Hippenspitze - Auf den Kämpen - Pürzlkopf

2388 / 1845 / 1681 Meter
Karwendel

9. Oktober 2020

Autor: Roman

Mit auf Tour: Holger

 

Beschreibung:

Karwendel-Liebhabertour, im zweiten Teil nur für unverbesserliche Latschenkämpfer: mit Bike von Scharnitz (961m) über Gleirschhöhe und Isar ins Gleirschtal, Raddepot auf 1.176m bei der Abzweigung zur Kristenalm nahe der Amtssäge. Zu Fuß ins Kristental (neuerdings Radverbot!) zur Kristenalm (1.348m) und vor den Solstein-Nordwänden in die Wilde Iss auf den markierten Gipfelstürmerweg. Vor dem Sandegg (ca. 1.940m) weglos in die Nordwestflanke und oben über den Grat zur Hippenspitze (2.388m). Retour zum Sandegg und nordwärts über die dicht mit Latschen überzogenen Köpfe hinab. Am Grat bleibend überschreiten wir "Auf den Kämpen" (1.875m) und später den Pürzlkopf (1.681m). Weglos zur Möslalm (1.262m) und von der Amtssäge mit dem Bike hinaus nach Scharnitz.

 

Die Hippenspitze mit damals noch möglicher Bikefahrt bis nach der Kristenalm und selbem Ab- wie Aufstieg gibt es hier zum Nachlesen. 

 

Schwierigkeitsgrad: mittelschwierig (T4/I+)

Die Hippenspitze ist bei guten Verhältnissen für geübte Karwendelgeher keine größere Herausforderung. Wir mussten schneebedingt vom Normalweg etwas abweichen (I+ mit Schneeauflage, zweite I+ kurz vor dem Gipfel, Rest max. T4). Unser Abstieg über Kämpen und Pürzlkopf ist nur leidensfähigen Zeitgenossen mit guter Orientierungsgabe und hoher Latschenresistenz zu empfehlen. Statt einer Schwierigkeitsbewertung vergeben wir Stufe 4+ auf der inoffiziellen Skala der Latschenkampfklassen.

 

Dauer: 8 Stunden

Höhenmeter: 1620 Meter

 

Parkplatz:

Scharnitz

 

Einkehrmöglichkeiten:

Möslalm

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:        ******* (7/10)

Anspruch:          ****** (6/10)



Schöne Ausblicke sind gewiss beim Besuch der unscheinbaren Hippenspitze "hinter" der von Innsbruck so häufig besuchten Vorderen Brandjochspitze. Das besondere Etwas unserer Tour war aber unser Abstieg über Kämpen und Pürzlkopf, es muss ja einen Grund dafür geben, dass rein gar nichts über diese Gesellen geschrieben steht.  

 

Radfahren ist des Holgers Lieblingsbeschäftigung nicht, trotzdem aber ist der Drahtesel für die Anfahrt von Scharnitz unerlässlich. Unser Hauptziel, die Hippenspitze, lugt schon im rechten Bildteil hervor, der Waldrücken davor wird uns am Nachmittag einiges abverlangen.

 

Raddepot unterhalb der Amtssäge. Roman durfte da noch mit dem Radl rein, mittlerweile ist auch das verboten. Wo sollen diese ganzen Verbote noch hinführen? Wo ist die Aufklärung darüber, WARUM diese Wege gesperrt werden?

 

Holger ist froh, endlich zu Fuß gehen zu dürfen. Im Hintergrund der Hohe Gleirsch (2.492m) links und der Gr. Katzenkopf (2.591m) mit seinem Südwestgrat rechts.

 

Bei der Kristenalm (1.348m). Oben das Oberisskar und die senkrecht gestellten Schichtplatten der Erlspitze (2.405m), rechts die auch in der Praxis sehr abweisenden Fleischbanktürme.

Bei diesem Jagdhüttl zweigen wir ab in die Wilde Iss.

 

Ab hier sind wir am 'Gipfelstürmerweg', dem markierten Verbinder zwischen Hitt-Sattel und Solsteinhaus.

 

Sehr beeindruckend die Nordwand des Gr. Solstein (2.541m). So leicht der Normalanstieg von Westen, z.B. als Skitour, so schwer die Nordwand-Kletterrouten. Die im alten AVF dokumentieren Führen sind nicht unter IV+ zu haben, Durchstiegszeiten 6 Stunden aufwärts.

 

Frisch war's für Anfang Oktober, die Sonnenstrahlen tun gut.

 

Und auch für das Auge wird was geboten: nun schon unterhalb von Hoher Warte (2.597m, li.) und Kleinem Solstein (2.637m, re.).

 

1.760m, unser anfängliche Sorge über zuviel Schnee verfliegt rasch. Die Gipfelflanke zur Hippenspitze schaut bestens gangbar aus.

 

Wie immer im Karwendel: ein Fest für die Sinne. Zwischen den Bäumen erspähen wir die Larchetkarspitze (2.541m) und ihren Südgrat mit dem markanten, erstaunlicherweise unbenannten Gratkopf - Route ist IV.  

 

Holger studiert die Erlspitzgruppe.  

 

An geeigneter Stelle, noch vor dem Sandegg und dem Übergang ins Arzler Kar, verlassen wir den Steig, die Route ergibt sich logisch.

 

Gelegentliche Steigspuren und einzelne Steinmänner sind anzutreffen.

 

Auf halber Höhe kann man sich den Weiterweg frei aussuchen. Die Rinne rechts ist mühsam und überdies schneegefüllt, daher halten wir uns entlang der Wiesen links.

 

Kleiner und Großer Solstein gegenüber. Es gibt da auch interessante Routen im II./III. Grad, vielleicht ja einmal ein Projekt für einen heißen Sommertag?

 

Wir zwei finden's lässig!

 

Die Steinmänner weisen durch eine schneegefüllte Rinne, wir halten uns möglichst ohne Schnee an einer brüchigen Rippe (I+, bei Eis nicht unheikel).

 

Kraxeln, sehr fein aber mit klammen Fingern.

 

Ausstieg auf den Grat. Wir sind recht weit nördlich rausgekommen.

 

Holger vor dem atemberaubenden Karwendelpanorama. Alle Gipfel hier zu verlinken bringt nichts, selber via Tourensuche reinschauen.

 

Der Grat stellt keine besonderen Anforderungen. Meist Gehgelände und I.

 

Eine kleine glatte Platte ist abzuklettern (I+).

 

Die letzten Meter, unter dem Gipfelkreuz kann man noch eine am IIer kratzende Stelle mitnehmen.

 

Feine Gipfelrast auf der Hippenspitze (2.388m). Viel ist hier nicht los, wie Roman schon festgestellt hat. Obwohl der Berg im Schatten der Nordkette steht, ist der Rundumblick von besonderer Qualität.

 

Wir nehmen uns Zeit zur Rast. Ich schaue mit dem Fernglas in die Landschaft, Holger macht ... was anderes :))

 

Abstieg über den Grat. Ich wende meine ganzen Überredungskünste auf, um Holger zum Abenteuer Pürzlkopf zu bewegen. 

 

Mit etwas Vorsicht hinab.

 

Hier nehmen wir die direkte Linie.

 

Da stehen sie, das sind noch waschechte Karwendel-"Geheimtipps". Viel mehr als deren Existenz wird im AVF nicht erwähnt, plus das es Jagdsteige geben soll. Ich habe am Vorabend am Luftbild ein paar Latschengassen ausgemacht, die aber keineswegs alle durchgängig waren.

 

Schwer beeindruckend von jeder Seite: die Kumpfkarspitze (2.393m) mit vorgelagerten Widderzähnen und Raggenkopf.

 

Holger ist schon ganz begeistert von unserem Vorhaben. Eher widerwillig schlängelt er sich mir hinterher.

 

Anfangs ist das Ganze unproblematisch. Erst kurz vor dem Kämpen wird die Leidensfähigkeit erstmals getestet.

 

Ich bin direkt drunter und drüber gekraxelt und schließlich am höchsten Punkt des Kämpen gelandet (1.875m). Steig? Steinmann? Vergiss es.

 

Holger hat eine Umgehung genommen und trägt diesen Berg auch stolz in sein Gipfelbuch ein.

 

Nach dem Kämpen: eine Latschengasse und definitiv Spuren von ... Gämsen? Jägern? Wer weiß das schon so genau?

 

Der nächste Buckel. Hier war bald wieder Sense mit Steig.

 

Holger-Suchspiel.

 

Mir gefällt's, ist ein gutes Geduldstraining für die in 2020 so anzutreffenden Zumutungen des Lebens. Nach ein paar Meter aufrechtem Gang müssen wir bald wieder in die Krabbelposition.

  

Hier war es dann stellenweise ziemlich ruppig.

 

Manchmal hilft nur die Flucht an den Rand der Abbrüche. Sorgfältig steigen bzw. gut festhalten. 

 

Verzweiflung in Grün.

 

Es gibt immer noch eine Steigerung.

 

Irgendwann ging der reine Latschenwall in ein Latschen-Hochwald-Gemisch über, was die Sache mangels Übersicht noch verschärft hat. 

 

Schlußendlich hat Adlerauge Holger diese Markierung erspäht. 

 

Keine drei Meter links davon: wir sind am Pürzlkopf (1.681m), sogar mit Markierung und Grenzstein. Unglaublich eigentlich, hier verläuft die Innsbrucker Gemeindegrenze.

 

Im steilen Wald haben wir eine Weile den in der ÖK50 verzeichneten Jagdsteig zur Möslalm gesucht und, erraten, nicht gefunden.

 

Holger war irgendwann dann auch weg, er hat den Rücken hinab Richtung Amtssäge angepeilt.

 

Ich bin dann bei der Möslalm rausgekommen. Rechts der Bildmitte grüßt nochmals die Hippenspitze herunter.

 

Bei der Amtssäge habe ich vor lauter Witzeln über den Pürzlkopf noch meine Stecken liegengelassen. Vielleicht liegen sie ja nächstes Jahr noch dort, genauso wie meine Radpumpe die ich kürzlich nach 1,5 Jahren beim Eingang des Moserkars wiedergefunden habe. Egal, der heutige Tag hat uns wieder einmal gezeigt wie abwechslungs- und entbehrungsreich Karwendeltouren sein können - genau deswegen suchen wir uns ja solche Ziele aus.

 


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