Dremelspitze
2733 Meter
Lechtaler Alpen
18. Juli 2020
Autor: Jürgen
Beschreibung:
In schöner Kletterei auf die Dremelspitze, einen der Paradegipfel der Lechtaler Alpen im Einzugsbereich der Steinsee- und Hanauer Hütte in der Parzinngruppe. Oberhalb von Zams im Oberinntal ist die Alfuzalm (1.261m) auf einer abenteuerlichen Fahrstraße mit PKW erreichbar. Auf einem Karrenweg (ungeeignet für MTB) hinein in das Starkenbachtal, weiter zur Vorderstark- (1.509m) und Hinterstarkalm (1.621m) und am Steig zur Steinseehütte (2.061m). Weiter aufwärts zum Steinsee (2.222m) und gut markiert zur Vorderen Dremelscharte (2.434m). Ab hier kletternd in schöner Linienführung zum Gipfel der Dremelspitze (2.733m). Abstieg wie Aufstieg.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/II)
Unschwierig bis zum Steinsee (T2), Anstieg zur Vorderen Dremelscharte schuttig und versichert (T4). Die Kletterei ist unversichert, Stellen II, ausgesetzte Schlüsselstelle in der Schlucht im Mittelteil.
Dauer: 6:00 Stunden
Höhenmeter: 1.480 Meter
Parkplatz:
Oberhalb der Alfuzalm.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ******** (8/10)
Kondition: ****** (6/10)
Anspruch: ******* (7/10)
Unterwegs am Gipfelaufbau der Dremelspitze in den Lechtaler Alpen, gelegentlich als einer der schönsten Felsgipfel der Nordalpen bezeichnet. Grattürme wie diesen trifft man im zerklüfteten Gipfelbereich viele, die Kletterei am Normalweg geht über II aber nicht hinaus.
Kurz vor Zams bei Landeck zweigt eine unasphaltierte Bergstraße ab, der man bis zum Parkplatz oberhalb der Alfuzalm folgt (1.261m). Entweder man verpasst sich diesen Muntermacher oder steigt wahlweise auch von Starkenbach direkt aus dem Inntal auf - dann rd. 500 Höhenmeter mehr.
In jedem Fall geht meine Rechnung auf. Habe die Tour aufgrund der starken, mehrtägigen Regenfälle Mitte Juli 2020 um einen Tag verschoben und bin an diesem Samstagmorgen extra weit nach Westen gefahren, um zumindest halbwegs brauchbares Wetter zu haben. Als Belohnung winkt eine Tour in einer für Hikalife bisher unbekannten Gegend.
Nach ein paar Metern bergab bei der Alfuzalm folge ich einem Karrenweg, der diverse Erosionsrinnen am Hangfuß des Grubigjochs quert. Phasenweise durchaus bike-tauglich, die sehr steilen Zwischenstücke lassen eine Radunterstützung aber als nicht sinnvoll erscheinen.
Vorderstarkalpe (1.509m), halblinks im Seitental das Wildkarlejöchl (2.616m).
Für mich nordwärts weiter bis zur Verzweigung des Wanderwegs in Hinterstark (1.621m). Links ginge es über das Gebäudjoch zum Württemberger Haus, ich halte mich rechts Richtung Steinseehütte.
Der Regen der letzten Tage dampft sich aus. Hier blicke ich schon auf den Talgrund der Hinterstarkalm retour, in Bildmitte der Vileidkopf (2.496m), rechts das Gebäudjoch.
Nach rund 1:30h erreiche ich die wunderschön gelegene Steinseehütte (2.061m), umrahmt von zahlreichen Kletterbergen wie z.B. der noch eingewölkten Steinkarspitze (2.650m).
Hinter der Hütte dreht die Route auf Ost. Es folgt eine Steilstufe hinauf zum Steinsee. Links in Wolken mein Gipfelziel, die Dremelspitze.
Nahe des Steinsees halte ich mich links. Ziel Vordere Dremelscharte und Übergang zur Hanauer Hütte.
Wow-Effekt: der tolle Steinsee am Fuße des Bergwerkskopfs (2.728m). Linkerhand könnte man auch die Hintere Dremelscharte (weitere Übergangsmöglichkeit zur Hanauer Hütte) oder die Verborgene-Grat-Scharte als Übergang nach Mils anpeilen.
Zustieg zur Vorderen Dremelscharte.
Brüchig, aber unschwierig. An den rutschigen Stellen versichert.
Vordere Dremelscharte (2.434m), Blick nach Norden zu Parzinn- und Hanauer Hütte.
Exakt 299 Höhenmeter sind ab hier in Kletterei zurückzulegen.
An Markierungen mangelt es nicht.
Schuttiger Zustieg und dann erste IIer-Stelle, noch nass vom Regen der letzten Tage.
Sogleich schwenkt die Route auf Süden und es geht dieses bequeme Band aufwärts.
Binnen Minuten voll im Felsgenuss.
Das Band wird über einen Aufschwung in die Westflanke verlassen (II).
Unproblematisches Gelände, zahlreiche rote Markierungen leiten zuverlässig in die richtige Richtung.
In Innsbruck und ostwärts säße ich im Regen, hier bin ich am trockenen Fels - alles richtig gemacht. Unten Steinsee, dahinter die Gamspleis (2.479m) und rechts gerade noch die Hütte und das Anstiegstal erkennbar.
Eine Gratrippe entlang aufwärts (I-II). Immer breit genug, um keine zu große Ausgesetztheit aufkommen zu lassen.
Hier sind wir richtig.
An diesen Strukturen abwärts.
Es naht die Schlüsselstelle. Eintritt in die große Schlucht.
Felskopf, der am linken Schluchtrand (im Aufstiegssinn) überklettert wird.
Zuletzt einige wenige Meter ausgesetzt hoch über der Schlucht und in sicheres Terrain (II).
Rechterhand eine breite Rinne (I).
Bis man hier, schon knapp unterhalb des Gipfels, ein letztes Mal eine IIer Stelle überwindet.
Dremelspitze, 2.733m. Dank frühem Start weit und breit niemand zu sehen und ich habe diesen häufiger begangenen Gipfel ganz für mich. Die Gipfel der Parseiergruppe im Westen, u.a. mit der Parseierspitze, mit 3.036m der Hauptgipfel der Lechtaler Alpen, gaben sich noch eine Weile zugeknöpft.
Tiefblick Vordere Dremlscharte vor Schneekarlespitze (2.641m) und Steinkarspitze (2.650m).
Gr. (2.827m) und Kl. (2.746m) Schlenkerspitze im Osten.
Auch wenn sich die Fernsicht in Grenzen hält, ich bin froh um diesen herrlichen Gipfel und den schönen Fels.
Zweites Frühstück in der Sonne.
Nach ausgiebigem Schauen und Jausnen mache ich mich wieder an den Abstieg.
Viel ist nicht dazu zu sagen: es geht auf gleichem Weg retour. Am ehesten habe ich noch die oberste IIer Stelle als knifflig in Erinnerung.
Simileskopf - Gatschkopf - Parseierspitze, der höchste Lechtaler.
Rasch herab von der Dremelscharte.
Die Sonne macht sich rar, für ein Bad wäre es etwas frisch gewesen.
Daher runter zur Steinseehütte. Unterhalb der Hütte mehr Gegenverkehr als erwartet, obwohl der Parkplatz bei der Alfuzalm nicht der allergrößte ist.
Tolles Kletterrevier. Steinkarspitze - Steinkarturm - Parzinntürme.
Rückblick auf die Dremelspitze. Beeindruckende Klüfte, ähnlich der Erlspitzgruppe im Karwendel, nur wesentlich weniger brüchig.
Abstieg nach Hinterstark.
Einige Kilometer sind's von hier schon noch.
Draußen über dem Inntal der Krahberg am Venet.
Zur Mittagszeit, kaum 6h nach Aufbruch, bin ich wieder zurück bei der Alfuzalm mit Blick zur Glanderspitze.
Immer schön, eine neue Region in seinem Tourentagebuch zu erschließen.
Erosionsformen unterhalb der Grubigjochs. Schön anzusehen, besonders erbaulich ist aber der Name in der Karte: Scheißet-Riepe.
Die Tour endet, wie sie begonnen hat: mit der abenteuerlichen Fahrt auf der Schotterstraße. Den Rotpleiskopf, oberhalb von Landeck und schon im Samnaun gelegen, sehe ich sonst immer bei meinen Skitouren rund um Fiss und Serfaus.
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Hannes (Dienstag, 25 August 2020 20:46)
Wie immer super Bericht und tolle Tour!!