Fallbachkarspitze (Gr. Wechselspitze)

2316 Meter

Karwendel

4. Juli 2017

Autor: Jürgen

 

Beschreibung:

Vom Parkplatz bei Absam (780m) am Forstweg bis zur Abzweigung des Steigs zur Alpensöhnehütte. In Serpentinen bis kurz vor die Hütte (ca. 1.340m), rechts ab auf schwachem Steig zu einer Lichtung mit Rastbank und durch den Wald bergan. Weiter oben durch die Merkelrinne und über schottrige Schrofen und den felsendurchsetzten Latschengürtel zum Gipfel der Hüttenspitze (korrekt: Halltaler Zunterkopf, 1.858m). Abstieg in nordöstlicher Richtung in die Wechselscharte (1.760m) und über die Nagelwand empor zum Ansatz des Südgrats (ca. 2.000m). Am Südgrat über die Gratschneide, zweimal in die Südost-Flanke ausweichend, zu einer Wiesenfläche (ca. 2.270m) und über den letzten Steilaufschwung zum Gipfel (2.316m). Rückweg zur Wechselscharte über den Normalweg, von dort westwärts via Wechselreise in das Halltal zur Wasserfassung und zurück zum Parkplatz. 

 

Schwierigkeitsgrad: sehr schwierig (T5/III)

Einfacher Steig zur Alpensöhnehütte (T2), von dort zur Hüttenspitze (T4/I). Abstieg in die Wechselscharte (II-), gesicherter Klettersteig durch die Nagelwand (B/C, ausgesetzt) und auf steilem Steig zum Südgrat (T4). Am Grat drei Stellen III, wenige Steinmänner, fallweise sehr ausgesetzt, teilweise Ausweichen in die steile SO-Flanke - absolute Trockenheit erforderlich. Der letzte Aufschwung zum Gipfel ist luftig (III). Hinunter über den Normalweg (T5/II-) und die Nagelwand. Ab Wechselscharte über Schotterreise ins Halltal und auf der Asphaltstraße bzw. Forstweg zum Parkplatz.

 

Dauer: 5,5 Stunden

Höhenmeter: 1.780 Meter

 

Parkplatz:

Kostenfreier Parkplatz Sprungschanze bei Absam.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Alpensöhnehütte (1.345m)

 

Landschaft:  ********* (9/10)

Kondition:            ***** (7/10)

Anspruch:       ******** (9/10)



Die kühne Fallbachkarspitze. Vom Parkplatz sind über 1.600hm steiles Gelände zu überwinden. Ich starte kurz nach 17 Uhr mit dem Ziel, oben noch in den Genuß eines schönen Sonnenuntergangs über dem Halltal zu kommen.

 

Zuerst im angenehm schattigen Wald hinauf bis kurz vor die Alpensöhnehütte (ca. 1.340m).

 

Auf 1.500m geht der Wald in erste Schotterpassagen über. Durch den durchwegs steilen Anstieg erreicht man schnell Stellen mit schönen Ausblicken, wie hier nach Wattens und in die Tuxer Alpen zu Hirzer und Gilfert.

 

In der Merkelrinne erster Felskontakt, unter der Hüttenspitze ist dann schrofiges Gelände zu durchsteigen. Trittsicherheit erforderlich.

 

Um etwa 18:30 Uhr und etwas über 1000hm stehe ich am Gipfel der Hüttenspitze (Halltaler Zunterkopf), 1.858m. Vor mir baut sich ein gewaltiges Ambiente auf. In gelb der grobe Verlauf des Anstiegs über den Südgrat (mehrere Stellen III) zur Fallbachkarspitze, links davon in der schattigen Rinne der Normalweg als Abstiegsroute (II-). Über die rechte Rinne zwischen Fallbachkar- und Kl. Wechselspitze verläuft der An-/Abstieg der Fürleg-Runde.

 

Von der Hüttenspitze ostwärts und auf der NO-Seite über eine kurze Rinne (II-) mit etwa 100hm Höhenverlust in die Wechselscharte, ca 1.760m.

 

Auf der anderen Seite über die klettersteigartig versichterte, steile Nagelwand hinauf. Oberhalb der Nagelwand ist man wieder auf Höhe der Hüttenspitze. Das Wetter ist an diesem Abend wunderbar stabil - bei drohender Gewittergefahr ist von dieser Route durch die fehlende Rückzugsmöglichkeit absolut abzuraten.

 

Bei der Markierungsstange auf exakt 2.000m wird es nun ernst und die Spannung steigt. Da es im Internet kaum aussagekräftige Berichte gibt, weiss ich nur, dass man bei der einen oder anderen Stelle in die Südostflanke ausweichen soll. Sonst immer möglichst am Grat bleiben (im Bild etwa mittig-rechts).

 

Nach wenigen Minuten wird der erste Gratzacken einfach überklettert. Ziemlich schnell wird das Gelände ausgesetzt, weiter oben kommt dann noch die Steilheit hinzu. 

 

Kurze Zeit später bäumt sich die erste Steilpassage auf, die oben mit einer kurzen III- abgeschlossen wird. Der Fels ist von sehr guter Qualität.

 

Gleich nach dem IIIer-Ausstieg folgt eine sehr schmale, luftige Gratschneide.

 

Der erste schwierigere Teil ist überwunden und es folgt kurz einfacheres Gelände mit Latschen.

 

Nach dem flacheren Teil rechtshaltend der nächste Aufschwung, diesmal leichter. Bisher ein echter Genuß.

 

Ein kleiner Steinmann weist den Weg in eine Rinne rechts des Grats, das erste mal ist also östliches Ausweichen angesagt. Steil und hin und wieder etwas schuttiger steigt man ca. 50hm in der Rinne hinauf. Damit ist etwa die Hälfte des Südgrats überwunden, bis dahin keine Orientierungsschwierigkeiten.

 

Rückblick in die Rinne, rechts der Grat. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier schon ein Muß.

 

Der Rinnenaussteig leitet auf ein weiteres kleines Plateau. Von diesem ist der Grat über ein luftige Querung zu erreichen (III-). Der Grat selbst steilt nun merkbar auf.

 

Gleich darüber gutgriffig hinauf (II).

 

Ab sofort steht man unter erhöhtem Adrenalinspiegel: auf der einen Seite (hier links) die steile Plattenwand zur Kl. Wechselspitze, auf der anderen Seite eine stetig an Höhe gewinnende Steilwand. Rechts unten das kleine schottrige Plateau, links daneben die vorhin angestiegene Rinne im Schatten.

 

Es zieht direkt am Grat im kontinuierlichen, ausgesetzten IIer Gelände nach oben. Kleine Plateaus erlauben das Sammeln. Der Blick nach oben lässt aber Zweifel aufkommen, ob es in direkter Linie weitergeht. Es kündigt sich ein weiteres Ausweichen in die SO-Flanke an.

 

Die Kletterei ist sehr anregend. Hier ein Eindruck von der Perspektive. Rechts pfeift die Plattenwand zur Kl. Wechselspitze hinunter.

 

Ich versuche weiter mein Glück am Grat und stehe schlussendlich vor diesem wenige Meter hohen Köpfl, sogar ein Schlaghaken ist zu sehen. Von unten betrachtet scheint am ehesten die Umgehung rechts möglich. Da mir die Sache in Summe zu haarig ist (sehr ausgesetzt, direktes Überklettern mind. III, Passage darüber nicht einsehbar), mache ich hier aber kehrt. Ich steige etwa 20hm bis zum letzten sichtbaren Steinmann ab, um in die SO-Flanke hinauszuqueren.

 

Hier schon in der Flanke, an den Vertiefungen der glatten Platten kommt man gut voran. In diesem Bereich allerdings nirgends ein Steinmann, somit musste ich etwas Zeit für die Routensuche aufwenden.

 

Oben zum Grat hin wird das Ganze schließlich einfacher.

 

Ich erreiche nach ziemlich genau 1h den Ausstieg auf dem Wiesenplateau unterhalb der Fallbachkarspitze, habe aber sicher ein Viertel der Zeit mit der Suche nach der geeigneten Linie zugebracht. Bei genauer Wegkenntnis ist der ca. 270m hohe Grat deutlich schneller zu machen.

 

Nun folgt noch das Schmankerl, der kühne Anstieg durch die Gipfelflanke (III+, oben mit ein paar Klammern entschärft). Es geht rechts in der Verschneidung hinauf bis knapp unterhalb des Gipfelsporns.

 

In der Verschneidung. Sehr stabiler Fels.

 

Oben! Zu perfekter Zeit um 20:00 Uhr, rechtzeitig um in den Genuß des Sonnenuntergangs zu kommen. Im Hintergrund die Hohe Fürleg.

 

Am Gipfel der Fallbachkarspitze, 2.316m.

 

Das beeindruckende Bettelwurf-Osteck, welches noch einmal erhöhte Schwierigkeiten aufweist (III+ bis IV-, je nach Bericht). Links das GK des Gr. Bettelwurf.

 

Tolle sommerliche Abendstimmung hoch über dem Inntal.

 

Sonnenuntergang über dem Halltal. Genuss pur!

 

Blick auf das flache Wiesenplateau unterhalb des Gipfelaufbaus. Rechts schon der Einstieg zur Abstiegsrinne sichtbar. Ganz unten die Hüttenspitze im Schatten.

 

Ziel des Abstiegs ist das Ende der langen Wechselreise im Halltal. Von dort führt die Straße zurück zum Parkplatz.

 

Beim Rückweg in der Verschneidung auf Höhe der Eisenklammern. Die Abschüssigkeit des Geländes erfordert konzentriertes Abklettern.

 

Vom Wiesenplateau rechtshaltend hinunter zum Rinneneinstieg (II-).

 

Letztes Sonnenlicht über der Speckkarspitze.

 

Abstieg über den gut markierten Normalweg (kein Wanderweg!). Steil, aber gut gangbar. Oben Schrofengelände, weiter unten etwas felsiger (T5/I+).

 

Am Fusse des Südgrats nach unten.

 

Die Nordkette mit Solsteinen & co. im Abendlicht.

 

Schlußendlich bin ich um knapp vor 21:00 Uhr wieder auf Höhe der Markierungsstange, die zurückgelegte Runde im Rückblick. Von dort bei noch ausreichender Helligkeit die Nagelwand hinunter.

 

In der Wechselscharte angekommen.

 

Im Eiltempo die gigantische 500m hohe Wechselreise hinunter. Schotterqualität nach unten hin besser werdend.

 

Im letzten Licht um ca. 21:30 Uhr im Halltal.

 

Und im Schein der Stirnlampe gemütlich zurück zum Parkplatz, welchen ich um kurz nach 22:00 Uhr erreiche.

 


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Kommentare: 2
  • #1

    Rainer (Freitag, 14 Juli 2017 17:47)

    Servus Jürgen, gratuliere zur gelungenen Tour.
    Zum "Adrenalinfoto" kann ich dir den Aufstieg zum Grat von der kleinen Wechsel aus schicken (Route "Andi" �), falls du diese schönen Riss einmal nehmen willst. Berg Heil Rainer

  • #2

    Jürgen (Samstag, 15 Juli 2017 09:53)

    Hallo Rainer, danke & gerne! Ich habe bei meiner meiner letzten Fürleg-Runde Andi auf der Kl. Wechsel getroffen und ihm dann beim Aufstieg durch den Riss hinauf zum Grat zugesehen (siehe Foto beim Tourenbericht Fürleg). Nix für schwache Nerven, hat von unten wie ein IVer ausgesehen. Gruß