Wörner 

(von Süden aus dem Großkar)

2474 Meter

Karwendel

14. Oktober 2019

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Der einsamere Alternativanstieg von Süden auf den Wörner, einer der Hausberge der Hochlandhütte nahe Mittenwald: von Scharnitz (955m) mit MTB in das Karwendeltal und zum Gr. Schafstallboden (1.190m). Eintritt über einen Jagdsteig in das untere Großkar und linkshaltend durch steilen Bergwald und über Schotterreisen zum oberen Karboden (ca. 1.800m) und weiter in das nördliche Eck. Einstieg in die Südwand bei ca. 2.260m und in einer Schichtfuge quer durch die Südwand, zuletzt über Schrofen und eine Rinne zum Gipfel (2.474m). Abstieg auf selber Route.

  

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/II)

Zustieg in das Großkar über teilweise steile Schotterreisen (T3). Richtigen Einstieg in die Schichtfuge in der Südwand finden, nicht die Rinne rechterhand ansteigen. Die Schichtfuge selbst ist klettertechnisch kaum II, allerdings teilweise ausgesetzt. 

 

Dauer: 7:00 Stunden 

Höhenmeter: 1.580 Meter

 

Parkplatz:

B2 bei Scharnitz

 

Einkehrmöglichkeiten:

Wiesenhof

 

Landschaft:  ******** (8/10)

Kondition:      ******* (7/10)

Anspruch:     ******** (8/10)



Spannende Wolkenformation auf dem Wörner (2.474m) bei einer ansonsten sehr sonnigen Herbsttour in der Nördlichen Karwendelkette. Trotz Föhnsturm bewegte sich die Wolkenfront nur in Zeitlupe, ein Naturschauspiel für diejenigen, die Zeit haben wie ich an diesem freien Montag.  

 

Tourstart heute nicht mit Stirnlampe (wie tags zuvor auf der Jägerkarlspitze) sondern mit Sonnenbrille deutlich später um 9:00 Uhr bei schönstem Herbstlicht.  

 

Ein freier Tag unter der Woche und niemand zu sehen. Es sollte aber dann erfreulicherweise noch anders kommen - siehe unten.

 

Weniger als eine Stunde benötigt man für die großteils flache Fahrt hinein zum Gr. Schaffstallboden unterhalb des Großkars. Links das kleine Tiefkar, mittig der Südgrat auf den Schönberg. Der Wörner ist Teil der Umrahmung des Großkars.

 

Nahe des Forsthauses mache ich Raddepot, zu meinem Erstaunen direkt neben einem anderen Drahtesel. Danach durchs Gemüse zum guten Steig. Das Großkar ist im Mittelteil durch eine hohe Felsstufe abgeriegelt, die man auf der linken Seite überwindet.

 

In Serpentinen aufwärts mit schönsten Herbstmotiven.

   

Talauswärts.

 

Links die kaum zu verfehlende Latschengasse hinauf in den Bergwald, deutlich angenehmer als die direkte Variante über die Schotterreisen.

  

Blick hinauf zur Hochkarspitze (2.482m).

Von hier beginnt die lange Querung der steilen Reisen Richtung Oberes Großkar.

 

Trittsicherheit hilft. Von Süden zieht, trotz markanter Föhnlage, eine Wolkenfront im Zeitlupentempo heran, die für einige Zeit die Sonne abschattet.

  

Der anspruchsvolle Südgrat der Hochkarspitze (III), im unteren Teil wirkt das Profil sehr steil.

 

Im weiten Großkar dominieren Karstformen.

 

Gute 1:30h brauche ich vom Raddepot bis ins Obere Großkar. Rechts die Hochkarspitze, genau in Bildmitte der Zustieg zum Wörner-Südanstieg.

 

Oberes Großkar.

 

Aus der Nähe, dann schrofig hinauf auf das nächsthöhere Podest (I).

 

Nach einem kleinen Schneefeld prägt sich etwas unscheinbar die Schichtfuge aus. Nicht zu verwechseln mit der (hier nicht sichtbaren) Rinne rechterhand, die in schwierigeres Gelände führt.

 

Schönes Kraxeln (meist I, teilweise II-). Flache, teils ausgesetzte Querungen wechseln mit Kraxel-Aufschwüngen. An den oberen Enden meist ein gut sichtbarer Steinmann.

 

Immer wieder Gehgelände, erfordert ein gerüttelt Maß Trittsicherheit.

 

Denn links pfeift's schon gach obe.

 

Nach der langen Querung wird der Gipfelaufbau sichtbar. Es gilt den markanten Einschnitt rechts des Gipfels zu erreichen.

 

An dieser Stelle entweder durch die Rinne (I) oder wie ich im Aufstieg eher direkt linkshaltend über die Felsen (II).

 

Nach oben hin steile Schrofen.

 

Zuletzt in die Rinne unterhalb des Einschnitts.

 

Und über diesen Aufschwung (II) ... 

 

... zum Gipfel des Wörner (2.474m). Mit Wegsuche ist die Südwand selbst bei der Erstbegehung in gut 45 Minuten locker zu durchsteigen, nach etwas mehr als 4 Stunden ab Scharnitz bin ich am Gipfel - heute ist ja Nicht-Streß-Tag.

 

Zeit für eine umfassende Gipfelschau: ostwärts die Hochkarspitze und der weitere Verlauf der Nördlichen Karwendelkette, u.a. mit der Östl. Karwendelspitze (2.547m). Rechts das Karwendeltal und der Karwendelhauptkamm mit vielen bei uns am Blog beschriebenen Karwendel-Gipfeln.

  

Im Westen rechts die Westl. Karwendelspitze (2.385m), davor die Tiefkarspitze (2.430m), im Vordergrund die Großkarspitzen.

 

Im Norden die schön geformte Soiern-Gruppe.

 

Am meisten fesselt mich aber der Blick zu Hochkar & co.

 

Ja sowas, da turnen einige auf dem Grat herüber von den Großkarspitzen herum.

 

Nach fast einer Stunde gemütlichem Schauen mache ich mich langsam an den Abstieg retour ins Großkar, beim Einstieg kommt die Steilheit der Südwand gut zur Geltung.

 

Die Rinne und die Schrofen runter, hier macht sich gutes Schuhprofil bezahlt.

 

Ich füge mich der Fuge.

 

Karwendel im Herbst und mit viel Zeitbudget, so soll es sein!

 

Die Erklärung, warum es für diese Tour weniger Kletterfähigkeiten sondern Tritt- und Schwindelsicherheit benötigt.

  

Und wie ich so in Gedanken über interessante Routen schweife, kommt plötzlich ein mir von einem anderen Blog bekanntes Gesicht daher: Daniel von den Bröselfreaks. Er war über den Großkarspitzen-Grat auf den Wörner unterwegs (Respekt und Gratulation!) und hat nun dieselbe Route wie ich. Kurzerhand beschließen wir, sogleich auf selber Brösel-Wellenlänge, gemeinsam abzusteigen.

  

Nach ausgiebiger Anekdoten-Pause im sonnigen Großkar fideln wir die Reisen hinunter.

 

Karwendel, ein Sehnsuchtsort. Die Wahrscheinlichkeit sich in diesem riesigen Gebirge, genau zum selben Zeitpunkt am selben Ort zu treffen, ist wohl nicht die Allergrößte.

  

Rückblick auf unser Tagwerk. Wenig überraschend war es sein Drahtesel, neben dem ich heute vormittag geparkt hatte.

 

Zuletzt rollen wir entspannt hinaus nach Scharnitz. Daumen hoch für eine lässige Tour zum Wörner - war mir eine Freude! 

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Robert aus Kufstein (Dienstag, 29 Oktober 2019 18:39)

    Servus Jürgen,
    bin die Tour am Sonntag gegangen (Dank deines perfekten Berichts völlig problemlos).
    Von Süden war ich der einzige an diesem wunderschöne Tag, über den Normalweg waren etliche Partien unterwegs.
    Eure HIKEALIVE-Seite ist momentan meine Lieblingslektüre, hier finde ich Anregungen, mindestens für die nächsten 10 Jahre.....
    Danke und VG - Robert

  • #2

    Jürgen (Dienstag, 29 Oktober 2019 19:56)

    Servus Robert,
    das Lob freut uns! Der Wörner hat mir besonders gut gefallen. Und es gibt noch soviel zu entdecken, dass die nächsten 10 Jahre wohl kaum ausreichen.
    Gruß