Rotwand / Roda de Vael &
Masaré-Klettersteig
2806 Meter
Rosengartengruppe / Dolomiten
12. August 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Mit dem Sessellift zum Kölner Haus (2.337m) und entlang der Rosengarten-Westwände mit etwas Höhenverlust Richtung Rif. Paolina. Auf Höhe der Rotwand bei ca. 2.240m auf Weg. Nr. 9 und aufwärts zum Vajolon-Pass (2.560m). Einstieg in den Rotwand-Klettersteig (Infos & Topo hier) und am Nordgrat zum Gipfel (2.806m). Abstieg nach Süden zur Sforcela de la Rode (2.560m) und über eine Wandstufe zum Sattel Pian dal Diaol (2.625m) beim berühmten Fensterlturm. Nochmals etwas abwärts und unterhalb der Teufelswand zum Beginn des Masaré-Klettersteigs (Infos & Topo hier). Über Grattürme und tiefe Scharten nahe der Torre de les Stries zum südlichen Ausstieg. Abstieg Richtung Rotwandhütte zum Verbindungssteig, am Christomannos-Denkmal vorbei zur Rif. Paolina (2.125m) und retour zur Kölner Hütte.
Schwierigkeitsgrad: einfache Wanderwege zwischen Kölner Haus, Rif. Paolina und Rotwandhütte; Anstieg zum Vajolon-Pass wenig schwierig (T3), Rotwand-Klettersteig B (plus C am sonst nicht nötigen Verbindungsweg Richtung Fensterlturm) und Masaré-Klettersteig C.
Dauer: 5 Stunden
Höhenmeter: 1.060 Meter
Parkplatz:
Sessellift Laurin II bei der Frommer Alm.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ****** (6/10)
Anspruch: ****** (6/10)
Das Gipfelkreuz der viel besuchten Rotwand / Roda di Vael (2.806m) in der Rosengartengruppe. In Verbindung mit dem nahegelegenen Masaré-Klettersteig ergibt sich eine lohnende Überschreitung des südlichen Rosengartenkamms.
Heute ganz gemütlich. Anfahrt mit dem Auto zum Karerpass und noch ein Stück weiter zur Talstation des Laurin-Sessellifts bei der Frommer Alm (1.730m).
Nach soviel Anstrengung im Auto geht es noch gemütlicher: wir nehmen die Seilbahn hinauf zur Kölner Hütte, die uns direkt unter den mächtigen Westwänden des Rosengartens ausspuckt.
Mit T-Shirt und kurzer Hose war's in der Früh ganz schön zapfig, Elli hatte mit Jacke und langer Hose leicht lachen.
Im Süden der Karerpass und die Latemar-Gruppe.
Bei einstelliger Temperatur erreichen wir die riesige Kölner Hütte (2.337m) in schöner Aussichtslage zum Schlern, zur bewaldeten Hochfläche des Regglbergs und in das Bozner Becken.
Noch ist unser Ziel nicht klar, wir wollen zuerst entlang der Felswände nach Süden Richtung Karerpass und Paolina-Hütte gehen. Bisher habe ich die Rosengartengruppe nur einmal im Norden kurz gestreift, wie ich vor einigen Jahren am Schlern und den Roterdspitzen unterwegs war.
Nach wenigen Minuten stoppt uns ein gerade im Gange befindlicher Berglauf hinauf zum Tschager Joch. Wir sprechen mit einem Streckenposten, der letztjährige Sieger hat die exakt 1.000 Höhenmeter in 32 Minuten geschafft, puuh.
Während die "Irren" so vorbeiflitzen, stöbere ich ein bisschen in der Speisekarte der umliegenden Felswände.
Ein bisschen Übung im IIer Gelände schadet nie.
Nach dieser erzwungenen Wartezeit setzen wir unseren Weg unterhalb der Westwände fort.
Beim gemütlichen Wandern fällt mir die Rotwand ein, auf die ein kurzer Klettersteig hinaufführt. Ich verabrede mit Elli einen Treffpunkt bei der Paolina-Hütte und dachte, dass ich in weniger als 2 Stunden wieder mit ihr zusammentreffen würde (das "denken" war mehr "hoffen" und nicht "wissen" ;)
Bei diesem Anblick der Rotwand konnte ich einfach nicht widerstehen. Das Klettersteig-Zeug hatte ich sicherheitshalber auch mit, also ab die Post.
Das es hier nicht einsam zugehen würde an einem Sonntag im August, war klar. Ich nehme Weg Nr. 9 hinauf zum Vajolon-Pass.
Elli nimmt derweil den Weg hinüber zur Paolina-Hütte, zu erkennen im linken Bildteil, und macht dort ein Päuschen mit Erste-Reihe-fußfrei-Blick auf den um 10:30 Uhr voll einsetzenden Touristenansturm.
Etwa 300 Höhenmeter sind's hinauf zum Vajolon-Pass, die letzte Passage wie bei Dolomiten-Scharten üblich sehr schuttig und sogar noch mit kleinem Altschneefeld.
Schaut wild aus, verursacht aber keine Probleme.
Am Vajolon-Pass (2.560m) der übliche Auflauf. Die meisten kommen von der Rotwand-Hütte herauf, hinten der Weg hinüber zum Cigolade-Pass, über den man das Innere des Rosengartens betritt - nächstes Mal dann!
Blick ins Vaiolon und das Fassatal.
Am späten Vormittag die übliche Thermik. Einstieg in den Klettersteig am Nordgrat.
Einige A-Stellen und Gehgelände, es bleibt leicht.
Der Grat ist meist breit genug um langsamere Geher ohne Risiko zu überholen.
Ich hatte schon Sorge, dass ich oben im Nebel versumpfe, zum Glück reisst's nach oben hin wieder auf.
Rückblick auf den leichten Gratklettersteig.
Auf der Rotwand (2.806m), der Andrang hält sich in Grenzen.
Vorne die Südwand der Tscheiner Spitze (2.810m), angeblich von Norden her frei zu erklettern (II).
Unverhofft kommt oft, dachte nicht, dass ich heute noch auf der Rotwand lande.
Nebel hin, Nebel her, ich steige über das grasige Plateau nach Süden ab.
Gegenüber ragt die Teufelswand (2.720m) heraus.
Ich muss jedenfalls da rüber zu der Scharte.
Dieser wilde Abbruch stellt sich in den Weg. Runter in die Sforzaleta de la Rode (2.560m) kommt man im brüchigen Gelände relativ leicht (B).
Dann 10m über eine senkrechte Wand ziemlich ausgesetzt hinauf (C). Mit Sicherheit die anspruchsvollste Stelle im Rotwand-Klettersteig.
Am Sattel Plan dal Diaol (2.625m) angekommen. Zuerst sehe ich es gar nicht, dann ...
... erst merke ich, dass ich am berühmten Fensterlturm / Torre Finestra mit dem Kreuz im Felsenfenster stehe (2.670m).
Rückblick zur nun wieder völlig freien Rotwand - hat sich der Nebel wieder einen Scherz mit mir erlaubt.
Ich liege gut in der Zeit, die Rotwand habe ich in einer starken Stunde überschritten. Elli hat einen schönen Platz in der Wiese bei der Paolina-Hütte, also nehme ich noch das Masaré-Massiv mit. Rechts unten bereits der Einstieg zum Klettersteig, ich muss etwa 100 Höhenmeter abzusteigen.
Davor noch ein schöner Blick nach Norden zum Zentralbereich des Rosengartens. Im Vordergrund mittig die kleine Mugoni-Gruppe (2.734m), rechts der Cigolade-Pass, dahinter versteckt sich im Nebel der Kesselkogel / Catenaccia d'Antermoia (3.002m), höchster Gipfel dieses Dolomitenstocks.
Die Rotwandhütte in Erwartung der Massen, die vom Karerpass oder aus dem Fassatal herbeiströmen.
Einstieg in den Masaré-Klettersteig, anfangs bis max. B durch diese steile Wand. Die Begehung ist lt. Topo mit 2h angeschrieben, ich dachte das schaff ich schon einen Tick schneller ("denken" heisst ja bekanntlich nicht "wissen" - siehe oben).
In der Tat ein sehr schön angelegter, teils luftiger Klettersteig.
Drüber der Fensterlturm.
Oben kurzes Gehgelände, es folgen die Torre de le Stries (2.607m).
Der höchste Turm wird tief umgangen, der nächste mitgenommen.
Nun also doch noch: Stau am Klettersteig bei der C-Stelle am Kamin des 2. Turms.
Während ich so warte, sehe ich unten in greifbarer Nähe die Paolina-Hütte, direkter Abstieg von hier aber nicht möglich. Etwas Geduld also noch...
Der Stau löst sich auf, es geht weiter.
Wenige Minuten später die umgekehrte Situation: Stau nach unten bei der letzten B/C Stelle. Ja, das gehört im Sommer auf Rosengarten-Klettersteigen einfach dazu.
Ausstieg beim südlichsten Turm. Von hier an nur mehr Steig.
Rückblick auf das Masaré-Massiv, das südliche Ende des Rosengartens.
Um die Mittagszeit heben sich wie üblich die Wolken, im Nordosten tauchen Canazei sowie der Sella-Stock mit dem Piz Boé (3.152m) auf.
Um dem Trubel bei der Rotwandhütte zu entgehen und etwas Zeit aufzuholen, wandere ich auf Steigspuren direkt nach Süden.
Ein bisschen Landschaft genießen muss aber sein, hier die Marmolada-Gruppe.
Im Tal unten der Ort Moena im Fassatal, im Süden die Fleimstaler Alpen. Lagorai und Cima d'Asta stecken großteils im Nebel, das habe ich am Vortag zum Glück besser erwischt.
Jahrmarktcharakter beim Christomannos-Denkmal, ein riesiger Bronzeadler.
Oberhalb des Karerpases nach Westen zurück zur Paolina-Hütte (2.125m). Der Abstecher hat doch samt Stau länger gedauert als gedacht (jetzt weiß ich's).
Alles im grünen Bereich. Wir lassen uns Zeit und schlendern nach einer kurzen Stärkung unterhalb der Westwände auf sehr schönem Steig wieder zurück zur Kölner Hütte.
Der Weg ist unschwierig, immer mit schönem Panoramablick nach Westen.
Schön langsam brauen sich die angekündigten Nachmittagsgewitter zusammen.
Immer leicht bergauf, es sind doch fast 200 Höhenmeter retour zur Kölner Hütte.
s'wird Zeit, am Latemar wettert es schon.
Unsere Tour endet aber trocken und ebenso gemütlich wie sie begonnen hat, mit einer bequemen Fahrt am Sessellift. Die Rosengartengruppe hat sicherlich noch viel mehr zu bieten, ein paar Touren, v.a. in den etwas weniger erschlossenen Zentralteil, habe ich schon auskundschaften können.
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