Kuhljochspitze - Freiungspitzen - Reither Spitze
2297 / 2332 / 2374 Meter
Karwendel
23. September 2018
Autor: Jürgen
Beschreibung:
Vom LKH Hochzirl (990m) am Forstweg Richtung Solsteinhaus und in direkter Linie meist weglos aufwärts zum Brunstkopf (1.719m). Weiter am Steig über Garberskopf (1.903m), Kreuzjöchl (2.043m) und den Südgrat zur Kuhljochspitze (2.297m). In die Kuhljochscharte, ein Stück westwärts am Höhenweg und weglos zum Östlichen Freiungturm (2.302m). Meist am Grat oder knapp unterhalb am Höhenweg und wenige Meter aufwärts zum Mittleren Freiungturm (2.322m). In ähnlichem Verlauf weiter zum Westlichen Freiungturm (2.332m). Die letzten westlichen Türme am Höhenweg umgehend abwärts in das Raukar (2.010m) und hinauf zum Ursprungssattel (2.096m). Aufwärts zur Nördlinger Hütte (2.239m) und zur Reither Spitze (2.374m). Abstieg über Schartlehnerhaus (1.856m) zum Rauenkopf (2.011m), via Holzköpfl (1.893m) zur Jagdhütte beim Durschkopf (ca. 1.610m) und abwärts nach Leithen (1.020m). Zuletzt hinunter in die Schlossbachklamm (ca. 920m) und wieder retour zum LKH Hochzirl.
Die Erlspitzgruppe bietet vielfältige Tourenmöglichkeiten, wie z.B. die einfachen Touren von Seefeld zur Reither Spitze oder Seefelder Spitze (als Skitour), sowie von Hochzirl zur Erlspitze über den Nordgrat.
Schwierigkeitsgrad: schwierig (T5/II)
Lange Runde, ich habe den Zeitbedarf stark unterschätzt! Wegloser Anstieg zum Brunstkopf erfordert Orientierungsvermögen, danach an manchen Stellen schmaler, erodierter Steig (T4); Südgrat zur Kuhljochspitze brüchig (Stellen II). Freiungen-Höhenweg versichert (T4/I), die Zustiege zu den nahen Freiungtürmen sind unschwierig (max. T5/I). Je mehr man beim Übergang versucht, direkt am Grat zu bleiben, desto schwieriger ist es, manche Türme sind III und mehr, können aber unterhalb umgangen werden. Abstieg ins Raukar brüchig (T4). Reither Spitze wenig schwierig (T4/I). Abstieg nach Leithen und Schlossbachklamm wenig schwierig (T3).
Dauer: 8:15 Stunden
Höhenmeter: 2.080 Meter
Parkplatz:
LKH Hochzirl.
Einkehrmöglichkeiten:
Landschaft: ********** (9/10)
Kondition: ********** (10/10)
Anspruch: ******** (7/10)
Die Erlspitzgruppe ist der südwestliche Teil des Karwendel und berüchtigt für den brüchigen Fels, den ich u.a. schon an den Fleischbanktürmen und am Erlspitz-Nordgrat "genießen" durfte. Landschaftlich ist diese Ecke und insbesondere der zerrissene Grat rund um die Freiung- und Ursprungtürme (hier im Bild) absolut herausragend.
Wie immer bei längeren Überschreitungen hilft eine kleine Topographie der Spitzen, Türme und Köpfl: von Hochzirl den bewaldeten Rücken über Brunst- und Garberskopf zur Kuhljochspitze. Dann westwärts über die diversen Freiungtürme - der Freiunger Höhenweg verläuft immer knapp unterhalb - zur Nördlinger Hütte und zur Reither Spitze. Abstieg über Rauen-, Holz- und Durschkopf und die tief eingeschnittene Schlossbachklamm zurück nach Hochzirl.
Regen über Nacht, daher breche ich erst am mittleren Vormittag vom LKH Hochzirl (990m) auf. Dass ich über 8 Stunden, und das fast ohne Pausen, unterwegs sein werde, ist mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.
Kurz am Forstweg Richtung Solsteinhaus, dann aber in einer Rinne direkt ins Gemüse. Manchmal ist man schon ein ziemlicher Depp.
Irgendwie schaff ich's aber zum Forstweg und auf 1.280m folge ich einer OSM-Signatur, die mir einen Steig anzeigt.
Ich sehe viel - wie hier Richtung oberes Inntal - aber keinen Steig.
Dafür viel Grün.
Nach oben hin lichtet sich der Wald, ab ca. 1.600m verdichten sich tatsächlich Steigspuren.
Auf ca. 1.650m öffnet sich erstmals das Gelände unterhalb des Brunstkopfs. Gegenüber der Gr. Solstein (2.541m) mit seiner im Winter so lohnenden Westflanke.
Genial gelegene Hütte mit Fernblick auf Nockspitz, Kalkkögel mit Ampferstein und Marchreisenspitze und die östlichen Sellrainer. Ab hier ein vernünftiger Steig.
Ich überschreite den Brunstkopf (1.719m) und das nächste namenlose Latschenköpfl.
Vor mit bauen sich meine Gipfelziele auf: rechts die Kuhljochspitze, mittig die breite Zackenreihe der Freiungsspitzen (auch Freiungtürme genannt) und links die Reither Spitze. Langsam dämmert mir, dass sich das alles wohl eher nicht in 4-5 Stunden ausgehen wird, da ich ja noch großzügig ausholend über den gegenüberliegenden Kamm absteigen will.
Egal, die Landschaft ist sowieso zeitlos. In der Senke vorne das Solsteinhaus, dahinter das innere Karwendel.
Am Garberskopf (1.903m). Von hier könnte man auch zur Solnalm und retour nach Hochzirl absteigen, das alleine wäre schon eine lohnenswerte, kleine Runde.
Doch ein "richtiger" Gipfel muss es schon sein. Auf der Kuhljochspitze war ich vorher schon zweimal, heute Besteigung Nr. 3 und diesmal wirklich möglichst direkt am Südgrat. Mit Roman bin ich schon einmal mehr seitlich in der Südwestflanke hoch.
Der Steig hinauf zum Kreuzjöchl ist an ein paar Stellen ziemlich erodiert - Trittsicherheit wichtig.
Herrliche Wolkenstimmung, vorne das Kirchbergköpfl (1.943m), der höchste Punkt unserer damaligen Hechenberg-Wanderung.
Nach dem Kreuzjöchl (2.043m) steilt der Südgrat auf, oben bereits einige der Freiungtürme.
Rückblick zum Kreuzjöchl und den bisher begangenen Kamm. Endlich Ende der Latschen und ran an den Fels.
Schaut ja von weitem alles sehr stabil aus.
Runter in eine Scharte und links durch eine schottrige Rinne.
Wieder zurück zum Grat in eine weitere Scharte. Ich fühle mich eher wie in einer Sandkiste, festen Fels sucht man hier vergebens. Vorne der schwierigere Teil des Südgrats (II).
Seitlich etwas ausweichend, dann wieder zum Grat.
Weiter oben steiles Grasgelände, zum Schluß leichte Kletterei (II-).
Kuhljochspitze, 2.297m & ich, 1,82m.
Gute 3h muss man mindestens rechnen, wenn man von Hochzirl über den Kamm ansteigt. Ein uriges Stück Karwendel.
Tiefblick auf den Kessel des Gießenbachs, der weiter unten in der tief eingeschnitten Schlossbachklamm Richtung Zirl verläuft. Ein Abstieg scheint machbar zu sein, es gibt aber keinerlei offizielle Steige und der AVF rät ausdrücklich davon ab.
Abstieg von der Kuhljochspitze auf dem nun markierten Weg zur ...
... Kuhljochscharte. Zeitangabe zur Nördlinger Hütte 3h, uff, zur Nachmittagsjause mit den Schwiegereltern werd ich's wohl nicht nach Hause schaffen ... ;)
Ab sofort am Freiungen-Höhenweg. Der erste Gratkkopf wird unterhalb umgangen, vorne bereits der Östliche Freiungturm.
Das nordseitige, im Winter beliebte Kuhlloch oberhalb der Eppzirler Alm.
Typische Passage am Höhenweg. Versichert, T4/I, die Route ist kein Spazierweg.
An geeigneter Stelle verlasse ich den Höhenweg und steige hinauf zum Östlichen Freiungturm. Wegweiser sucht man hier vergeblich, es ist nicht mal ganz klar, welcher Turm der Richtige ist.
In der Scharte sieht man nämlich gegenüber einen etwa gleich hohen Turm mit Steinmann.
Blick vom östlichen Östlichen zum westlichen Östlichen Turm. Verwirrend? Ja, so ist es im Gelände auch.
Rückblick zur Kuhljochspitze (mittig), links die Erlspitze. Beeindruckend die verfaltenen, fast senkrecht gestellten Schichtplatten.
Am westlichen Östlichen Freiungturm (2.302m). Vorne bereits der Mittlere Turm, der Höhenweg verläuft knapp unterhalb.
Ich bleibe vorerst am Grat. An dieser Stelle verläuft der markierte Weg etwa 50 Höhenmeter tiefer.
Kessel der Eppzirler Alm. Links das Sunntigköpf (1.765m). Irgendwo hier müsste nördlich vorgelagert die 'Haneburgernadel' zu sehen sein, dürfte sich aus dieser Perspektive aber leider nicht ausgehen (für Freaks empfehle ich diese Übersicht).
Der Grat ist spannend und mit kleineren Nadeln gespickt.
Bei diesen Formationen bin ich dann länger hängengeblieben, einer von diesen Türmchen müsste doch zu packen sein. Der rechte eher nicht, nach einem kurzen Versuch habe ich abgebrochen (III-IV), man weiß ja nie was drüber noch kommt.
Der linke Turm ging gut (III-), ist aber eine reine Fleißaufgabe.
Auf dem ganzen Freiungen-Höhenweg sieht man viele Türme. Wenn man auf einen Turm klettert, sieht man ... einen Turm. Hier der schwierige Bruder meines Turms.
Drüben der mittlere Freiungturm. Da der Steig fast zum Gipfel hinaufführt, ist dieser leicht zu erreichen.
Gesagt, getan - am Mittleren Freiungturm (2.322m).
Die Zackenreihe setzt sich nach Westen fort.
Hier bin ich rechts auf ein Köpfl, dahinter wieder runter. Vorne taucht der Westliche Freiungturm auf.
Stehe ich nun am Westlichen Freiungturm (2.332m)? Vermutlich, das GPS über der Kartensignatur der ÖK50 und OSM sagt ja. Die Türme da drüben scheinen fast gleich hoch zu sein.
Nach 2 Köpfl, einem Jöchl, einer Spitze, 3 offiziellen und 4 namenlosen Türmen ließ ich es hier gut sein. Die weiter westlich anschließenden Türme scheinen nochmals erhöhte Schwierigkeiten zu bieten und irgendwie saß mir die Jause mit den Schwiegis doch im Nacken.
Also runter auf den Höhenweg, dort die üblichen Versicherungen.
Am westlichen Ende der Zackenreihe steigt man etwas nach Süden ab.
Interessant wäre eine Erkundung der Gießenbachklamm schon, aber wenn dann mit Zustieg von unten, schaut von hier schon etwas kniffliger aus als noch von der Kuhljochspitze.
Immer wieder die sehenswerten senkrechten Schichtplatten.
Ca. 200 Höhenmeter Abstieg durch eine breite, bröslige Rinne in das Raukar.
Es wartet das letzte Gipfelziel für heute, die Reither Spitze. Dazu aber nochmals etwa 100 Höhenmeter hinauf zum Ursprungsattel (rechts), weiter unterhalb der Ursprungtürme durch das Schotterkar zur Nördlinger Hütte und von dort zum Gipfel - insgesamt etwa 370 Höhenmeter vom tiefsten Punkt im Raukar.
Vom Urspungssattel (2.096m) gäbe es einen markierten Abstieg in das Wimmertal und hinaus nach Gießenbach.
Man beachte die Zeitangabe - von hier 5h zum Solsteinhaus! Hinweis für Nachgeher: Ich habe trotz der diversen Türme in raschem Tempo von der Kuhljochspitze zur Reither Spitze 2:30h gebraucht, trotzdem bin ich auf der gesamten Runde auf über 8 Stunden gekommen.
Die Strecke vom Westlichen Freiungturm über das Raukar und den Ursprungssattel habe ich soweit möglich im leichten Laufschritt zurückgelegt.
Am Kamm bei der Nördlinger Hütte (2.240m), es ist nur ein kleiner Hupfer hinauf zur Reither Spitze.
Versichert, max. T4/I.
Reither Spitze, der höchste Punkt meiner Runde (2.374m)
Fast 6 Stunden nach Aufbruch. Die Reither Spitze ist ein toller Aussichtspunkt auf das Karwendel.
Erlspitzgruppe mit den überschrittenen Freiungtürmen.
Es wartet noch ein weiter Rückweg. Also wieder abwärts zur ...
... Nördlinger Hütte, die sich für den angesagten Sturm rüstet.
Abstieg von der Reither Spitze nach Süden.
Hinunter in die Scharte beim Schartlehnerhaus, danach hoch zum Rauenkopf.
Start und Ziel, das LKH Hochzirl hoch über Zirl.
Schartlehnerhaus (1.859m).
Ohne Wegweiser auf einem kleinen Steig 160 Höhenmeter rauf zum Rauenkopf.
Herrlicher Rückblick zu Freiungtürmen und Kuhljochspitze.
Vom Rauenkopf (2.011m) ins Inntal geblickt.
Eintauchen in die Latschen. Ein relativ gut ausgeschnittener Steig führt einen aber sicher durch das Dickicht, unten bereits das ...
... Holzköpfl (1.893m). Wird nicht als Meilenstein in meine Bergkarriere eingehen.
Von hier noch fast 1.000 Höhenmeter runter in die Schlossbachklamm, bevor es dann an der anderen Talseite zurück aufwärts nach Hochzirl geht.
Millionen Latschen säumen den Weg, unten das Durschköpfl (1.639m) - im Sommer in diesem Latschen-Walhalla in Durscht-Köpfl umbenennbar.
Ich passiere eine kleine Jagdhütte und diese pelzigen Genossen.
Steiler Karrenweg hinunter Richtung Reith bzw. Leithen.
Wiederum entpuppt sich eine Kartensignatur als nicht existenter - oder nicht auffindbarer - Steig.
In Leithen laufe ich beim Bahnhof vorbei. Die Zeitangabe nach Hochzirl (1:30h!) lässt mich kurz überlegen, ob ich nicht den Zug nehmen soll. Aber wenn schon, denn schon, aus den 90 lassen sich auch 40 Minuten machen.
Hoch über der Schlossbachklamm, gegenüber auf gleicher Höhe das LKH. Achtung: der Steig ist offiziell gesperrt, den Grund dafür konnte ich nicht eruieren.
Lohnender Abstieg in die Schlossbachklamm bis auf fast 900m. Oben die Eisenbahnbrücke über die Klamm und ganz oben die Freiungtürme.
Mit dem Gegenanstieg nach Hochzirl endet eine äußert vielfältige Runde nach über 8 Stunden. Ich komme zwar 'etwas' verspätet an, aber es war ein spannender Tag in der Erlspitzgruppe und das Wetter hat trotz Sturmwarnung auch noch gehalten.
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Georg (Montag, 26 Juli 2021 13:39)
In den meisten Wanderkarten sind zwei direkte Steige auf den Brunstkopf eingezeichnet - einer bei der Bank auf 1.280 m und der zweite am Ende der Forststraße auf 1.360 m -, die in Wirklichkeit aber nicht oder nur im obersten Teil existieren. Es gibt allerdings eine Alternative, einen erstaunlich guten und offensichtlich auch gewarteten Steig, der in keiner Karte eingezeichnet ist: Vom Ende des Forstwegs auf 1.380 m (mit Container) führt der Steig kurz hinauf zu einem Hochstand und zieht dann ansteigend oberhalb von Felsabbrüchen recht weit Richtung Osten. Der Steig zieht bis in die südostseitig ausgerichtete Flanke und führt dann durch die Latschen in einer Schleife zum Jagdhaus unter dem Gipfel. Das Gelände ist großteils steil, aber einfach zu begehen und der Weg in wirklich gutem Zustand. Meine Vermutung ist, dass der Weg von den Jägern gut gepflegt wird (und vermutlich aus demselben Grund auch nicht in den Karten zu finden).
Jürgen (Mittwoch, 25 August 2021 12:47)
Hallo Georg, danke für die sehr plausible Klärung!
Gruß
Peter (Mittwoch, 02 November 2022 12:55)
Die nicht auffindbaren Wege unterm Brunstkopf werden bald aus den Wanderkarten verschwinden und der gut gepflegte Weg statt denen auftauchen. Wenn der in der ÖK50 ist, dann kann die Jagd nichts dagegen haben, dass er auch in Wanderkarten erscheint. Das Foto ist aber wohl eher unter dem Holzköpfl gemacht?