Wanderer den Weg aus dem malerischen Voldertal. Noch weniger starten dabei im Inntal oder wie wir in Tulfes (923 m). Von dort zieht sich der lange Weg entlang des Voldertalbachs hinein zum Niederleger der Stiftsalm (1237 m) und weiter auf verwachsenen Wegen zur Voldertalhütte (1367 m). Noch verwachsener ist dann der Pfad zum malerischen Eckchen Schwarzbrunn (1585 m) - von da an beginnt die Höhenmeter-Fresserei steil hinauf zur Gwannschafalm (1966 m) und durch das Gamskar zum Rosenjoch. Retour bietet sich so wie bei uns der Weg am Gwannsteig (oder experimentell darüber) zur Bergstation der Glungezer-Bahn an - alternativ kommt man auch über Kreuzspitze und Glungezer zurück.
Schwierigkeitsgrad: mittel schwierig (teils weglos/T3+)
Von Tulfes einfach durch das Voldertal zur Voldertalhütte - wenig schwierig teils direkt am Voldertalbach weiter nach Schwarzbrunn - steiler, verwachsener Weg zur Gwannschafalm mittel schwierig - Weiterweg Rosenjoch ebenfalls mittel schwierig - Abstieg oberhalb des Gwannsteig teils kniffliger, Orientierung wichtig (T3+) - am Gwannsteig teils abschüssig (T3+) - Abfahrt mit der Bahn am Tulfein.
Dauer: 10 Stunden
Strecke: 21,9 Kilometer (mit Seilbahn-Abfahrt)
Höhenmeter: 2176 Meter
Parkplatz:
Kostenfreie Parkplätze in Tulfes (ca. 920
m).
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ********* (9/10)
Anspruch:
****** (6/10)
Marcell mit Fernblick am Rosenjoch (2796 Meter).
Kurz nach dem Start um 5.30 Uhr ein Blick auf das Inntal. Während Marcell mit der frühen Beginnzeit noch ein wenig hadert, fühle ich mich fast schon ausgeschlafen. ;-)
Nur die Himbeersträucher sind hier öfter zu sehen als Marcell. Der König des vorderen Voldertals kennt hier jeden Stein, lotst mich mit Anekdoten über den Bergbau auf dem Stiftsalmsteig hinein zur Stiftsalm.
Kurz vor der Stiftsalm ein erster Blick auf das Rosenjoch, das ganz hinten zu sehen ist. Noch ein langer Weg.
Die Voldertalhütte (1376 Meter), das Ziel des früheren Volderer Berglaufs. Ein wunderbare Hütte direkt am rauschenden Voldertalbach. Marcell und ich forsten alte Ergebnislisten nach unseren Namen durch, werden aber leider nicht fündig.
Vorbei am Dörfl mit der Speckbacher Gufl oberhalb sowie dem Gedenkkreuz, das an das Versteck des Tiroler Freiheitskämpfers erinnert.
Gleich hinter den Hütten führt der "Rundwanderweg Voldertal" durch dicht verwachsene Wiesen. Instandhaltung sieht anders aus, aber dafür ist hier Einsamkeit pur der einzige Begleiter.
Direkt am Voldertalbach nach Schwarzbrunn - faszinierende Kulisse.
Kurz vor Schwarzbrunn öffnet sich das Gelände, der Steig verschwindet fast und geht in Spuren über. Witzig, dass das hier ein offizieller Wanderweg sein soll.
Schwarzbrunn - genialer Naturschauplatz und ein Beweis für die Schönheit des Voldertals.
Marcell kommt bei der Schwarzbrunn-Jagdhütte an, wo wir die Wasserreserven aufladen. Notwendig ist das nicht, rauschendes Wasser gibt es im Gamskar (zumindest bei unserer Tour) bis auf fast 2400 Meter (!).
"Fußsteig Gwannschafalm" klingt nett - vielleicht wollten ja ein paar mit dem Mountainbike rauf.
Vorbei am kleinen Klettergarten im Voldertal ("Schrebergarten") - die Expressen sind eingehängt, insgesamt gibt es drei Routen, etwa alle im Schwierigkeitsgrad 8a.
Bis hierher waren es gut 11 km Strecke mit gut 700 Höhenmeter, jetzt dreht sich der Spieß um, das Gelände steilt auf.
Blick auf das immer sonnigere Inntal.
Ich kann den Weg kaum erkennen, Marcell scheint ihn fast auswendig.
Um gut 7.30 Uhr erreicht uns das erste Sonnenlicht - es gibt davon heute noch genug.
Die Gwannschafalm (1966 m) ist ein uriges kleines Hüttchen mit Notbett.
Der Gwannalmbach rauscht durch die malerische Kulisse - wir fühlen uns irgendwo im Nirgendwo wie in einem kleinen Paradies.
Marcell kontrolliert die Schlaf-Möglichkeiten in der Gwannschafalm - ein Schild mit "Zimmer frei" konnten wir ja nicht ausmachen.
Zeit für ein erstes Frühstück - der Fels hier bietet die passende Kulisse.
Marcell muss ja früh daheim sein, also weiter - seine 3-Stunden-Zeit (persönliche Bestleistung) auf das Rosenjoch knacken wir heute nicht, aber am Ende sollen's nicht viel mehr werden.
Die Landschaft ist ein Traum, langsam wechseln wir vom Grünen in das Grau der Felsen.
Rauschendes Vergnügen am Gwannalmbach.
Marcell studiert den Anstieg über den Nordostgrat.
Die Vegetation schwindet, das Gamskar breitet sich vor uns aus.
Hinter Marcell zeigt sich der kleine Felsen, über den man später einfacher als auf unserem Weg zum Gwannsteig queren könnte. Im Nachhinein ist man eben immer schlauer.
Zwischen den Steinplatten bahnen wir uns den Weg, wenig schwierig, hinauf zum Kamm.
Oben sind schon die Hüttenwanderer von der Glungezerhütte am Weg zur Lizumer Hütte, wir nehmen das Finale zum Rosenjoch in Angriff.
Eigentlich wollten wir ja in die nördlichen Kalkalpen, aber die Prognose von durchziehenden Regenschauer hat uns abgehalten. Es wird sich als richtig erweisen, wie der Rückblick schon jetzt erahnen lässt.
Die letzten Meter zum Rosenjoch.
Im Rücken liegt die Kreuzspitze, die wir bei der Viggartal-Umrundung schon mitgenommen haben. Links die Dürrenseespitze sowie der Morgenkogel.
Nach gut 3:30 Stunden von Tulfes sind wir nach fast 2000 Höhenmeter um 9.00 Uhr schließlich am Rosenjoch (2796 Meter) angelangt.
Blick nach Westen über Mislkopf und Pfoner Köpfl in die herrlichen Stubaier Alpen.
Weiter südlich der Bentlstein sowie die Rollspitze und der Wolfendorn.
Im Süden die Grünbergspitze, die Marcell auf seiner Voldertal-Umrundung mitgenommen hat.
Im Osten der weitere Kammverlauf rund um das Voldertal, dahinter der Hirzer.
Noch ein Blick Richtung Morgenköpfl und Patscherkofel.
Kurz überlegen wir, ob wir am Höhenweg zum Glungezer über den Grat hinüber steigen. Aber wir lassen die Idee aus Zeitgründen fallen und machen uns lieber an die Erkundung des Gwannsteigs und der Querungen bis zum Pfad.
Marcell im Abstieg über der "Träne des Glungezer-Riesen" (Copyright M.M).
Etwas tiefer als passend queren wir auf minimalen Steigspuren hinaus in Richtung Schartenkogel, um den Abstieg zur Gwannschafalm nicht auch mitnehmen zu müssen.
Hier zweigen wir ab.
Vom Gamskar ins Mitterkar steht eine kleine Signalstange am Übergang - zu der mussten wir aufgrund der späten Querung noch gut 100 hm raufsteigen.
Marcel inspiziert eine auf der Karte eingezeichneten Höhle, die er als die zweite der beiden Speckbacher-Höhlen vermutet. Die Chronisten wissen es wohl besser.
Dann weglos oder auf minimalen Steigspuren hinüber zum sichtbaren Gwannsteig.
Marcell am Gwannsteig, der teils gut abschüssig ist und gerade bei Nässe mit Vorsicht zu genießen ist. Es ist zwar als "Ausweichroute" für den Übergang zur Lizumer Hütte gedacht, aber da muss das Wetter auch mitspielen.
Das Panorama ist erstklassig.
Der Gwannsteig im Rückblick - wirklich ersichtlich ist er nicht, in Wahrheit ist der ganze Steig nur was für Liebhaber solcher Wege. Wir treffen auch niemanden an.
Der letzte Abschnitt zum sichtbaren Schartenkogel hinüber.
Ein sehnsüchtiger Blick hinein in das Voldertal.
Interessanter Fund: Ein Tierkadaver direkt am Weg.
Am Tulfeinjöchl (2278 m) taucht das Schild mit dem Hinweis "Ausweichroute" auf - der Weg ist zurecht schwarz, weil es doch teils auf schmaler Spur abschüssig dahin geht.
Und hinab zum Zirbensee mit einem finalen "beherzten Sprung" (O-Ton Marcell) schließt sich die Runde wieder, die wir bequem mit einer Seilbahn-Fahrt abschließen, die uns noch 1100 Höhenmeter Abstieg erspart. Die Rundtour auf das Rosenjoch ist eines der ganz großen Schmuckstücke der Voldertal-Schatzkiste. Beeindruckend vom ersten bis zum letzten Schritt.