Laliderer Spitze & Laliderer Wand,
Dreizinkenspitze &
Grubenkarspitze
2588 / 2620 / 2603 / 2663 Meter
Karwendel
31. Juli - 1. August 2015
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Das Rossloch ist ein Klassiker für alle jene, die einmal einsame Karwendelluft schnuppern wollen. Besonders der nördliche Teil der Rossloch-Umrahmung ist relativ leicht zu erreichen. An schönen Tagen riskiert man zwar einigen Betrieb in der Nähe der Biwakschachtel, auf den meisten Gipfeln findet aber jeder seine Ruhe.
Tag 1 - von Scharnitz auf die Laliderer Spitze: Von Scharnitz (955m) in das Hinterautal und an der Kastenalm (1.220m) vorbei bis zum Eingang des Rosslochs (1.350m). Auf Fahrweg und Steig zum Hinteren Boden (1.630m) und über den Steig ins Bockkar. Zuerst Abstecher zur Karl-Schuster-Biwakschachtel und auf die Laliderer Spitze (2.588m).
Tag 2 - Überschreitung Laliderer Wand, Dreizinkenspitze und Grubenkarspitze: Kurzer Abstieg von der Laliderer Spitze und über den brüchigen Westgrat zur Laliderer Wand (2.603m). Über eine brüchige Steilstufe abwärts, im Schotterfeld ostwärts und über ein versichertes Wandl zur Dreizinkenspitze (2.620m). Abstieg zum Sattel östlich der Dreizinkenspitze und über den Nordwestgrat zur Grubenkarspitze (2.663m). Über den plattigen Südgrat hinab, weiter in das Rosskar und am markierten Steig zurück zum Hinteren Boden und nach Scharnitz.
Schwierigkeitsgrad: ziemlich schwierig (T4/I+)
Leidlich markierte Karzu- und -abstiege im Rossloch, etwas Orientierungsvermögen vorteilhaft. Gipfelzustieg zur
Laliderer Spitze einfach (T4), Laliderer Wand sehr brüchig (I+), Dreizinkenspitze dank Versicherung deutlich entschärft. Grate zur Grubenkarspitze I.
Dauer: 9:30 Stunden (Geh- und Fahrzeit)
Höhenmeter: ca. 2.030 Meter
Parkplatz:
An der B2 bei Scharnitz.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********** (10/10)
Kondition: ******* (7/10)
Anspruch: ****** (6/10)
Sonnenaufgang auf der Laliderer Spitze um 5 Uhr morgens. Die Kollegen haben es sich in der nahen Biwakschachtel bequem gemacht, ich habe die Nacht standesgemäß draußen verbracht - wenn schon, denn schon.
Ein herausragender Tag, der bereits am Morgen mit der Spritztour mit Roman auf die Schlicker Seespitze begonnen hat, fand am frühen Nachmittag seine Fortsetzung mit der schon länger geplanten Tour von Scharnitz durch das Hinterautal in das Rossloch. Die Rossloch-Nordumrahmung - genau genommen der Teil zwischen Laliderer Spitze und Grubenkarspitze - ist relativ einfach zu begehen. Ein Teil davon ist bereits am Ende des Hinterautals zu sehen.
Die meisten verlassen das Tal bereits, ich fahre am Nachmittag mit dem Rad und Biwak-Gepäck der jungen Isar entlang in das Karwendel hinein.
Kurz vor der Kastenalm (1.220m) hält man sich links Richtung Rossloch. Rechts würde der Weg zum Halleranger hinaufleiten, in Bildmitte der Reps (2.159m), der südwestliche Abschluß der Roßloch-Umrahmung. Wenig später verstaue ich das Rad im Gebüsch.
Im Rossloch am Hinteren Boden (1.660m). Damals habe ich noch meine klobige Isomatte herumgeschleppt, wer einmal auf Karwendelgeröll übernachtet hat, weiß warum. Im Hintergrund markant der Zacken der Rosslochspitze (2.538m), links davon die von hier als flache Kuppe erscheinende Grubenkarspitze (2.663m), durch das von hier gut einsehbare Rosskar eine spannende Skitour.
Auf gutem Steig nach hinten in den Talschluß, bis links ein weiterer Steig hinauf ins Bockkar abzweigt. Am nächsten Tag werde ich von rechts aus dem Rosskar herunterkommen.
Abzweig ins Bockkar.
Durch einen Latschengürtel schraubt man sich höher, mit Blick auf die wilde Nordseite der südlichen Rossloch-Gipfel wie die Gamskarspitze (2.601m), die von der anderen Seite aus dem Halleranger gut erreichbar ist.
Der Steig verliert sich, meine Kondition ebenso. Mit der Morgentour nun schon fast 3.000 Höhenmeter heute, dazu noch das schwere Gepäck.
Im Westen der deutlich schwierigere Teil der nördlichen Rossloch-Umrahmung, u.a. mit der Bockkarspitze (2.589m), rechts der markante Ladizturm. Links die traumhaften Sonnenspitzen, die ich 2 Jahre später gemeinsam mit Holger überschreiten durfte.
Manche nennen es trostlos, ich finde die bleichen Berge einfach schön. Links bereits die Laliderer Spitze (2.588m), mein Tagesziel. Am Sattel steht das futuristische Karl-Schuster-Biwak.
Blick in das Gipfelbuch. Die Biwakschachtel ist primär für die tollkühnen Durchkletterer der Laliderer Wand als Notfallunterkunft gedacht, wird jedoch, wie dem Gipfelbuch zu entnehmen ist, leider zu oft als kostenlose Unterkunft für müde Bergwanderer zweckentfremdet.
Wie auch immer, ein spektakuläres Ding.
Ein Trampelpfad führt hinauf auf die ...
... Laliderer Spitze (2.588m). Wenn schon am Berg übernachten, dann richtig, besonders an einem so tollen Abend.
Tiefblick nach Norden in das Johannestal, rechts die Falken.
Drüben die Eng, links das Gamsjoch (2.452m), mittig das Sonnjoch (2.457m), dazwischen Bettlerkar- (2.268m) und Schaufelspitze (2.306m) mit ihrem schönen Grat.
Die unglaublichen Nordabstürze. Hier durchzusteigen erscheint mir unvorstellbar.
Es dämmert im Bockkar. Der von hier mickrig wirkende Reps verschwindet fast vor den mächtigen Lafatschern und Bachofenspitzen.
Richtung Osten: Sonnenuntergang über den morgigen Zielen, es geht quasi im Uhrzeigersinn zuerst auf die Laliderer Wand, hinüber zur Dreizinkenspitze und über den langen Grat auf die in Bildmitte thronende Grubenkarspitze.
Im Süden der wesentlich schroffere Teil der Rossloch-Umrahmung, mit der Hochkanzel (2.574m) als südöstlichem Eckpunkt, daneben die Brantlspitze (2.626m) und dahinter der Gr. Bettelwurf (2.726m).
Schwer zu beschreiben, so ein Sonnenuntergang über dem Karwendel.
Fast zeitgleich erscheint der Mond neben dem Gipfel der Laliderer Wand.
Mehr als 2 Stunden dauert das Schauspiel, links die Gipfelzacken der Kaltwasserkar- (2.733m) und Birkkarspitze (2.749m), dem höchsten Berg des Karwendels.
Mit einem leuchtroten Streifen verabschiedet sich der Juli des Jahres 2015.
In der Nacht war es durch einen unerwarteten Föhnsturm etwas ungemütlich. Man nickert halt so vor sich hin.
Wecker auf 4:15 Uhr gestellt - ich öffne meine Augen und sehe das hier.
Ein unwiederbringliches Gefühl.
Es dauert nicht lange, und die 4er Partie aus der Biwakschachtel kommt herauf - wir erleben einen tollen Sonnenaufgang.
Ausgeschlafen? Nicht wirklich, aber egal!
Ich habe echtes Glück: im Osten noch schön ...
... während von Nordwesten langsam aber sicher die Schlechtwetterfront heranbraust. Etwas schneller als erwartet, denn ich habe ja noch einiges vor.
Ein Blick auf Kleinen und Großen Lafatscher, dahinter die gletscherbedeckten Feuersteine, Freiger und Zuckerhütl.
Blick hinunter zur Biwakschachtel. Die Laliderer Wände zu durchsteigen muss schon eine Leistung sein.
Um 6 Uhr packe ich meine Sachen zusammen und starte bei noch bestem Wetter.
Felsenfenster.
Ich lasse die Laliderer Spitze und die Biwakschachtel hinter mir. Gegenüber am westlichen Grat hochsteigen und schon stehe ich nach kaum 30 Minuten auf der ...
... Laliderer Wand (2.603m). Der Aufstieg ist sehr brüchig, aber relativ leicht (I). Links vorne mit der Dreizinkenspitze bereits das nächste und rechts mit der breiten Schneide der Grubenkarspitze das übernächste Ziel.
Blick retour nach Westen.
Nach einigem Gefuchse find ich Richtung Südosten eine halbwegs gangbare, aber extrem brüchige Rinne (I+), die mich unterhalb der Dreizinkenspitze ausspuckt.
Der Anstieg ist durch Stifte entschärft, sonst wäre das hier recht anspruchsvoll.
Um 7:30 Uhr bin ich auf der Dreizinkenspitze - genauer gesagt dem Ostgipfel mit Kreuz - der dritte Gipfel meiner kurzen Überschreitung.
Herrliches Farbenspiel über dem Rossloch. Das Wetter hält noch.
Wieder runter in den Schotter und hinüber zum ...
Sattel zwischen Dreizinken- und Grubenkarspitze. Links die Laliderer Wand mit den diversen ostseitigen Rinnen.
Der Nordwestgrat zur Grubenkar ist recht gutmütig (max. I). Nach einem kleinen Aufschwung erstmal Gehgelände.
Zuletzt etwas steiler und schmaler, oben dann das letzte Stück wieder flacher.
Letzter Teil des Nordwestgrats, links das weite Bockkar und die nördliche Rossloch-Umrahmung.
Tieblick zur Eng, die nun auch Sonne abbekommt.
Heute geht alles ganz schnell, nur etwas mehr als 2h nach Aufbruch von der Laliderer Spitze bin ich auf der Grubenkarspitze (2.633m).
Weiter im Osten die abgelegenen Gipfel der Platten- (2.492m) und Spritzkarspitze (2.606m). Den direkten Grat zwischen Plattenspitze und Grubenkarspitze muss ich mir auch einmal näher ansehen. Weiter hinten Huderbankspitze (2.319m) und Hochnissl (2.547m).
Blick hinunter ins Rossloch - schön langsam wird's Zeit für den Abstieg. Es regnet schon über dem Wetterstein.
Schöne Fernsicht noch Richtung Osten zu Venediger und Glockner.
Und natürlich auch das verlockende Grubenkar, aus dem man in das Vomperloch absteigen kann. Mit 5h muss man schon rechnen hinüber zur Walderalm am linken oberen Bildrand.
Last but not least - Sonnenspitzen.
Zeit für den Abstieg. Am Vortag dachte ich mir noch, dass Merino-Jacke und Haube für eine Tour am 1. August umsonst seien, doch ich war froh um diese Teile.
Abstieg über den Südgrat der Grubenkar.
Die plattige Oberfläche ist bei Trockenheit problemlos zu gehen. Bei Schnee wie damals auf der Skitour war das schon deutlich heikler.
So bleibt das bei maximal I.
Von der Scharte direkt hinunter ins Rosskar.
Es gilt: immer Richtung Rossloch abwärts, bald tauchen sporadische Markierungen auf. Rückblick auch zu den überschrittenen Gipfeln zwischen Laliderer und Dreizinkenspitze.
Die Sonne hat sich vertschüsst, ich vertschüsse mich ins Rossloch.
Zurück am Hinteren Boden.
Eine letzte kurze Rast, bevor es mit dem Rad zurück nach Scharnitz geht. Die 2 Tage im Karwendel nehmen ein (fast) trockenes Ende, es bleiben tolle Eindrücke von diesem wunderbaren, abgelegenen Stück Erde.
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Georg Marksteiner (Samstag, 07 Mai 2022 17:58)
Hallo, beeindruckende Tour. Darf ich fragen hättest du einen GPS-Track davon? Ich würde heuer gerne deine gewaltige Tour nach gehen. SG