Nördliche und Südliche
Sonnenspitze
2651 / 2665 Meter
Karwendel
16. Juli 2017
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Von Scharnitz (964m) mit dem Bike durch das Hinterautal zum Kasten (1.220m) und noch ein Stück weiter in das Rossloch
zum Moserkarbach (1.270m), Raddepot. Über das Bachbett zum ausgeschnittenen Steig entlang des Moserkarbachs und rechtshaltend in das Große Kühkar. Entlang der Westwände der Sonnenspitzen hinauf
zur breiten Scharte zwischen Kühkarl- und Nördlicher Sonnenspitze (2.410m). Rechts Einstieg in die Westwand und über mehrere Schultern, steile Rinnen und Bänder auf den Gipfel (2.651m). Über den
Grat, einige wenige Zacken ostwärts umgehend, auf die Südliche Sonnenspitze (2.665m). Abstieg südwärts über den Grat und vor dem markanten, latschenbewachsenem Kopf hinunter in die Rinne
(Einstieg auf ca. 2.100m). Über diese abwärts zum Moserkarbach und hinaus zum Raddepot, von dort wiederum zurück nach Scharnitz.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T6/II+)
Anfahrt mit Bike auf flachem Forstweg und zuletzt etwas grobschottriger zum Eingang des Rosslochs. Auf einfachem Steig,
ab dem Kühkar weglos zur Scharte (T2). Aufstieg in der Westwand sehr steil und über brüchige, ausgesetzte Bänder zum Gipfel (T6, II+). Am sehr brüchigen, oft ausgesetzten Grat zur Südlichen Sonnenspitze
(II). Abstieg über Südgrat
wiederum sehr brüchig (Stellen II), nach unten verflachend. Schöner Abstieg in der Rinne (I), im unteren Teil etwas schwierige Wegfindung und Überwinden des Steilabbruchs (II), bis man wieder den
Steig beim Moserkarbach erreicht.
Dauer: 9,5 Stunden
Höhenmeter: 1.800 Meter
Parkplatz:
Kostenfreier Parkplatz an der B2 auf der deutschen Seite.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********* (9/10)
Kondition: ******** (8/10)
Anspruch: ********* (9/10)
Der Südgrat der Südlichen Sonnenspitze, hier gesehen von der Hinteren Bachofenspitze, hat mich schon immer fasziniert. Die Sonnenspitzen sind eine harte Nuss und im Gegensatz zu den anderen Karwendelgrößen nicht auf vergleichsweise einfachen Wegen zu erreichen. Es wartet ein langer Zustieg, Kletterei bis II+, ausgesetzte Grate und brüchiges Gestein - kurzum: ein Genuß für jeden Karwendelfreund! Mit auf Tour: Holger von Gipfelträume.at.
Anfahrt mit dem Bike auf flachem Forstweg zur Kastenalm. Zeitig in der Früh ist man noch alleine. Nach gut 1,5h erreichen wir das Raddepot beim Moserkarbach, wenige Minuten hinter der
Kastenalm.
Nach Übersetzen auf die andere Bachseite und einer kleinen Steilstufe gehen wir auf breit ausgeschnittenem Steig den Bach entlang in Richtung Kühkar. Rechts im Vordergrund der latschenbewachsene
Kopf und die Steilstufe, die wir später beim Abstieg überwinden müssen.
Auf ca. 1.550m nehmen wir den schmalen Jagdsteig nach rechts und visieren das Große Kühkar an, in dem wir direkt entlang der Westwand der Sonnenspitzen hochsteigen.
Das Kühkar zieht sich. Von Südwesten zog langsam besseres Wetter heran.
Der Hochnebel war aber zäh und an der Kaltwasserkarspitze lag - für Mitte Juli überraschend - etwas Neuschnee von der letzten Schlechtwetterfront.
Im oberen Kühkar, unterhalb der Kühkarlspitze.
Die Überreste des 1972 abgestürzten Learjets. Unerklärlich, warum diese hier einfach so herumliegen und nicht entfernt werden.
Nach ca. 3,5h ab Scharnitz in flottem Tempo an der breiten Scharte zwischen Kühkarl- und Nördlicher Sonnenspitze angekommen (ca. 2.410m). Blick zurück in das Hinterautal und auf die Nordwände der Gleiersch-Halltal-Kette.
Im Norden Johannestal und die Falkengruppe.
Die abweisenden Laliderer Wände, lt. AVF die "geschlossenste Wandflucht der Ostalpen".
Die Westwand der Nördlichen Sonnenspitze weiß durchaus zu beeindrucken - hier geht's nun hinauf. Zuerst über 2 Schultern nach rechts hinaus, durch eine Steilrinne (nicht sichtbar) gerade empor,
oben über mehrere Bänder auf den Grat und zum Gipfel.
Holger packts an.
Zuerst durch die "seichte, plattige Steilrinne" (AVF).
Relativ einfach gelangen wir über mehrere Schuttschultern zur "schräg nach unten eingeschnittenen Scharte".
Rückblick aus der Westwand hinüber zur Kühkarlspitze.
Nach der Scharte erblicken wir die steile, etwa 100m hohe "mehrfach abgesetzte, breite Rinne".
In der Rinne. Wir klettern in festem Fels hinauf.
Hier die Stelle II+ an einem kleinen Überhang. Alle Griffe und Tritte mehrmals prüfen!
Nach der II+ Stelle. Sehr steiles Gelände, 110% Schwindelfreiheit erforderlich. Wir sind uns einig, dass die Westwand im Abstieg keine kleine Herausforderung wäre. Rechts unten die schräg
eingeschnittene Scharte.
Etwas überraschend, da im AVF nicht beschrieben, steigt man bereits ca. 50m unter dem Grat nach links aus der Rinne aus. Die Schneeauflage erschwerte den Gang auf den Bändern kaum, wir mussten
aber das Tempo drosseln.
Nach dem Band nochmals rechts hoch (II).
Wieder nach links und auf ausgesetzten Bändern weiter. Hinten ist schon der Gipfelbereich sichtbar.
Das begangene Band im Rückblick. Im Hintergrund taucht die Südliche Sonnenspitze auf.
Wir queren bis unterhalb des Gipfelaufbaus und nehmen den direkten, jedoch sehr brüchigen Aufschwung.
Geschafft! Am Gipfel der Nördlichen Sonnenspitze, 2.651m. Die Westwand haben wir in knapp 50 Minuten durchstiegen. Wir sind die erste Partie 2017.
Nach Norden zur Falkenhütte und Ladizalm. Im Norden weiterhin Wolkenstau, bei uns klarte es zunehmend auf.
Die interessante Bockkarspitze.
Vor uns baut sich der Grat hinüber zur Südlichen Sonnenspitze auf.
Es geht zuerst wenige Meter hinunter in eine Scharte - nicht schwierig, aber höllisch brüchig. Der nachfolgende Zacken wird links umgangen. Bruch überall, allerhöchste Vorsicht ist auf den schmalen Bändern angesagt.
Der manchmal einige Meter breite Grat verengt sich mehrmals zu einer sehr ausgesetzten, brüchigen Schneide. Holger in beeindruckender Position.
Ich folge nach.
Rückblick auf die Nördliche Sonnenspitze nach etwa einem Drittel der Gratstrecke.
Im Mittelteil streckenweise Gehgelände.
Schauderlicher Tiefblick in das Kühkar, durch das wir angestiegen sind.
Recht rasch erreichen wir den tiefsten Punkt. Nun folgt der sehr schöne Anstieg zur Südlichen Sonnenspitze.
Immer am brüchigen Grat bleiben. Die Bewertung III lt. AVF ist übertrieben.
Die Schwierigkeiten sind maximal II.
Letzter Aufschwung und Rückblick auf den geschafften Grat. Kaum zu glauben, dann man links in der fast senkrechten Westwand hochsteigen kann.
Am Gipfel der Südlichen Sonnenspitze, 2.665m. Ca. 1h haben wir für den Gratübergang benötigt.
Nun beginnt der lange, mühsame Abstieg über den Südgrat. Unten im Tal die Kastenalm.
Einige Zacken umgehen wir, über einige balancieren wir drüber. Einige Male ist abzuklettern. Es wird noch brüchiger als zuvor. Kein Genußgelände.
Wir halten die Konzentration unverändert hoch. Rechts spitzt schon das grüne Köpfl hervor, der für den Abstieg wichtige Orientierungspunkt.
Tiefblick in das Rossloch. Das Gelände würde keinen Ausrutscher verzeihen.
Das Tempo bleibt gezwungenermaßen langsam. Gesamt werden wir für den Abstieg für die 1200hm bis zum Moserkarbach satte 3h benötigen.
An der Farbe erkennt man die schlechte Felsqualität am Südgrat. Der Grat wäre im Aufstieg sicher angenehmer.
Nach unten hin flacht es ab und wir können uns wieder in aufrechtem Gang fortbewegen. Wo es flach wird, steigen wir nach rechts den Schrofenhang hinunter.
Rechts der latschenbewachsene Kopf. Mittig hinunter.
Die Rinne prägt sich aus. Entweder neben oder in ihr hinab.
Die Rinne verjüngt sich. Es folgt nette Kraxelei auf ausgewaschenem Fels (I).
Nun der Steilabbruch. Wir verlassen die Rinne und steigen orographisch rechts im steilen, latschendurchsetzten Gelände ab (Stellen II). Nach dem steilen Teil hält man sich am besten wieder in der Rinne. Wir sind links davon auf extrem rutschigen Gras hinuntergepoltert.
Rückblick auf den würdigen Abschluß der Überschreitung. Nach beinahe 6h schließt sich die Runde und wir fädeln im unteren Moserkar wieder auf den Steig.
Die Kare bei nun tollem Wetter. Herrliches Karwendel!
Wir gehen die letzten 300hm zurück zum Raddepot.
Einkehr bei der idyllischen Kastenalm mit Blick auf die eindrucksvolle Südliche Sonnenspitze.
Zu guter Letzt mit Schwung hinaus nach Scharnitz. Eine tolle, fordernde Tour! Danke Holger für deine Begleitung!
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weichselbaum wilma (Dienstag, 25 Juli 2017 19:10)
Gratulation und respekt .tolle leistung .mama
Florian (Sonntag, 06 September 2020 23:34)
Danke für das reinstellen, für mich eine große Unterstützung diese Bergtour zu machen!
Jürgen (Dienstag, 08 September 2020 12:05)
Das freut uns, diese schönen Berge sind ja für alle da. Es braucht ja trotzdem noch eine Menge Vorbereitung und Moral, diese Art von Touren dann tatsächlich durchzuziehen.
Gruß