Bike&Hike Bärenbader Jöchl
2284 Meter
Tuxer Alpen
29. Juni 2019
Autor: Roman
Beschreibung:
Zwischen dem sommerlichen Andrang auf den Glungezer und den Patscherkofel fristen Viggarspitze und Neunerspitze ja schon ein ruhigeres Dasein - wirklich einsam wird es dann aber auf dem Bärenbader Jöchl (2284 Meter). Vorrangig nur den Einheimischen bekannt ist der Nachbar der Neunerspitze eine kleine Erhebung im Nord-Kamm zur Sonnenspitze. Der Weg ist nicht markiert, ein schönes Gipfelkreuz (ehemals auf dem Nachbar beheimatet) ziert aber seit Juli 2013 das Bärenbader Jöchl - und das ist eine Krönung für den Kleinen der Tuxer Alpen mit seiner grandiosen Aussicht. Innsbruck und das Inntal liegen hier zu Füßen, die verlassenen Almrosen-Wiesen im Norden des Jöchl laden zum stundenlangen Verweilen ein. Ideal zu kombinieren mit einer Bike&Hike-Tour, die kein modernes Gipfelziel als Höhepunkt braucht. Ich fahre meine Runde von Rinn (918 m) über die Kriegerkapelle (1739 m) und Zirbenweg zum Bärenbader Jöchl.
Schwierigkeitsgrad: mittel schwierig (teils weglos/T3/S0)
Mit dem Mountainbike von Rinn weg anfangs über gut fahrbare Forststraßen, später über schwierigere Karrenwege zum Rad-Depot oberhalb der Kriegerkapelle bei ca. 1850 Metern - Aufstieg zum Zirbenweg und über die Bärenbader Lacke einfach (T2) - dann Richtung Neunerspitz weiter und durch den Kessel zum Gipfel weglos mittel schwierig (T3) - Abstieg nordwärts weglos durch Latschengasse (T3) - Rest wie Aufstieg.
Dauer: 5 Stunden
Strecke: 20,4 Kilometer
Höhenmeter: 1389 Meter
Parkplatz:
Kostenfreie Parkplätze im Zentrum von Rinn (ca. 900 m) -
kostenpflichtig (2 Euro pro Tag) beim Parkplatz der Rinner Alm (ca. 930 m).
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******* (7/10)
Anspruch: *****
(5/10)
Das Gipfelkreuz am Bärenbader Jöchl (2284 Meter) mit Blick auf Innsbruck.
4 Uhr morgens Start in Rinn. Da ich um 7 Uhr morgens am Frühstückstisch sitzen will und zugleich eine schöne Gipfelrast will, heißt es heute wieder mal Gas geben. Angenehme 15 Grad begleiten mich in der anbrechenden Dämmerung auf der inoffiziellen Mountainbike-Route rauf zur Rinner Alm.
Auf ca. 1430 Metern bei der Abzweigung runter zur Rinner Alm ist mit Sicht immer noch wenig. Fotos sind qualitativ Mangelware. Das Ziel heißt aber vorerst einmal Kriegerkapelle.
Auch die Kriegerkapelle (1739 Meter) lasse ich heute wie so viele meiner klassischen Heimat-Ziele links (oder rechts) liegen.
Der Moutainbike-Weg verändert sein Aussehen nach oben hin immer mehr in einen steinigen Karrenweg, oberhalb von der Kriegerkapelle wird bald eine halbe Wiese daraus.
Auf gut 1800 Metern - der Tag nimmt langsam Gestalt an.
Auch Innsbruck erwacht unter dem Hechenberg zusehends zum Leben.
Magischer Moment - das erste Sonnenlicht des Tages im Gesicht.
Hier ist dann fahrtechnisch auf ca. 1850 m Schluss - noch sind es gut 430 Höhenmeter bis zum Ziel, dessen Nordseite hier ebenso wie die Mohrenköpfe weiter westlich zu Erkennen sind.
MTB-Depot beim Bärenbichl. Das Radschloss liegt daheim, hier oben ist mein Vertrauen größer als mein Misstrauen.
Die Bärenbader Lacke auf ca. 1850 Metern - ein periodisch auftauchendes Gewässer. Derzeit herrscht hier Ende Juni Tiefstand. Aber wer kann das bei 37 Grad im Tal schon verdenken?
Der Pfad rauf zum Zirbenweg ist ein einfacher Genuss (T2), vorbei am Barfuss-Steig und dem bekannten Summ-Baum. Eine der schönsten Ecken der Gegend.
Auf ca. 2000 Meter eine Labestation. Eine mitunter wertvolle Station - und eine wichtige Tatsache, dass die Tuxer Alpen auch nach obenhin Wasser-Speicher bietet.
Ein Bänklein zum Verweilen. Die Sonne steht erst knapp über dem Kellerjoch.
Nach dem Rekord-Winter, dem Kälte-Rekord im Mai und dem Hitze-Rekord im Juni liegt hier also doch noch ein wenig Schnee. Aber der ist überall gut umgehbar.
Das Tor zum Zirbenweg eröffnet mir auf ca. 2050 Metern einen touristischen Steig, der jetzt um 5.30 Uhr (noch) komplett verlassen ist.
Der Ausblick wird mit jedem Schritt besser. Es kann kaum schöner sein - die Heimat, die Touren vor der Haustüre...so groß der Hang in die Ferne auch manchmal sein mag, fast jeder Bergsteiger schätzt gerade diese Erlebnisse am höchsten ein.
Ich zweige sogleich zum Weg zur Neunerspitze ab, die hier hinten zu sehen ist. Alpines Freigelände hin oder her - ein paar Versicherungen sind dabei, aber nicht gravierend schwierig.
Der Ausblick auf das Inntal ist atemberaubend. Fast alle schlafen da unten noch - ich genieße hier heroben die Ruhe.
Die Latschengasse ist schon gut zugewachsen, aber problemlos zu meistern.
Das Gelände wird felsiger hin zur Neunerspitze.
Innsbruck in seiner Pracht, dahinter die Nordkette mit dem Kleinen Solstein als höchstem Punkt.
Unterhalb des Einstiegs zur Neunerspitze endet der markierte Weg. Nun muss ich durch Latschengassen den ehemaligen Steig suchen. Einfachstes Rezept: Weg von den Latschen!
Der Kessel war bei unser Skitour zur Viggarspitze mit Schnee gestopft voll, nun ist bereits alles weg. Der Anstieg ist seicht hinauf zum Sattel zwischen Sonnenspitze und Bärenbader Jöchl.
Im Sommer wie im Winter sehr einladend: Der Aufstieg zur Sonnenspitze (links), von wo aus die Glungezer Hütte nur mehr 5 Minuten entfernt ist.
Das Inntal ist im Osten fast bis zum Tiroler Ende einsehbar. Einfach herrlich.
Zum Jöchl sind es keine 5 Minuten mehr mit gut 20 Höhenmeter Anstieg.
Und dann bin ich oben: Das Bärenbader Jöchl (2284 Meter), der wenig bekannte Nachbar der Neunerspitze und des Glungezers. Das Gipfelkreuz ist ein wenig nördlich vorgelagert zu sehen.
Das Gipfelkreuz, das 2013 von der Neunerspitze hierher gebracht wurde. Auf dem Nachbar (links) steht nun eine kolossales aus Metall. Links dahinter der Patscherkofel, dort wird heute nicht nur beim Konzert Klassik am Berg die Musik spielen.
Die nette kleine Geschichte des Kreuzes am Bärenbader Jöchl steht im Gipfelbuch.
Mein Abstieg erfolgt auf direktem Weg nach Norden (mittel schwierig, T3) - und auf dieser Wiese wartet einer der schönsten Plätze oberhalb von Innsbruck. Hier wird nun erst mal pausiert.
Innsbruck und Karwendel.
Auch im Winter könnte das Gebiet für eine Skitour interessant sein - nun blüht aber vorerst einmal alles in bunten Farben.
Ich steige in direkter Linie ab - und finde in Erwartung eines Latschenkampfes eine gut ausgeschnittene Gasse. Ein kleiner Erfolg, wohlwissend, wie mühsam die Kämpferei sein kann.
Völlig unscheinbar spuckt mich der Weg nahe meiner voherigen Abzweigung auf dem Zirbenweg aus.
Nun aber nichts wie retour zum Rad-Depot oberhalb der Kriegerkapelle.
Einmal noch dieses Panorama einatmen. Unbezahlbar, dieser Moment.
Und mit fast 1000 flotte Höhenmeter Mountainbike-Abfahrt endet meine Runde wieder in Rinn. Eine herrliche Bike&Hike-Tour auf einen kaum bekannten, dafür umso beeindruckender kleinen Gipfel. Das Bärenbader Jöchl, ein Ort zum Verweilen. Und zum Genießen.