Kuhkopf - Lackenkarkopf - Grabenkarspitze

2399 / 2416 / 2471 Meter

Karwendel

7. November 2020

Autor: Jürgen

Mit auf Tour: Holger

 

Beschreibung:

Gratüberschreitung ohne größere Schwierigkeiten in der nördlichen Karwendelkette: von Scharnitz (961m) ins Karwendeltal und zur Hochalm nahe des Karwendelhauses (1.710m) - Bikedepot. Zu Fuß über den Hochalmsattel (1.803m) und auf einem Karrenweg die Südflanke querend, zuletzt schräg aufwärts zum Grat oberhalb der Filzwand (ca. 2.100m). Das Gebiet des Filzwaldes bitte meiden da Ruhegebiet. Meist am Südostgrat, einigen Aufschwüngen kleinräumig ausweichend, zum Kuhkopf (2.399m). Auf breitem Rücken westwärts hinab und, den ersten Aufschwung Richtung Lackenkarkopf großzügig umgehend, zum Lackenkarkopf (2.416m). Weiter nach Westen und via Pkt. 2.374 am schmalen Ostgrat zur Grabenkarspitze (2.471m). Abstieg über den Südwestrücken, dann eher südlich haltend ins Lackenkar und mit dem MTB hinaus nach Scharnitz. 

 

Schwierigkeitsgrad: schwierig (T5/II)

Lange Gratwanderung mit einigen IIer Stellen ohne ausgesprochene Brisanz. Sobald es zu schwierig wird, kann in aller Regel gut umgangen werden. Vorsicht beim direkten Schrofenabstieg von der Grabenkarspitze, nicht zuweit westlich sondern Richtung Lackenkar halten.

 

Dauer: 8 Stunden

Höhenmeter: ca. 2.100 Meter

 

Parkplatz:

Scharnitz, gebührenpflichtig (6€).

 

Einkehrmöglichkeiten:

Karwendelhaus (im November geschlossen)

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:      ******** (8/10)

Anspruch:         ******* (7/10)



So schön ist das Karwendel: Blick zum Kuhkopf, dem ersten Gipfel unserer herbstlichen Überschreitung in der nördlichen Karwendelkette.

 

Immer wieder grüßt das Karwendel-Murmeltier. Mehrmals pro Jahr düse ich mit dem MTB durch das Karwendeltal. Heute ist wieder Holger dabei und wir müssen hinauf zum Hochalmsattel, um uns die ganz östlichen Gipfel der nördlichen Kette anzusehen.

 

Oft waren wir schon hier und somit bestens vorbereitet, Versteiger früherer Touren zu analysieren. Mir ist damals gleich beim ersten Versuch der Direktzustieg ins Larchetfleckkarl und weiter zur Tiefkarspitze geglückt, Holger hat es über das Tiefkar (links der Bildmitte) probiert. Im Gegensatz dazu rechts das weite Großkar, Zustieg u.a. zum Wörner von Süden.

 

Karwendeltal. 

 

Bei der Hochalm unterhalb des Karwendelhauses deponieren wir die Bikes. Holger zoomt Raffelspitze und Hochkarspitze heran.

  

Nach Überschreitung des Hochalmsattels (1.803m) zeigt sich die Südflanke in voller Pracht. Man könnte hier gleich links zum Lackenkarkopf ansteigen. Wir wollen aber den Kuhkopf von Osten her überschreiten und müssen daher ganz hinüber.

 

Bald endet der Karrenweg und wir steigen die Grasflanke an, um dem unterhalb gelegenen Filzwald, ein forstliches Ruhegebiet, auszuweichen. Im Hintergrund Lackenkarkopf und Kühkar, weitere Anstiegsmöglichkeiten.

  

Die steile Grasflanke. Ich eher schräg rechts, Holger gibt sich die Direkte.

 

Traumhafter Blick hinüber zur Birkkarspitze, mit 2.749m die Karwendel-Höchste.

 

Gras weicht Fels. Der Südostgrat (Filzwandgrat) beginnt.

 

Unten Filzwald sowie Kleiner Ahornboden, drüben das Spielissjoch mit der Falkenhütte.

 

Herrliches Wetter, trockener Fels, ab hier schön warm - so soll es sein (II).

 

An manchen Stellen wäre es markant schwieriger. Daher gelegentlich ohne Probleme umgehen.

Holger steht an der Basis des schwierigsten Aufschwungs. Schwer zu schätzen: III, IV? Wir umgehen.

 

Im Vorkarwendel thront der Schafreuter (2.102m).

 

Keine Hektik, viel Zeit zum Fotografieren. 

 

Der an den Kuhkopf andockende Grat der Talelespitze, eigentlich der Kuhkopf-Nordostgrat. III lt. AVF. Aufgrund der beiden zulaufenden Grate wird der Kuhkopf im alten AVF auch 'Kreuzwand' genannt.

 

Gras-Fels-Gras-Fels, alles wohlgefällig.

Dem Mond entgegen.

 

3:45h nach Aufbruch in Scharnitz erreichen wir den ersten Gipfel, den ... 

 

... Kuhkopf (2.399m) mit altem Fahrradgestell-Gipfelkreuz.

 

Obwohl es an diesem wunderbaren Novembertag richtig gut auszuhalten ist, halten wir uns nicht übermäßig lang auf. Die Tage sind kurz und es ist noch weit hinüber zur Grabenkarspitze: 1,9 km Luftlinie, um genau zu sein.

 

Imposant brechen die 1.200m hohen Torwände ins Tortal hinab.

 

Anfangs ganz entspannt den Grasrücken abwärts, vom Kühkar kommt ein gut sichtbarer Steig herauf, man hört auch von Skitouren im Winter. Bis zur Scharte verlieren wir etwa 170 Höhenmeter.

 

Schmal setzt der Ostgrat des Lackenkarkopfs an, spannend die Frage ob der letzte Aufschwung ('Karlkopf' lt. AVF) machbar ist oder wir nicht besser - wie in den meisten Berichten empfohlen - links hinausqueren.

 

Holger meint gleich einmal, dass das nichts bringt und quert früh und stressfrei nach links.

 

Das lass ich mir zwar zweimal sagen, probieren muss ich es aber trotzdem. Ergebnis: sehr brüchiges, splittriges Gestein, das nur mit erhöhtem Risiko auf kleinen Graspolstern zu überwinden wäre. Also in dieser Rinne wie auf Eiern runter und Holger nachgelatscht.

 

In der Querung. Holger hat jetzt mindestens 20 Minuten Vorsprung.

 

Bei dieser Rippe steige ich zum Grat zurück (II).

 

Tiefblick von oben auf den umgangenen Aufschwung. Unfein, viel schöner die Umgehung.

 

Dann ohne viel Höhengewinn herüber zum ...

 

... zum Lackenkarkopf (2.416m).

 

Da grinst er sich eins, weil ich's halt doch immer wieder probiere und (gelegentlich) scheitere.

 

Und weiter. Das Muster wiederholt sich: einfach runter, die Aufschwünge wieder schmäler.

 

Definitiv firntauglich, das obere Lackenkar.

 

Meist Gehgelände am Weg zu Pkt. 2.374m.

 

Oder leichtes Kraxeln.

 

Wir nähern uns der Grabenkarspitze.

 

Diesen Klotz sind wir leicht seitlich umgangen, Abklettern wäre mit III zu bewerten.

 

Aus dieser Scharte bin ich direkt rauf (III), auch da kann man ohne Schwierigkeiten südlich umgehen.

 

Am schmäleren Ostgrat das letzte Stück (I) hinauf zur ...

 

... Grabenkarspitze (2.471m). 6h nach Start heute früh in Scharnitz.

 

Und starke 2h herüber vom Kuhkopf.

 

Lässige Überschreitung, ideal für November.

 

Rechts unten das Grabenkar, wo ich schon einmal mit Ski herumgekurvt bin. Wir steigen nicht in die Scharte zurück, sondern südwestlich haltend ab, immer das Karwendelhaus in Sicht.

 

Bald wird es zu steil und wir halten uns in direkter Falllinie in der Schrofenflanke (T4).

 

Rechts glatte Platten und nicht ungefährliches Gelände.

 

Der Abstieg sollte nicht unterschätzt werden.

 

Nach ein bisschen Latschenkampf erreichen wir die freien Flächen nahe der Hochalm, die Runde schließt sich.

 

Radl aufklauben. Links Östl. Karwendelspitze, rechts Grabenkarspitze.

 

Die Rückfahrt gestaltete sich mal schattig-eisig, dann wieder sonnig. Mit 8 Stunden war die Tour länger als gedacht, Ausblicke und Abwechslung machen die Überschreitung aber in jedem Fall zu einer lohnenswerten Option nahe des Karwendelhauses.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    HM (Donnerstag, 04 Februar 2021 10:32)

    Sehr informativer Bericht wie immer! Danke