Hörndle
2985 Meter
Stubaier Alpen
26. Oktober 2019
Autor: Roman
Beschreibung:
Einsam thront das Hörndle (2985 Meter) mehr als 1800 Höhenmeter über Längenfeld (1179 m). Denn trotz des markierten Weges ist der zackige Felsen der Stubaier Alpen keineswegs stark frequentiert, was wohl an der doch langen Strecke und der Abgeschiedenheit liegt. Doch gerade für Einsamkeits-Liebende und -Suchende ist das Hörndle ein wahrer Traumberg - und wer das so wie wie mit einem Sonnenaufgang und einem Traumwetter kombinieren kann, wird der Eindrücke kaum mehr Herr werden. Dabei ist im Auf- wie Abstieg von der Straße nach Gries der Südostgrat vorbei am Kochler (2207 m) unser Weg.
Schwierigkeit: schwierig (teils weglos/T4/I)
Von der Straße nach Gries anfang über einfache Wege (T2) zum Aussichtspunkt Kochler - Weiterweg zum Hörndle ab ca. 2500 Metern steil und voller Blockkletterei schwierig (T4/I) - Abstieg wie Aufstieg.
Dauer: 6 Stunden
Höhenmeter: 1568 Meter
Kilometer: 11,2 Kilometer
Parkplatz:
Wenige kostenfreie Parkplätze entlang der Fahrstraße von Längenfeld nach Gries (ca. 1400 m).
Einkehrmöglichkeiten:
keine
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******** (8/10)
Anspruch: ****** (6/10)
Sonnenaufgang knapp unterhalb des Hörndle (2985 Meter).
Mitten in der Nacht beginnt der neue Tag: Meine Tour startet am Vortag der Zeitumstellung um 5.30 Uhr auf gut 1450 Meter Höhe an der Straße von Längenfeld nach Gries. Das Hörndle ist bereits angeschrieben, eine satte Aufstiegszeit inklusive.
Mit der Stirnlampe kämpfe ich mich durch die Finsternis des zu Beginn noch einfachen Wegs (T2) hinauf zum Kochler, dem
auf 2207 Meter gelegenen Aussichtspunkt am Kamm-Ausläufer des Hörndle.
Nach gut 800 Höhenmeter bricht das Morgenrot am Kochler langsam durch die kalte Nacht hindurch.
Die Hohe Geige (3394 m) zeichnet sich klarer und klarer ab.
Die Stirnlampe ist im Rucksack verschwunden, nun nimmt der Tag von Minute zu Minute mehr Gestalt an. Blick hinein ins
Tal zum mächtigen Schrankogel.
Auf gut 2450 Metern wird das Gelände langsamer schwieriger (T3). Im Nebel des Nationalfeiertags liegt Längenfeld nun
schon knapp 1300 Meter unter mir.
Erster Blick auf das Gipfelkreuz des Hörndle. Es sind nur mehr 500 Höhenmeter, aber die ziehen sich noch ein Stückerl
dahin. Die braunen Herbst-Wiesen verschwinden allmählich und machen dem Blockgestein Platz.
Den famosen Blick auf das Ötztal gibt es erstmals auf einer Höhe von ca. 2700 Metern. Selbst der Tschirgant scheint kaum weit entfernt zu sein.
Nun beginnt die feine Kraxelei im festen Felsen (T4/I).
Der Weg auf den mit Flechten bewachsenen Felsen ist gut markiert - verfehlt werden kann aber ohnedies kaum
etwas.
Sonniger Gruß aus dem Norden von Hoher Wasserfalle, Hochreichkopf und Acherkogel.
Stein für Stein ein genussvoller Abschnitt.
Magic moment. Der Lohn des frühen Aufstehens.
Ein feiner, ungemein aussichtsreicher Grat schmiegt sich hinter mich an.
Ein wenig mehr Anpacken ist oben dabei, aber in Summe haltet sich die Abschüssigkeit des Geländes in
Grenzen.
Hinter dem Hohen Seeblaskogel spielt sich ein Sonnenaufgang der Extraklasse ab.
Längenfeld und Huben sind zu dieser Jahreszeit noch länger im Schatten.
Finale Kraxelpartien hinauf zum Gipfelkreuz (T4/I).
Hinter dem Söldener Grieskogel und dem Schwarzkogel taucht die Wildspitze auf.
Am Gipfel angelangt hier noch ein Blick zurück, der gut verdeutlicht, wie der finale Abschnitt am Grat
aussieht.
Atemberaubend - die erste Sonnenstrahlen am Gipfel des Hönrdle (2985 Meter).
Blick nach Norden mit dem Hemerkogel (Übergang am Vier-Zaiger-Grat/IV) direkt unter mir sowie Sulzkogel und Zwieselbacher Rosskogel im Sonnenlicht.
Der Breite Grieskogel (r.) mit dem mageren
Grastalferner und dem SW-Grat (II). Links der imposante Strahlkogel.
Der Grastalsee (2533 Meter) unter mir ist das Ziel einer eigenen Wanderung von Niederthai durch das Grastal. Von dort
zieht sich auch der Gletscherpfad hinauf zum Breiten Grieskogel.
Morgenstimmiung im Nordosten.
Brennende Sonne neben dem Schrankogel.
Ganz schön frisch, dazu noch eine kurze Nacht. Da heißt es Zähne zusammenbeißen.
Mehr als ein paar Minuten Rast entlockte mir der Gipfel bei der Morgenkälte nicht. Also geht es am Abstiegsweg wieder
hinab. Alternativ ließe es sich weglos (II) zur Salchenscharte (2778 m) absteigen und von dort weiter nach Gries. Das wäre aber weit zeitaufwändiger, daher heute keine Option.
Bei solch einer Stimmung fällt der Abstieg schwer.
Hier noch einmal der blockige Abstiegsweg im obersten Teil bei besseren Lichtverhältnissen
fotografiert.
Genialer Gipfel: Die Rofelewand, rechts davon der Gsallkopf.
Bilderbuch-Tag im Abstieg mit dem Fundusfeiler (r.) und dem
kleinen Hauerkogel.
Ein Traum.
Am Kochler (2207 m) erwartet mich mit den Latschen auch wieder mehr und mehr die Vegetation. Eine Augenweide im
Grünen.
Genüsslicher Abstiegsweg durch den schattigen Wald (T2).
Und mit dem herbstlich-bunten Flair endet die Tour wieder bei der Staße nach Gries. Eine herrliche
Sonnenaufgans-Wanderung mit würziger Note und einer konditionell doch größeren Anstrengung. Dafür ist am Hörndle generell wenig los - und im Gegenzug gibt es eine atemberaubende Aussicht. Kein
schlechter Deal.
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Andi_mit_i (Montag, 04 November 2019)
Danke für den detaillierten Tourenbericht. Diesen Berg habe ich schon länger im Auge nur findet sich kaum was im Internet über den.
So wie die Bilder aussehen ist das mehr wildes Blockgelände als noch ein Weg?
Ulli (Samstag, 25 September 2021 21:01)
Perfekte Tourenbeschreibung�. So ist's.